Warum ich nicht an der Scannerkasse online bezahlen will und stattdessen in der Kassenschlange vor den drei verbliebenen Bargeldkassen warte, will die Mitarbeiterin von Edeka wissen.
„Weil ich Ihren Arbeitsplatz erhalten möchte.“
„Der bleibt auch so. Wir haben hier soviel Arbeit.“
„Ja, aber die persönliche Begegnung an der Kasse verschwindet.“
Schon das bescheuerte Aufrufsystem hat mir den Einkauf verleidet. Schließlich bin ich in der Vergangenheit gern zu bestimmten Kassiererinnen gegangen, der gegenseitigen Sympathie wegen. Eins meiner schönsten Bücher ist einer Supermarktkassiererin gewidmet.
Natürlich werde ich die Entwicklung nicht aufhalten können. In der EDEKA-Zentrale wird es nicht heißen: „Der van der Ley weigert sich, bargeldlos zu bezahlen. Wir werden eine Kasse für ihn offen halten müssen, schon aus literarischen Gründen.“ Das geschieht nicht, wie RWE im Braunkohletagebau auch niemals um ein Dorf herumgegraben hat und es als Insel im Nichts stehen ließ. Bald wird der, die, das Mensch hinter der Kasse durch einen frigiden Kassenautomaten ersetzt werden, schlimm für jene, die sonst keinen zum Reden haben.
Bei der Sparkasse schräg gegenüber nimmt man gar kein Bargeld mehr in die Hand. Man hat die Kasse nur noch im Namen. Auch die ehemalige Kassenhalle erinnert noch an Zeiten, als ein Dutzend flinker Kassierer/Kassiererinnen mit geübten Fingern das Geld zählten. Wo sind die hin? Alle schon weggestorben? Oder zählen sie in Kellerverliesen Goldbarren?
Jedenfalls hatte ich gestern in der Sparkasse zu tun, ging einfach hin und äußerte mein Begehr. Ob ich „einen Termin“ hätte, wurde ich gefragt. Ich erinnere mich an Zeiten, da bat man winselnd, die Geldgeschäfte der arbeitenden Bevölkerung erledigen zu dürfen, lockte mit einem kostenlosen Girokonto. Jetzt haben sie einen Fuß sicher in der Tür, da rümpfen sie vor Bargeld die Nase, weil sie sich zwischen jede Transaktion legen wollen, um abzukassieren. Und will man sie sprechen, fragen sie nach vorheriger Verabredung. Davon haben wegelagernde Schweinehirten nicht zu träumen gewagt, dass ihre Opfer sich mit einem Termin ankündigen.