Das kleine Forschungsprojekt zu Löchern im Strumpf startete lahm. Dieter erklärte mir, dass in seiner Region niemand löchrige Strümpfe trage, bezweifelte auch, dass es Gelegenheiten gäbe, derlei zu sehen. Ich erinnerte, als meine Kindern noch klein waren, dass sich beim Anziehen einer Strumpfhose schon mal ein vorwitziges Zehlein zeigte. Aber natürlich gibt es noch andere Gelegenheiten, wie eine Medienrecherche ergab. Sogar die Queen ist mit löchrigen Strümpfen aufgefallen. In manchen Kulturen darf man sakrale Räume nur ohne Schuhe betreten. Wenn ich eine fremde Wohnung betrete, ziehe ich in der Diele automatisch die Schuhe aus, denn ich mag auch nicht, dass man mir den Straßendreck in die Wohnung trägt.
Das heißt, Gelegenheiten löchrige Strümpfe zu zeigen, gibt es genug, also muss sich das auch in der Sprache abbilden. Und siehe da, allmählich trudelten Beispiele ein. Eine schöne Wendung aus dem bilderreichen Niederländischen steuerte zuletzt Luzieke bei:
– Löchrige Socken sind in Österreich „luckad“ (löchrig)
[Nachweis Sybille Lengauer]
– im Sudetenland heißt der Zeh, der aus einem Strumpfloch hervorlugt “Luginsland“.
[Nachweis nömix]
– Der Zeh, der aus dem Loch rausguckt heißt berlinerisch „Bolle“
[Nachweis Feldlilie]
– Im Münsterland heißt es auch, dass „die Kartoffeln sprießen.“
[Nachweis Frauhemingunterwegs]
– Im fränkisch/hessischen Sprachraum heißt es: Du host friehkatoffel geblonzt
[Nachweis Don Esperanza]
– Im Rheinland sagt man: „Du häs Äerpel jeposs.“ [Du hast Kartoffeln gepflanzt]
[Nachweis Jules van der Ley]
– In Flandern offenbar heißt es: „Hij verkoopt patatten“
Patatten = Kartoffeln = großer Zeh. [Er verkauft Kartoffeln.]
[ Nachweis Luzieke]
– …
Ich bitte herzlich um weitere Beispiele.