Eines Tages klingelte mein Telefon. „Da bist du ja“, sagte Jeremias Coster, Professor für Pataphysik und Leiter des Instituts für Nachrichtengeräte an der RWTH Aachen, „ich habe schon heute Mittag versucht, dich zu erreichen.“
„Ja, ich musste in die Stadt fahren.“
Coster lachte. „Wieso MUSSTEST du in die Stadt fahren?“
„Wegen meiner Socken. Irgendwann habe ich mir einen Rutsch neuer Socken gekauft. Und seither wird mein Leben auf sonderbare Weise von meinen Socken getaktet.“
„Wie meinen?“
„Das Problem ist, da ich die Socken regelmäßig wechsele, sind alle gleichermaßen strapaziert und gehen fast zur gleichen Zeit kaputt. Quasi über Nacht laufe ich bei jedem Sockenpaar auf Löchern. Nach einer Woche kann ich das nicht mehr ignorieren und muss wieder in die Sradt fahren, um einen neuen Rutsch Socken zu kaufen.“
„Ich stopfe meine Socken“, sagte Coster stolz. „Meine Mutter hat mich den perfekten Webstich gelehrt.“
„Den Webstich kenne ich auch, leider nicht gut genug. Was ich stopfe, wird irgendwie zum Knäuel. Außerdem können Sie natürlich in besseren Geschäften kaufen als ich. Sie können sich Socken ohne Sollbruchstellen kaufen. „Geplante Obsoleszenz„, ist wohl der Fachbegriff, zu Deutsch Produktvergreisung. Meine vergreisten Socken hingegen sind unstopfbar, denn neben jedem gestopften Loch entstehen andere Löcher, jetzt erst recht, so dass auch Ihre perfekt gewebten Stopfteppiche nur Fetzen auf meiner blanken Fußsohle wären. Und laufe ich darauf umher, dann fühle ich mich wie ein Riese, der barfuß über eine Inselgruppe schreitet. Aber nicht lange, dann sind auch diese sorgsam gewebten Inseln unter meinen Füßen zermalmt. Kalt leckt der Blanke Hans an meinen Sohlen und ich muss doch neue kaufen.“
„Mir scheint“, sagt Coster, „du hast dich da in eine üble Sache gedacht. Es wirkt wie ein Teufelskreis, aber in Wahrheit ist es nichts.“
„Nichts? Mein Leben ist von Socken beherrscht.“
„Hehe …, ich kann dir da raushelfen, Trithemius. JEDER ist von seinen Socken beherrscht, vielleicht sind manche nur nicht so regelmäßig getaktet wie du. Das aber ist für einen Menschen wie dich gerade gut so.“
- Bitte beachten Sie auch das kleine ethnologische Forschungsprojekt zu
Löchern im Strumpf