Gerne was von unten rum

Kürzlich war hier im Teestübchen zu lesen, wie zwei katholische Religionslehrer von „GV“, „GV“ tuschelten, aber nicht die Abkürzung von Geschlechtsverkehr meinten, sondern die Abkürzung von Generalvikariat, einer kirchlichen Behörde. Derweil geht viral, wie der Passauer Bischof Stefan Oster in der Tradition des „risus paschalis“ (Osterlachens) in der Ostermesse einen Briefwechsel zwischen einer frommen Gläubigen und dem Gemeinderat einer bayerischen Landgemeinde verliest, bei dem es um die Verwechslung von WC für „Waldcapellchen“ und „Wasserclosett“ geht. Tatsächlich verzeichnet das Deutsche Wörterbuch im 19. Jh. noch die Schreibung „Capelle“, im Duden von 1912 ist „Kapelle“ aber schon eingedeutscht.

(Dank an Susanne B. für den Nachweis)

Der Hund des Gewerkschafters

In den Niederlanden habe ich einen kreativen Streik der Busfahrer erlebt, der nicht auf dem Rücken der Reisenden ausgetragen wurde. Die Busfahrer versahen ihren Dienst, nahmen nur kein Geld mehr für die Fahrscheine an. „Hou uw geld, meneer, we staken!“ (Behalten Sie Ihr Geld, mein Herr, wir streiken!), hatte meine volle Sympathie. Schwieriger war, Sympathie für die Streiks der Gewerkschaft der Lokomotivführer (GDL) aufzubringen. Obwohl unter den Streiks die Bahnkunden leiden mussten, begrüßen die meisten Deutschen das Streikrecht und zeigten Verständnis für die hartnäckigen Forderungen der GDL. Gewerkschaftliches Denken überspitzt humorvoll der folgende Textvagabund:

    Der Hund des Gewerkschafters

    Vier Männer sprachen über die Klugheit ihrer Hunde. Ein Ingenieur sagte, sein Hund könne gut zeichnen. Er befahl ihm, ein Blatt Papier zu holen und ein Rechteck, einen Kreis und ein Dreieck zu zeichnen, was der Hund auch leicht schaffte.

    Der Buchhalter sagte, er glaube, sein Hund sei besser. Er befahl ihm, ein Dutzend Kekse zu holen und sie in Dreierhäufchen aufzuteilen. Das machte der Hund locker.

    Der Chemiker fand das gut, aber meinte, sein Hund sei cleverer. Er sagte ihm, er solle einen Liter Milch holen und davon 275ml in ein Gefäß gießen, das ein Volumen von 500ml hat. Der Hund schaffte das leicht.

    Alle Männer stimmten darin überein, dass ihre Hunde gleich klug wären. Dann wandten sie sich an das Gewerkschaftsmitglied und fragten, was sein Hund könne. Der Gewerkschafter rief seinen Hund und sagte: „Zeig den Jungs mal, was du kannst!“

    Da fraß der Hund die Kekse, soff die Milch aus, schiss aufs Papier, bumste die anderen drei Hunde, behauptete, sich dabei eine Rückenverletzung zugezogen zu haben, reichte eine Beschwerde wegen gefährlicher Arbeitsbedingungen ein, verlangte Verdienstausfall, ließ sich krankschreiben und lief nach Hause.

[Gefunden einst am Schwarzen Brett eines Aachener Gymnasiums]

Endlich auf dem rechten Weg

In meinem Ferienappartement mit dem Namen Jakobsweg hängen an den Wänden einige Jakobsmuscheln und eine riesige Karte des Jakobswegs. Sie ist nicht halb so groß wie das Saarland, auch nicht wie ein Fußballfeld, aber sie nimmt wohl die gesamte Wand ein, gut zwei Meter vom Bett bis zur Decke und 2,70 Meter breit. Man musste wohl einen Papier-Spezialisten aus China einfliegen lassen, um sie faltenfrei auf die Wand zu tapezieren. Falls jemand neugierig ist: Die kleine Schwestern kann man hier kaufen. In meinem Zwei-Meter-Doppelbett haben vermutlich schon Pilger genächtigt. Ob ich mich da mitzählen darf, weiß ich nicht.

Ich war zwar vor siebzehn Jahren schon auf dem Jakobsweg unterwegs, doch war der Anlass profan. Ich hatte keinen ermordet, auch sonst kein Verbrechen begangen, musste nicht Abbitte leisten für schwere Sünden, suchte keine innere Einkehr oder etwa eine Erleuchtung. Ich bin auch kein halbseidener Promi, der von einem gottlosen Privatsender zum „Großen Promipilgern“ losgeschickt wurde. Ich bin nicht mal deppert genug, Hape Kerkeling nachzueifern.

Mein Grund war doof. Ich trat in einen Hundehaufen. Das fühlte sich weich und freundlich an, war aber bei näherer Betrachtung eklig. Manche sagen, in einen Hundehaufen zu treten, bringe Glück. Vermutlich stammt der Spruch von einem faulen Hundebesitzer.Jetzt hatte ich also dessen faules Glück am Fuß, was sich zwar besser anhört als Scheiße am Bein, mich jedoch vor die Frage stellte, wie ich das beschissene Glück wieder loswerden konnte.

Da sah ich an einer Laterne die Jakobsmuschel, die ja bekanntlich ein Wegzeichen für Pilger ist, wandte mich in die angegebenen Richtung und dachte: Gut, dann mache ich es wie alle, ich laufe mir auf dem Jakobsweg die Sohlen ab, dann bin ich die Scheiße los. Ich war bestens gerüstet, denn ein Pilger geht mit kleinem Gepäck. In meinen Manteltaschen hatte ich ein Handy, einen Ersatzknopf, einen drei Zentimeter langen Nagel, 17 Cent, verteilt auf drei Münzen, zwei Zuckertütchen, ein hübsch gestaltetes Notizbüchlein mit Roboter-Motiv sowie einen edlen Stift, den ich jüngst von einer lieben Freundin bekam. Natürlich sind die beiden letztgenannten Gegenstände für meinen Pilgerbericht ungeeignet, denn mit einem edlen Stift darf man keinen Scheiß in ein hübsch gestaltetes Notizbüchlein mit Roboter-Motiv schreiben. Ich tippte alles ins Handy ein – Mobloggin ist wie gemacht für Scheißberichte:

Tut mir leid, dass das Wort Scheiße hier so oft auftaucht. Ich bin ja gerade erst losgegangen, und es dauerte eine Weile, bis ich mir die Sohlen mitsamt Scheiße abgelaufen habe. Steil steigt der Weg an, und schon winkt die erste Versuchung. Ehrlich gesagt, eigentlich winkt sie nicht, das machen Häuser nur selten. Also neuer Versuch: Rechts lockt (hehe) die erste Versuchung, die Kultkneipe Söller, wo ich mich trefflich besaufen und eventuell allen Scheiß am Bein eines Thekenhockers abwischen könnte. Und der Rest, der noch in den Rillen steckt, stört mich nicht, wenn ich den Kanal voll habe.

Ein Kollege hat mir erzählt von entfernten Verwandten seiner Frau, die Bauern waren. Wurden sie zum Essen gerufen, wären Bauer und seine Söhne einfach mit den kotigen Stiefeln aus dem Kuhstall direkt in die Küche gegangen, hätten die Füße um die Stuhlbeine geschlungen und ganz in Gedanken, sich Kot und Mist an den Stuhlbeinen abgestreift, weshalb die sich zum Boden hin konisch erweiterten zu dicken Elefantenfüßen aus getrocknetem Kuhmist und Kuhscheiß.

Ich rufe mich zur Ordnung! Wie man sieht, ist ein Pilgerweg manchmal sogar abwegig. Und jetzt kommen mir auch noch zwei hübsche Frauen entgegen. Ach, wie fällt der Jakobsweg mir schwer. Ist’s denn nicht genug, dass er als Einbahnstraße beginnt und ich in Gegenrichtung und auch noch bergauf laufe? Muss an ihrem Ende bei der Kneipe zum lüsternen Bären dieses Schild so faul im Kneipenfenster lehnen? Montag – Tactag, Dienstag – Schnapstag, Mittwoch – Hefetag, Donnerstag – Biertag, Freitag – Starkbiertag, Samstag – Longdrinktag? An allen Tagen könnte ich also glücklich sein, nur sonntags nicht, was für eine Schmach.

Vielleicht fragt sich die eine oder andere Leserin, wie es inzwischen um die Scheiße bestellt ist. Sie ist noch da, und besonders seitlich der Sohle. Mir sind herumliegende Botschaften aufgefallen. „Echt billig“. Das ist hübsch. Man weiß ja nicht, ob der Jakobsweg überall so gut ausgeschildert ist. So habe ich eine zweite Richtschnur. Solange ich „Echt billig“ im Straßendreck finde, bin ich auf dem Pilgerweg.

Es ist überhaupt besser, den Blick auf den Boden zu senken, denn locken nicht ringsum alleweil die schrecklichsten Ablenkungen und oder Versuchungen? Von einer Plakatwand locken Kaffeemomente. Denn „Wir lieben Kaffee-Momente“, in denen schöne blonde Frauen in Wäsche vor dem Spiegel posieren. Für meinen Geschmack sollte die Wäsche nicht unbedingt die Farbe von Kaffee mit viel Milch haben. Dieser Umstand sowie das Bewusstsein, eine kotige Schuhsohle zu haben, sind meine Rettung. Kackbraun, denke ich, reiße mich los vom Kaffee-Moment der Liebe, wende mich ab und steige weiter die Straße hinauf.

Den drei Zentimeter langen Nagel kann ich gut gebrauchen, denn ich will überall Ich-war-hier-Marken ritzen, auf dass die Welt sehen kann, dass auch ich den Jakobsweg gegangen bin, die innere Einkehr zu suchen, um die Ergebnisse in die Welt hinaus zu tröten. Ach nein, ich habe ein noch schlichteres Motiv. Ich will nur den Scheiß vom Fuß los werden. „Eine Reise ins innere Ausland“, verspricht das Plakat eines ausländischen Gurus, der sich nach Aachen verirrt hat, hehe. Gut, das wird bestimmt vergnüglich. Da kann ich so oft Scheiße, bekackt und Dreckswelt rufen, wie ich lustig bin, denn in meinem inneren Ausland kennt mich ja keiner.

Schon spüre ich die Befreiung von der Alltagslast, und vor lauter Übermut greife ich in die Manteltasche und schmeiße mein Geld weg. Was? Das sind ja nur 17 Cent und somit so gut wie nichts? Es ist alles, was ich habe und somit gleich viel wie eine Million, die ich weggeworfen hätte. Ja, und das wird meine Botschaft sein an die anderen Pilger, so ich welche treffe. Schmeißt das Geld weg, Leute, das macht Jux! Sind wir denn Wallfahrer zum schnöden Mammon? Nein, wir wollen den Alltagsscheiß hinter uns lassen. Nebenbei, der klebt zwar noch an meiner Fußsohle, allein, es ist deutlich weniger, weil ich eben in einem vom Leser unbeachteten Moment etwas nachgeholfen habe, indem ich den Fuß an Bodendeckern abwischte. Die sind sowieso meistens hässlich, weil es einfach nicht gut für ein Lebewesen ist, so nah am Boden zu kriechen. Richten wir uns also auf und lassen den Blick schweifen.


Du liebe Zeit, könnte man den Dreck der Welt doch einfach so an Bodendeckern abwischen. Ob es so viele Bodendecker gibt? Ich will nicht memorieren, was es alles an Scheiß gibt in der Welt. Den Rundblick spare ich mir, und den werten Mitpilgern sollte ich erst recht nicht damit in den Ohren liegen, sonst geht nachher einer krumm und will gestützt werden. Dazu habe ich aber keine Lust. Viel mehr will ich die Reise ins innere Ausland genießen, in dem sich nämlich prima pilgern und nach Herzenslust fluchen lässt. Hussa, ihr Weggenossen, „wir sind fremde, ganz anders empfindende Wesen.“ Egal ob das Gras alle ist oder ob das Plumeau nass im Garten liegt, wir sind auf dem rechten Weg. Und ehrlich gesagt, die Jakobsmuschel kann mir da auch gestohlen bleiben. Denn sie zeigt nur an, wo andere bereits gegangen sind. Da geht es zu wie auf der Kölner Hohe Straße am verkaufsoffenen Sonntag. Das ist eine merkantile Angelegenheit mit schwülstiger Überhöhung und öffentlicher Selbstbespiegelung. Nichts – und drüber Glasur. Ein blödes Entenrennen, irgendwie.

O Ogmios, du weißt wie ich die verirrten Menschen flüchte, die nach einer Reise darauf lauern, mir ihre flachen Erinnerungen in die Ohren zu blasen. Da nähe ich mir lieber den Mantelknopf an die Backe oder bohre mir ein Loch ins Knie und säe Salat rein. Ja, das darf ich hier sagen, denn wir sind im inneren Ausland, wo sogar die Polizei außer Betrieb ist. Dessen habe ich mich vergewissert.

Eine Luft zum Saufen, unser sonntägliches Hochamt. Und das beste ist, wir brauchen nichts, denn wir sind uns selbst genug. „Liebe, Hass, Wahnsinn“ vorhanden – wozu soll diese Kombination gut sein? Wir bestellen das nicht. Bitte keine neue Scheiße. Da finden wir doch lieber eine Antwort auf eine Frage, die wir nicht gestellt haben: zweiundvierzig. Bitteschön, hier geht’s lang. Übrigens, wir hätten dem Jakobsweg ohnehin nicht mehr lange folgen können. Er führt nämlich durch Frankreich, wie die große Wandkarte zeigt, und da lassen sie uns nicht rein.

Besser so.

Zweimal fünf

„Traurige Menschen handeln eher moralisch als gut gelaunte Personen“, titelt die Süddeutsche Zeitung und schreibt über eine Studie von Sozialwissenschaftlern der Rennes School of Business. „Wie die Wissenschaftler im Journal of Business Ethics berichten, handeln traurige Menschen eher moralisch als gut gelaunte Personen. Ein Zustand milder Niedergeschlagenheit reduziere auch die Wahrscheinlichkeit, sich egoistisch zu verhalten, so die Forscher.“ Wer hätte für die Erkenntnis eine Studie gebraucht? Sie ist etwa so überraschend wie das Ergebnis einer Studie skandinavischer Forscher zur Frage, ob sich Weihnachtsbäume länger halten, wenn man sie in Wasser stellt. Ja, und wir haben es gewusst.

„Traurige Menschen handeln eher moralisch als gut gelaunte Personen“ Wer würde von einem gutgelaunten Arschloch so etwas wie Empathie erwarten? Jeder sieht, dass in ihm ganz andere Säfte regieren. Bevor er merkt, dass jetzt Moral und Mitgefühl angebracht wären, haben ihn die besoffen feiernden Endorphine johlend und fähnchenschwingend an seinen darbenden Mitmenschen vorbei getragen.

*

Gestern holte mich Exkollege Karl mit dem Auto zum Exkollegentreffen ab. Auf die Frage, wie viele kommen würden, meinte er doppelt so viele wie Gernhardts fünf. Dann deklamierte er aus dem Kopf:

Robert Gernhardt, Deutung eines allegorischen Gemäldes

    Fünf Männer seh ich
    inhaltsschwer –
    wer sind die fünf?
    Wofür steht wer?

    Des ersten Wams strahlt
    blutigrot –
    das ist der Tod
    das ist der Tod

    Der zweite hält die
    Geißel fest –
    das ist die Pest
    das ist die Pest

    Der dritte sitzt in
    grauem Kleid –
    das ist das Leid
    das ist das Leid

    Des vierten Schild trieft
    giftignass –
    das ist der Hass
    das ist der Hass

    Der fünfte bringt stumm
    Wein herein –
    das wird der
    Weinreinbringer sein.

Guter Mann das. 😉

Ich kenne Fußballer beim Vornamen

Jawohl, ich habe selber gestaunt, obwohl mich Fußball kaum interessiert, kenne ich Fußballer beim Vornamen, sogar eine Frau: Almuth Schult. In meiner Kindheit gab es Sammelbilder in Kölln-Haferflocken oder in Kaugummipackungen. Aus dieser Zeit kannte ich den Portogiesen Eusebio und den Ungarn Ferenc Puskás. Für mich als Kind waren das nur klangvolle Namen. Da das Fernsehen kaum verbreitet war, habe ich weder Eusebio noch Puskás je spielen gesehen. Der Zauber ihrer Namen hing eng mit dem Medium Sammelbild zusammen. Später kamen aus dem Radio hinzu: Fritz und Ottmar Walter, Karl-Heinz Schnellinger, Helmut („Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen“) Rahn, Uwe Seeler, Fritz Herkenrath.

Ich glaubte von diesen Spielern wahre Wunderdinge, sah sie aber nie in Aktion. Einmal hat mich mein älterer Bruder zu einem Fußballspiel des 1. FC Köln mit ins Müngersdorfer Stadion genommen. In der 2. Halbzeit konnte ich kaum noch stehen und habe mich sehr gelangweilt. Fußballbegeisterung war und blieb mir fremd. Als Jugendlicher hörte ich die Namen von Fußballspielern nur nebenher.

In unserer Stammkneipe verkehrte ein Mann, der, bevor er ein Bier stemmte, mit beiden flachen Händen links und rechts des Bierglases auf die Tischplatte schlug und „Bernd Kullmann“ ausrief. Ich hörte Sprüche wie: „An Gott kommt keiner vorbei – Außer Libuda“, gemeint war Reinhard (Stan) Libuda. Im Radio lief manchmal der Schlager des Torwarts Petar Radenković „Bin i Radi, bin i König.“ Später hörte ich von Korl-Hein Rummenigge, weil er in einem Schlager besungen wurde:


Ebenso erinnere ich mich an Stefan Raabs Liebeslied: „Böörtie, Böörtie Vogts“

Oft in den Medien war der linke Revoluzzer Paul Breitner, der Fußballer (Achtung, Wortspiel) mit der breitesten Frisur der Welt. Und da war noch Kaiser Franz Beckenbauer, der das „h“ in Thron gerettet hat, als es bei der Orthographiereform untern Tisch fallen sollte. Fußballfans werden sagen: Aber es gibt doch viel mehr berühmte Fußballer, Pierre Littbarski, Sebastian Schweini, Lukas Podolski, Karl-Heinz Köpcke, Josef Neckermann.

Ach nein, das weiß ich besser, Josef Neckermann war kein Fußballspieler, sondern ein Dressurreiter. Gefühlt seit 100 Jahren war er dabei, wenn die Jugend der Welt zu Olympia gerufen wurde. Ritt hin auf seinem treuen Klepper Jolly Jumper, um den Stalljungen und Pferdemädchen die Goldmedaillen vor der Nase wegzuschnappen. „Die beißen doch nur darauf rum“, schmunzelte der alte Futtersack. Und auch Karl-Heinz Köpcke war kein Fußballer, sondern war mit Dagmar Berghoff verheiratet.

Die eingangs erwähnte Almuth Schult ist, wie ich weiß, eine Welttorhüterin aus Lomitz, einem 42-Nasendorf im Wendland. Sie wurde dort von Zaphod Beeblebrox, dem Präsidenten des Weltalls, entdeckt, als das Wendland gesprengt werden sollte, um Platz für eine intergalaktische Autobahn zu schaffen. Die Freiwillige Feuerwehr von Lomitz („Atomkraft, nein, danke!“) verhinderte die Sprengung.

Zeitzeichen – 5. Februar

In der Tradition der Altmeister John Heartfield und Klaus Staeck habe ich zwischen den Jahren 2008 und 2016 politische Collagen gestaltet. Sie haben anders als die Plakate der großen Vorbilder nur Blog- bzw. Postkartenformat. Beeinflusst waren die Collagen von meiner Arbeit für das satirische Magazin Titanic. Dass ich mit ihrer Gestaltung aufhörte, hat pragmatische Gründe. Derlei Collagen zu erstellen ist ziemlich aufwändig, und sie verlieren rasch an Aktualität. Schon nach wenigen Jahren sind die Zusammenhänge vergessen. Die Collagen sind inzwischen Dokumente der Zeitgeschichte und erinnern an Ereignisse der jüngsten Vergangenheit. In loser Folge will ich sie in der neuen Rubrik Zeitzeichen veröffentlichen.

Zeitzeichen des Tages 5. Februar 2013
Bildungsministerin Annette Schavan verliert ihren Doktortitel

Die CDU-Politikerin Annette Schavan war von 2005 bis 2013 Bundesministerin für Bildung und Forschung. Im Mai 2012 geriet Schavans Dissertation „Person und Gewissen. Studien zu Voraussetzungen, Notwendigkeit und Erfordernissen heutiger Gewissensbildung“ aus dem Jahre 1980 unter Plagiatsverdacht. Ein daraufhin von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf beauftragter Gutachter attestierte etlichen Stellen der Dissertation „das charakteristische Bild einer plagiierenden Vorgehensweise“ Am 5. Februar 2013 stellte der Fakultätsrat der Hochschule den „Tatbestand einer vorsätzlichen Täuschung durch Plagiat“ fest und entzog Schavan den Doktorgrad. Schavan trat daraufhin von ihrem Ministeramt zurück. Bis zuletzt hatte Angela Merkel ihre Ministerin gestützt. Doch dass ausgerechnet die Ministerin für Bildung und Forschung bei ihrer Doktorarbeit gegen die intellektuelle Redlichkeit verstoßen hatte, ließ ihr keine Wahl. Am 9. Februar 2013 gab Bundeskanzlerin Angela Merkel bekannt, den von Schavan angebotenen Rücktritt von ihrem Ministeramt „sehr schweren Herzens“ angenommen zu haben.
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