In einem Hochhaus bestieg ich einen Aufzug, ohne zu wissen, wohin ich musste, vermutlich auf die 4. Etage. Der Aufzug war groß wie ein Klassenzimmer und an drei Seiten verglast. Überall standen Leute in kleinen Gruppen herum und gaben sich gleichgültig. Einige wandten uns den Rücken zu, als wäre es ihnen egal, wann und wohin der Aufzug fahren würde. Vermutlich wollten sie sich nicht um die Bezahlung kümmern. Mir ging es ähnlich, denn ich hätte eigentlich die Treppe nehmen können. Da ich noch immer schwankte, war ich nicht gewillt, für die geringe Passage Geld zu opfern. Ein Student erbarmte sich, schob eine 50-Cent-Münze in einen Schlitz, zog einen Hebel hinab und presste den Knopf für die 10. Etage. Für mich viel zu hoch. Als der Aufzug sich in Bewegung setzte, überlegte ich, ob ich wohl unterwegs würde aussteigen können. Die übrigen Leute taten weiterhin gleichgültig. Die Gewissheit, dass es nicht zur Seite, sondern aufwärtsgehen würde, schien ihnen zu reichen.
Auf der 10. Etage verließ der Student den Aufzug. Einige folgten ihm, doch die meisten standen abwartend herum. Da ich beobachtet hatte, wie der Aufzug zu bedienen war, erbarmte ich mich, steckte 50 Cent in den Schlitz, zog den Hebel und presste den Knopf für die 4. Etage. Mir schien, als würde der Hebel nichts bewirken. Offenbar hatte ich es an Nachdruck fehlen lassen, denn der Aufzug bewegte sich nicht. Ein Blick nach draußen zeigte umliegende Gebäude im Licht der herauf dämmernden Sonne und eine sich fortwindende Straße. Unten tauchte ein Mann mit Krücken auf. Er hielt den bandagierten rechten Fuß in die Luft gestreckt und eilte trotz Krücken erstaunlich schnell von dannen.
Mir näherte sich ein anderer Student und sagte, der Aufzug habe mal wieder eine Macke, klappte geschickt ein Bedienungspaneel auf, legte eine gedruckte Schaltung frei und stocherte mit einem Schraubenzieher darin herum, bis Funken sprühten und der Aufzug sich rumpelnd in Bewegung setzte, diesmal abwärts. Auf der 4. Etage stieg ich aus und setzte mich in einen Wartebereich. Am anderen Ende des Gangs, noch mausklein, tauchte der Mann mit dem Gipsbein auf und eilte mit seinen Krücken auf mich zu. Obwohl er wie zuvor kraftvoll ausschritt, dauerte es eine Weile, bis er mich erreichte, grüßte und schnaufend neben mir Platz nahm. Ich sagte: „Auch guten Tag! Aber bitte, was haben Sie in meinem Traum verloren?“
„Ich hatte einen Sportunfall, denn wie Sie an meinem kraftvollen Ausschreiten ablesen können, bin ich ein Sportler.“
„Ja, gut. Aber warum sind Sie die Straße hinab so davongeeilt, schneller als ich ohne Krücken laufen könnte?“
„Ich musste Geld in die Parkuhr werfen. Obwohl ich schon vor Stunden einen Termin hatte, verzögert sich mein Aufrufen, so dass ich fürchtete, einen Strafzettel zu bekommen.“
„In meinem Traum sollte kein Sportler, der an Krücken geht und obendrein ein Gipsbein hat, in meinem Traum sollte so einer keinen Strafzettel fürchten.“
„Die Politessen sind da gnadenlos.“
„Ich beschäftige im Traum keine Politessen.“
Da wurde ich aufgerufen und ging hinein. Ich sollte nur still da sitzen und einer Dame bei der Arbeit zuzusehen. Sie verschwand fast hinter einem Stapel Formulare und beeilte sich, Aufkleber mit meinen Daten von einem Bogen abzuziehen und jeweils rechts oben auf ein Formular zu pappen, den beklebten Bogen umzuwenden und neben den Formularpacken zu stapeln. Sie arbeitete wortlos und zügig. Der eine Packen wuchs, der andere schrumpfte, nur dass der wachsende Packen ein bisschen unordentlich war, so dass ich mich sorgte, er könnte irgendwann umkippen. Plötzlich lag Schnee. Ich zog zwei Mützen übereinander.