Jan Philipp Albrecht, Politiker der Grünen und derzeit Minister für „Digitales und Draußen“ in Schleswig-Holstein, ein freundlich schauendes Bübchen, an dem das Erschreckende nur sein martialisch anmutendes Motto ist: »Eine neue Zeit braucht Gestaltungswillen. Für diesen Aufbruch stehe ich ein«, hat als Europapolitiker die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) entscheidend mit entwickelt und zu verantworten. Jan Philipp Albrecht ist geboren, wo wohl, in der Unstadt Braunschweig, wo vermutlich der Minderwertigkeitskomplex vom städtischen Trinkwasserversorger verbreitet wird, weshalb sich Jan Philipp mit den ganz Großen anlegen musste, Facebook, Google, Amazon und Microsoft. Auf seiner Wikipediaseite kann man ihn bei einer Podiumsdiskussion erleben, wo auch ein anderer geltungsbedürftiger Hyperaktivist sitzt, Max Schrems, der Wiener Jurastudent, der Facebook erfolgreich gezwungen hat, alle über ihn gespeicherten Daten herauszurücken. Er bekam übrigens ein 1200 Seiten starkes PDF auf CD-ROM, hat das Konvolut vermutlich ausgedruckt und von einem guten Buchbinder binden lassen. Titel des Wälzers „Ich Depp bei Facebook.“
Wer wie ich nicht bei Facebook ist, kann sich nur wundern, wie man einen Konzern, dessen Geschäftsprinzip das Datensammeln und Verhökern ist, weiterhin unterstützen kann. Hey! Man kann sie sogar dazu zwingen, die Daten herauszurücken, die sie zum Teil illegal erhoben und gespeichert haben. Facebook bei dieser illegalen Datensammelei kontrollieren zu können, ist die Großtat der DSGVO, obwohl Facebooks Lobbyisten vermutlich dafür gesorgt haben, dass genug Schlupflöcher in der DSGVO sind.
Dazu hat Jan Philipp mit dafür gesorgt, dass ganz Europa sich mit Vorschriften beschäftigen muss und verunsichert ist, hoffentlich auch die Oma, die so harmlos daherkommt, in Wahrheit aber heimlich einen Internetgiganten aufgebaut hat, mit dem sie im Stande ist, das Internet zu löschen. Gut, dass diesem gefährlichen Weib das Handwerk gelegt wurde. Die Frau ist noch geheimer als einst die Aldi-Brüder, weshalb nur das eine Foto von ihr existiert, das ich zum Zwecke der Aufklärung aus dem Internet klauen musste. (Nicht nachmachen,
gefährlicher Stunt illegal!) Wie überhaupt ich niemandem empfehlen kann, mir etwas nachzumachen. Ein anonymer Kommentar, den ich jedoch nicht in die kostbaren Kommentarkästen gelassen habe, jetzt aber zitiere, was wieder zeigt, dass auch Deppen für was gut sind, dieser anonyme Mensch pöbelt mich an:
„Öffentlicher Aufruf zur Straftat. Aber das eigene Impressum brav geführt. Ist das jetzt „ziviler Ungehorsam“ oder mit den weiterführenden Überlegungen zu Backpulver und Postkastenfirmen als nur kindisch zu bewerten. Aber für Kommentare Name und Email verlangen. Ich verstehe nicht wirklich, was der Blogbetreiber hier will, wofür er steht. Wort und Handlung gehen auseinander.“
Der Blogbetreiber will wissen, ob es überhaupt eine „Straftat“ ist, im eigenen Blog kein vollständiges Impressum anzugeben? Kollege Careca schreibt in Kommentaren bei mir „nein“, und zitiert das Landgericht Köln, worüber wir ein bisschen in Streit geraten sind, weil ich es „fahrlässig“ genannt habe, als Nichtjurist juristische Ratschläge zu geben. Auf meine Frage, warum dann wohl so viele Bloggerinnen und Blogger ihr Blog schon geschlossen haben, nennt er einen für mich plausiblen Grund, nämlich Panikmache. Angst- und Panikmache freilich gehören auch zu den Instrumenten der neoliberalen Strategie, und der Aspekt hätte eigentlich noch in meinen vorherigen Beitrag gehört. Offenbar wurde ein Bedrohungsszenario aufgebaut, das höchst wirksam ist. Geht es tatsächlich um unbegründete Ängste? Ergreifen Hunderte, wenn nicht Tausende Blogger die Flucht, weil ihnen mit einem Buhmann gedroht wurde? Ist das der Grund, warum die in der Blogosphäre grassierenden Ängste in den übrigen Medien keine Beachtung finden? Nicht mal die Nachdenkseiten konnte ich für das Problem interessieren. Lediglich die wie immer hellsichtige Titanic schreibt bei Titanic.de unter „Vermischte Quadnachrichten“:
„Während die Grünen noch feiern, daß ihnen mit der DSGVO ein vernichtender Schlag gegen gemeingefährliche Webauftritte von Näherinnen und freiwilligen Feuerwehren gelungen ist, denkt der Vorzeigekretin der Partei Jan „Kill it“ Albrecht bereits weiter. Mit der sogenannten Quadenschutzgrundverordnung möchte der alerte Schmierlap (Beitrag aus Quadenschutzgründen abgebrochen, die Red.)“
„Quadenschutzgründe“ alleine sind es nicht. Die öffentliche Ignoranz zeigt, dass man basisdemokratische Erscheinungen wie Blogs für verzichtbar hält. Bloggerinnen und Blogger sind noch immer die Kellerkinder des Kulturbetriebs. Mit dem heutigen 31. Mai wird die beliebte Blog-Plattform twoday.net versinken. Der Termin direkt beim 25. Mai, dem Scharfschalten der DSGVO, ist nicht zufällig. Die von Österreich geführte Plattform zeichnete aus, dass überhaupt keine Informationen über die Identität der Bloggerinnen und Blogger zu finden waren. Es hat mich immer ein bisschen gestört, nicht mal zu wissen, welches Geschlecht Interaktionspartner haben oder in welcher Region sie leben. Mit Twoday.net wird auch eine Filiale des Teppichhaus Trithemius versinken. Da ich dort nur zwei Jahre aktiv war, sonst nur Beiträge als Anreißer mit Links zu meinen aktiveren Blogs veröffentlicht habe, lasse ich mein schönes dortiges Teppichhaus mit untergehen. Hier also die letzte Gelegenheit, sich mal umzusehen: http://trithemius.twoday.net/
Ethnologen zitieren gerne einen Kollegen, den malischen Schriftsteller und Ethnologen Amadou Hampâté Bâ: „Wenn in Afrika ein Greis stirbt, verbrennt eine Bibliothek“, sagt der. Der Flächenbrand in der Blogosphäre ist zumindest ebenso dramatisch wie das Versinken oralen Wissens. Einige twoday-Blogger sind jetzt bei wordpress zu finden. Dass die DSGVO sie von einem kleinen Plattformbetreiber in die Arme eines Giganten wie wordpress getrieben hat, ist ein Effekt des geistlosen „Gestaltungswillens“ des Jan Philipp Albrecht. Danke für nichts! Aber den Neuen bei WordPress trotzdem ein herzliches Willkommen.