Zwei Worte für und gegen den Schmerz

„Gute Besserung!“, haben mir liebe Menschen gewünscht, nachdem ich mir eine Rippe gebrochen hatte. „Gute Besserung“ steht auf der Packung Papiertaschentücher, die mir die Apothekerin schenkte. Ärzte wünschen einem nie „gute Besserung!“ Ihr Geschäft ist das Kranksein, nicht die gute Besserung. Auch wenn sie über die professionelle Haltung hinaus ein wenig Anteil nehmen, kommt ihnen „gute Besserung!“ nicht über die Lippen. Dass es Wochen dauert, bis ich beschwerdefrei bin, haben mir alle gesagt. Da sie wissen, dass diese Geschichte ihre Zeit braucht, sparen sie sich die Floskel.

Ich las, als es mir einmal sehr schlecht ging, eine andere Floskel: Meine Schmerzen glichen denen der gebrochenen Rippe. Man glaubt es kaum, aber wann immer derzeit der Schmerz die Schmerzmittel glutheiß überstrahlt, dann denke ich, dass ich solche Schmerzen, diese sengenden Stiche zwischen den Rippen, schon einmal zuvor erlebt habe. Aus Gründen hatte ich mich im Sommer 2005 von Lisette getrennt und all ihre Versuche, mich zurückzugewinnen abgewehrt.

Bei der Bundestagswahl im September war ich Wahlvorstand, musste nach der Stimmauszählung den Koffer mit den Stimmzetteln und Wahlunterlagen ins Verwaltungsgebäude der Stadt Aachen bringen. Danach bummelte ich zum Rathaus. Dort war ich mit meinem jüngsten Sohn verabredet. Wir wollten im Krönungssaal zusammen die Wahlpartie erleben. Er kam nicht. Nachdem ich etwa eine Stunde gewartet hatte, beschloss ich zu gehen, stieg die Treppe hinab, und da kam mir entgegen – Lisette! Wir hatten uns Wochen nicht gesehen und waren elektrisiert. Wie selbstverständlich begleitete ich sie zurück in den Krönungssaal, wo wir einige Stunden verzaubert nebeneinander standen. Auf großen Bildschirmen lief die „Elefantenrunde“ mit den Spitzenkandidaten der Parteien. Gerhard Schröders arroganter Auftritt sollte legendär werden, in dessen Folge Angela Merkel Bundskanzlerin wurde. Ich habe gelegentlich zu den Bildschirmen hochgeschaut, doch nichts, aber auch nichts mitbekommen.
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Grenzerfahrungen

In den tropischen Nächten des vergangenen Sommers, als wer konnte die aufgeheizte Wohnung zum Schlafen verlassen hat, um auf dem Balkon, auf der Terrasse, im Garten, in den Dünen zu liegen, wo man zum Zudecken nur das Himmelszelt brauchte, da hat man sich nicht vorstellen können, wie es ist, sich über das leise Bullern der Heizung, über knisternde Holzscheite im Kamin und siedende Wasserkessel zu freuen, wie ja der Mensch nur schwer über seine derzeitige Lebenssituation hinauszuschauen vermag. Immerzu ist er gebannt an derzeitige Gefühlszustände – an Wohlbehagen wie auch an Schmerz. Die Grenzbereiche zwischen zwei gegensätzlichen Zuständen entziehen sich meist der Wahrnehmung. Grad ist da noch ein heißer Schmerz als würde einem ein glühender Nagel zwischen die Rippen getrieben, dann hat er sich kaum merklich verzogen und ist nur noch Erinnerung.

Als ich von Aachen nach Hannover umzog, da habe ich mancherlei zurückgelassen, auch gute Freunde wie meinen Mentor Rudolf und seine Frau Margret. Die beiden leben in einem Haus an Grenzen, an der Ortsgrenze des Dorfes Orsbach. Im Talgrund unten mäandert der Senserbach, der die Grenze zu den Niederlanden markiert. Ihr Haus liegt zudem an der Grenze zum Wald, der sich den Hang hinauf erstreckt. Gerne denke ich an Besuche zurück. Wann immer ich geschwächt war, bin ich hingefahren und habe neue Kraft getankt. Hab besonders gern bei ihnen am Kaminofen gesessen, auf dessen Herdplatte ein zischender Wasserkessel stand zwischen mächtigen Kieseln, die Rudolf aus irgendeinem Flussbett der Alpen geklaubt hatte. Die Scheite im Ofen stammen aus dem angrenzenden Wald.

Vor einigen Jahrzehnten hat ein findiger Orsbacher eine mittelalterliche Urkunde entdeckt. Darin wird den Bürgern von Orsbach für ewige Zeiten ein Holzrecht eingeräumt. Die Stadt Aachen musste sich fügen, und das städtische Forstamt übernimmt seither die Organisation. Orsbacher, die den Wunsch äußern, im Wald Holz zu schlagen, beteiligen sich an einem Losverfahren, das ihnen eine der Parzellen zuspricht.

Orsbacher Holzrechtsstapel, Foto: JvdL – größer: Klicken


Der Geschichtswissenschaftler Horst Fuhrmann nennt das Mittelalter „Zeit der Fälschungen“. Als nur wenige des Schreibens mächtig waren, konnte man Urkunden leicht fälschen. Die „Konstantinische Schenkung“, die den Bischof von Rom zum Papst erhebt, ist eine solche Fälschung. An einem feuchtkalten Wintertag, der Wind pfiff eisig durch das dürre Gesträuch, war ich mit Rudolf im Wald, um Holz zu schlagen. Er sägte, ich trug zusammen und stapelte. Am Ende, so dachte ich, als ich den Holzstapel richtete, am Ende ist die Orsbacher Holzrechturkunde auch gefälscht. Das ist eine hübsche Vorstellung, denn gemeinhin waren es die Mächtigen, die von Urkundenfälschungen profitiert haben. Ich habe mich noch viel lieber an Rudolfs Kaminofen gewärmt, bei der Vorstellung, die Sache mit dem Holzrecht wäre getürkt. Heute wärs nötig, aber es geht nur digital.

Sich aufwärmen am digitalen Herdfeuer – Gif-Animation JvdL

Protokoll einer besinnungslosen Nacht

Ich kam mir schon wie ein Simulant vor, als ich am Nachmittag bei meiner Ärztin saß. „Lange nicht gesehen“, hatte sie mich begrüßt. Und ich hatte gesagt: „Ja, mir ging’s zu gut. Drum habe ich mich mit einem Fahrradsturz selber ausgeknockt.“
„Tja, passiert“, sagte sie. Überhaupt taten alle Ärzte so, als wäre es das selbstverständlichste der Welt, sich eine Rippe zu brechen.
„Sie sollten das nicht zum Anlass nehmen, auf Radfahren zu verzichten“, sagte sie noch. Da war ich fast schmerzfrei und hätte mich glatt wieder aufs Rad setzen wollen.

Am Abend jedoch, hatte eine unbedachte Bewegung erneut einen höllischen Schmerz freigesetzt, den ich in keiner Stellung lindern konnte. Da wusste ich nicht, mich zu lassen. Einzig mein TV-Sessel bot mir Halt genug. Ich schaute mir das beknackte Programm an, zog mir einige Wiederholungen rein, wartete und hoffte auf „extra3“, aber als ein gutgelaunter Christian Ehring vors begeistert applaudierende Studiopublikum trat, bin ich eingeschlafen, nicht ohne vorher zu denken, diese professionellen Anheizer, Warmupper genannt, die aus vernünftigen Menschen Füße stampfende, wild klatschende und johlende Idioten machen, gehören standrechtlich erschossen. Aufgeheiztes Studiopublikum in Satiresendungen wie extra3 oder schlimmer noch in der heute show ist der wahre Irrsinn, denn wenn in den Sendungen politischer Unverstand und politisches Versagen, gesellschaftlicher und bürokratischer Schwachsinn satirisch aufgespießt werden, das Publikum anschließend klatscht und johlt, wirkt es immer wie Begeisterung über das aufgespießte Übel. Klar lässt gedankliche Trennschärfe erkennen, dass nicht die devoten Kratzfüße unserer Bundesregierung vor der Autoindustrie etwa bejubelt werden, sondern die Formen der satirisch vorgebrachten Kritik, aber indem die Bilder die beherrschende Botschaft sind, entlarvt sich im törichten Publikumsgetue, das ja stellvertretend für uns alle da sitzt, was sind wir doch für Idioten, dass wir das alles mit uns machen lassen. Klar, den Bürgern geht’s wie mir, sie können sich drehen und wenden wie sie wollen. Es tut immer weh und wird nicht besser.

Meine lieben Damen und Herren, bitte vergegenwärtigen Sie, dass ich oben bei Christian Ehrings Auftritt schon eingeschlafen bin, alles was danach kam und kommt im halbbewussten Zustand geschieht. An die Oberfläche kam noch der bizarre Auftritt der Bayern-München-Bosse, vermutlich bei ZAPP gesehen. Die Herren Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge, ein verurteilter Steuerhinterzieher und ein ertappter Schmuggler von Rolex-Uhren, beklagten sich bei einer Pressekonferenz über kritische Medienberichte, und Rummenigge untermauerte seine Klage mit dem Verweis auf Artikel 1 des deutschen Grundgesetzes: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Journalisten hätten dagegen verstoßen, indem sie die Leistung einiger Spieler von Bayern München kritisierten. Oje, das tut weh. Weh hatte mir schon Tage zuvor getan, als in der Zeit folgendes zu lesen war. (Zum gesamten Text bitte Bild anklicken!)

Nun sind ja Sportjournalisten nicht die hellsten Kerzen auf der Redaktionstorte. Aber hätte nicht ein wachsamer Kollege mit einem Rest an Sprachgefühl dem Oliver Fritsch sagen können, das obengenannte Halunkenpack besser nicht „derart hochrangig“ zu nennen? Natürlich gibt es in der Hierarchie von Ganoven welche, die das Sagen haben. Da könnte die Zeit genauso unbedarft schreiben: „Die Pressekonferenz der Hamburger St.-Pauli-Zuhälter war mit Louis Mädchenhirt und Lude Stenz erstaunlich hochrangig besetzt.“ Um Rummenigge zu zitieren: „Geht’s eigentlich noch?“ Immerhin schlafe ich schon und berichte von Alpträumen, die mir die schmerzende Rippe beschert.

Gegen Morgen war allerorten die Rede von irgendwelchen Paketbomben in den USA, die zwar nicht hoch gegangen waren, über die die tumbe ARD aber gewiss noch einen „Brennpunkt“ hinter die Tagesschau schieben wird. Irgendwann fand ich glücklich die Ausschalttaste und träumte schön von meiner jüngsten Exfreundin, das einzig Positive, wovon ich unter jetzt wieder erwachten Schmerzen berichten kann. Kollege Glumm forderte mich kürzlich zu mehr Jammern auf. Aber mehr ging beim besten Willen nicht. Bin einfach zu geschwächt.

Nix is esu schläch, dat et net och för jet joot wör

Fast drei Stunden sitze ich in der Notaufnahme der Klinik, neben mir hockt schon gut zwei Stunden ein alter Mann mit Kopfverband. „Ihnen läuft immer mehr Blut übers Gesicht“, sagt ihm ein junger Migrant, der mit wachen Augen umherschaut. Er ist ein alter Hase. Nachdem ihm eine Stahlplatte auf den Kopf gefallen war, habe er fünf Stunden in der Notaufnahme gewartet. „Und niemand hat mal gefragt, wie es mir geht.“ Seine Gesprächsfreude bezieht alle im vollen Wartebereich ein, so dass es fast gesellig wird. Ich schweige, denn ich kann vor Schmerzen kaum reden. In der Ecke sitzen zwei wirklich dicke Frauen und verbreiten eine beinah gemütliche Stimmung. Die ältere strickt, die jüngere gefällt sich in lakonischen Bemerkungen über das Gesundheitswesen und über gesellschaftliche Entwicklungen, spricht vom Fachkräftemangel in den Krankenhäusern und dass gut ausgebildete Fachkräfte lieber im Ausland arbeiten würden. „In der Schweiz“, bestätigt der Migrant. Glaubt man den beiden, steht das Gesundheitssystem kurz vor dem Kollaps. Es hockt also hohläugig und schwer angeschlagen mit uns im Warteraum. „Und die Beiträge steigen immer weiter“, klagt der Migrant. Er sei mal selbstständig gewesen und habe sich die Beiträge zur privaten Krankenversicherung nicht mehr leisten können. „Auch die Pächter kleiner Gaststätten müssen deshalb aufgeben“, bestätigt die junge Dicke. Sie meint auch, dass der Euro nichts mehr wert sei. „In fünf Jahren bezahlen wir alle mit dem Handy.“

In der anderen Ecke sitzt ein schmaler Mann von Mitte 40 mit einem Mullpflaster am Kinn. Er ist bestens präpariert für die Notaufnahme, hat eine Thermosflasche hevorgeholt, zwei Butterbrotdosen, hält seinen Klapprechner auf den Knien und scheint zu arbeiten. Er trägt einen auffällig großen Ehering, wird zwischendurch mal angerufen. Ich beneide ihn ein wenig. Gut angetroffen hat es der, den zu Hause eine sich sorgende Ehefrau erwartet. Eine ältere Spanierin ist mit ihrer Tochter da, die als einzige in den ausliegenden Zeitschriften blättert, dann sogar das Kreuzworträtsel in einer Frauenzeitschrift bearbeitet. Neben mir sitzt mein mittlerer Sohn. Ich dränge ihn bald, nicht mehr mit mir zu warten, sondern zum Bahnhof zu fahren. Er hat mir schon prima durch den Tag geholfen und muss am Abend noch nach Leipzig zurück. Der Alte neben mir trägt auch nichts zum Gespräch bei. Dreimal hallt der Rufton seines Smartphones durch den Raum. Wie die Posaunen von Jericho, denke ich.

Jedesmal erschrickt der Alte vor dem martialischen Getöse. Und keinmal gelingt es ihm, das Gespräch anzunehmen. Mit zittrigen Fingern tappt er vergeblich herum, ruft danach verschiedene Leute an und fragt sich durch, ob sie ihn angerufen hätten. Ende der 1990-er Jahre veröffentlichte ich in der Titanic eine Satire über den aufkommenden Handy-Wahn. Die dort genannte Single-Button-Funktion ist heute innovativ. Ein einfaches Smartphone, das immer genau das tut, was sein Benutzer wünscht, statt Hänneschen-Theater zu veranstalten. So ein narrensicheres Smartphone hätte sicher einen Markt in unserer alternden Gesellschaft. In der Überalterung liegt ein Grund für explodierende Gesundheitskosten und ein System an der Leistungsgrenze. Leute wie ich und der neben mir wären vor 50 Jahren längst tot gewesen und würden nicht in der Notaufnahme hocken. Mein Vater ist mit 49 am Herzinfarkt verstorben.

Als ich endlich zu einem Arzt vorgelassen werde, tastet er mich ab, findet auf Anhieb, wo ich scheints ein Messer zwischen den Rippen habe, hört sich meine Lunge an und offeriert mir eine weitere Stunde Wartezeit fürs Röntgen und für das anschließende Gespräch.
O nein! Solange schaffe ich nicht mehr zu warten.“
„Tut mir Leid, aber Sie sehen ja, was hier los ist.“
„Ich hatte schon gelesen, dass die Notaufnahmen so überlaufen sind.“
„In ganz Deutschland ist das so, weil auch die Leute kommen, die gar keine Notfälle sind.“
„Mich hat der Hausarzt geschickt.“
„Sie haben ja auch alles richtig gemacht.“
Ich beschließe zu gehen, sage, dass ich am nächsten Morgen einen regulären Termin beim Orthopäden hätte und der käme ja langsam näher. „Ich kann Sie nicht zwingen zu bleiben“, sagt er. Ich wünsche noch einen ruhigen Arbeitstag, und er sagt: „Danke, der geht noch die ganze Nacht.“ Die Nacht habe ich im TV-Sessel sitzend verbracht. Ein wenig sogar geschlafen.

Nix is esu schläch, dat et net och för jet joot wör. (Nichts ist so schlecht, dass es nicht auch für etwas gut wäre), sagt der optimistische Kölner. Meinen gestrigen Unfallbericht haben Blogfreundinnen und -freunde kommentiert, von denen ich lange nichts mehr gehört hatte. Ich mag das gar nicht, wenn freundschaftliche Kontakte einschlafen. Auch digitale Bindungen sind einem wichtig. Blöd nur, wenn man sich dafür ganz analog den Hals brechen muss.

Aua, gestürzt

Beim Radsport bin ich ab und zu schmerzhaft gestürzt und auch mehrfach mit dem Alltagsrad. Vorgestern wieder. Es gibt beim Fahrradsturz diesen Moment des Kontrollverlustes, der durchaus etwas Leichtes hat. Man fliegt ja. Aber ins schöne Fliegen mischen sich zwei Gefühle, Ärger, dass man nicht aufgepasst hat und Angst vor dem unweigerlichen Aufprall. Möglicherweise mischt sich auch noch ein Fünkchen Hoffnung ein, dass der Aufprall glimpflich verlaufen werde, aber sich dessen ganz bewusst zu werden, dazu ist der Augenblick zu kurz. Wie ich am Boden liege, ist da auch Scham, weil andere Verkehrsteilnehmer mich hatten stürzen sehen und auch noch zwei Frauen herbeieilen, um mir aufzuhelfen und sich nach meinem Befinden zu erkundigen. Ein Radsportler hat angehalten, richtet mein Fahrrad auf und lehnt es an die Mauer. „Alles in Ordnung?“, werde ich gefragt. Bei dieser beliebten, aber unpassenden Floskel, bin ich versucht zu antworten: „Jaja, so fahre ich immer, alle 50 Meter ein Purzelbaum ist in Ordnung“, aber eigentlich bin ich überfragt, bin geschockt und muss zuerst die verschiedenen Schmerzmeldungen verzeichnen, die mein Körper mir sendet. Wo tuts weh? Wie sind die Schäden? Man steckt in sich selbst, kann aber nichts Genaues sagen, zumal der Schock die Schmerzbotschaften nur zögernd passieren lässt. Wäre man eine Maschine, hätte man ein Diagnosetool. Man fragt mich, ob ein Krankenwagen erforderlich sei. Ich sage mühsam: „Nein! Ich bin Privatpatient …“ „Da haben die Ärzte schon die Dollarzeichen in den Augen“, unterbricht mich einsichtig die Frau, die mir aufgeholfen hat. „… dann drehen die mich wieder mal durch die diagnostische Mühle“, beende ich meinen Satz. Ist ja alles sinnvoll, was dann getestet, abgefragt und gemessen wird, aber oftmals zu aufwändig und für die Klinik lukrativ, für den Patienten langwierig und wenig hilfreich. Ich habe da schon seltsame Erfahrungen hinter mir.

Äußere Verletzungen habe ich nicht. Da ich langsam war vor dem Sturz, ist der Aufprall um so heftiger gewesen. Offenbar habe ich den mit der Hand zu mildern versucht. Ich spüre Schmerzen im Handgelenk. Für einen Augenblick ist mir die Luft weggeblieben, denn ich bin auf den Brustkorb gestürzt. Das wird schmerzhaft, weiß ich schon, obwohl der Schmerz sich noch in Grenzen hält, aber das sollte noch kommen – ein Alptraum beim Liegen. Man sagt mir, ich solle mich einen Moment auf die Treppe des Hauseingangs hinter mir setzen und verlässt mich mit guten Wünschen.
Erst jetzt rekapituliere ich, was mir wie geschehen ist. Zurück auf Anfang. Ich bin nach dem Einkauf nicht den kürzesten Weg nach Hause gefahren, sondern habe einen Umweg zur Post gemacht, um zwei Briefe einzuwerfen. Aber ich fahre hier auch, wenn ich nicht zur Post muss. Der Weg hat kaum Verkehr, steigt leicht an zum Von-Alten-Garten, streift den Park und mündet bei der Schule oben in eine Kreuzung, wo ich links abbiegen muss. Dort fühle ich mich unsicher, denn bei der Grünphase muss ich den Geradeausverkehr der Gegenrichtung passieren lassen, rechts von mir brandet der Geradeausverkehr in Fahrtrichtung, und just von diesen von hinten kommenden Autos fühle ich mich bedroht, weil ich sie nicht sehen kann und nicht weiß, ob die Autofahrer mich mitten auf der Kreuzung sehen. Also nutze ich verkehrswidrig das Fußgänger-Grün vor mir, um auf den linksseitigen Radweg zu fahren, muss dann aber auf den abbiegenden Verkehr achten. Das habe ich getan. Der Radweg wird dort im leichten Bogen zur Fahrbahn geführt, folglich müsste ich weit ausholen, um über die abgesenkte Stelle einzubiegen. Diesen Bogen nahm ich zu kurz, weil ein Auto einbiegen wollte, stieß deshalb an einen nur halb abgeschrägten Bordstein und stürzte über den Lenker. Da ich langsam war, prallte ich fast senkrecht auf, wodurch mein Körper die ganze Fallenergie abbekam. Fährt man schneller, fällt man im flachen Winkel, wodurch die Aufprallenergie seitlich weggeht. Das gibt zwar Schürfwunden, aber selten Prellungen.

Meine lieben Damen und Herren, ich weiß, was ich falsch gemacht habe, bitte also von derlei Anmerkungen abzusehen. Auch möge man mir nicht vorschlagen, lieber aufs Radfahren zu verzichten. Ich verlöre einen wesentlichen Teil meiner Autonomie und vor allem Lebensfreude.
Die sinnvolle Alternative wäre eine für Radfahrer sichere Verkehrsführung. Doch noch immer gibt die Straßenverkehrsordnung den Autos Vorrang vor Fußgängern und Radfahrern. Der Autolobby und dem ADAC sei Dank.

O! Etwas über das kleinste Wort des Deutschen

Die kleinste Wortart im Deutschen ist das Empfindungswort, auf Latein: Interjektion, eine sogenannte Partikel. Interjektionen sind: „Aua“, „ach“, „ha“, „oh“ und viele mehr. Das Deutsche kennt zwei ähnliche Interjektionen, o und oh. Sie sind schwer zu unterscheiden, da ihre Bedeutungsbereiche unklar sind und sich manchmal überschneiden. Versuchen wir es trotzdem, dann wäre „oh“ Ausdruck der Überraschung, des Erstaunens: „Oh, das wusste ich nicht!“, des Bedauerns: „Oh, das ist schade!“ oder Erschreckens. Wenn beispielsweise der Verletzte in einem schlechten Hollywood-Film sagt: „Ich kann meine Beine nicht mehr spüren!“, wissen wir, weil es schon zigmal so war: „Oh! Schlechtes Zeichen. Der nippelt gleich ab.“ Erschrecken auch bei Bertolt Brecht: „Ein Mann, der Herrn K. lange nicht gesehen hatte, begrüßte ihn mit den Worten: ‚Sie haben sich gar nicht verändert.‘ ‚Oh!‘ sagte Herr K. und erbleichte.“ Wir sehen „Oh!“ kann alleine stehen und ist dann auch schon eine Sorte Nebensatz. Wenn da kein Ausrufezeichen steht, verbinden wir mit dem Hauptsatz per Komma.

Grafik: JvdL


Beim einfachen O erhebt sich die Seele wie bei „O du Fröhliche …“ „O Tannenbaum“ Auch bei der Anrufung Gottes steht das einfache O, wie im ebenfalls stereotypen Satz aus schlechten Filmen: „O Gott, wir werden alle sterben!“ Bei der katholischen Fürbitte heißt es: „Erhöre uns, o Herr!“ „O Haupt voll Blut und Wunden“ ist ein bekanntes Kirchenlied. „O“ kann auch das tiefe Bedauern ausdrücken: „O weh, was habe ich da zu hören bekommen.“ (Tucholsky) Ebenso in der einfachen Ansprache: „O Leserin, o Leser, wenn du magst und kannst, nenne mir weitere Anwendungsbeispiele oder Zitate und hilf zu differenzieren!“ Die in der digitalen Kommunikation gebräuchliche Abkürzung OMG bedeutet „O mein Gott“ (Nachweis Frauhemingistunterwegs); „O mein Papa war eine wunderbare Clown…“ (Nachweis Feldlilie); „Gottes Sohn, o wie lacht“ (Nachweis Noemix) Dazu ein Witz:

Ein Kind hat ein Krippenbild gemalt, mit Jesuskind, Maria und Josef, Ochs und Esel. Über allem ein großes lachendes Gesicht. Fragt man das Kind: „Wer ist denn das?“ „Ja, das ist doch Owie!“ „Welcher Owie?“ „Der aus dem Lied „…o wie lacht!“

Die Beispiele der Interjektion „o“ zeigen, dass hinter ihr kein Komma steht.

Lies Erleichterung, sprich Entmündigung

Entmündungs-Software habe ich Routenplaner und Karten-Apps in einem Kommentar beim Kollegen castorpblog genannt. Anschließend saß ich am Tisch und füllte Leistungsanträge für die Krankenversicherung (KV) und Beihilfe (LBV) aus. Derweil ich sorgsam Rechnungssummen in ein Formblatt malte, Additionen, die ich vom Rechner auf dem Tablet hatte vornehmen lassen, wurde mir klar, dass die Entmündigungssoftware schon weit vor Navi und dergleichen in unser Leben eingedrungen ist.

Mit der Erfindung des Formular am Anfang des 19. Jahrhunderts wurde die Verwaltungsarbeit wesentlich erleichtert, indem es mit Hilfe vorgedruckter Passagen Schreibarbeit ersparte. Überdies war das Formular eine soziale Errungenschaft im Verhältnis Obrigkeit und Bürger. Man muss sein Anliegen nicht mehr wie ein unterwürfiger Bittsteller einer willkürlichen Obrikeitsbürokratie vortragen, muss die nötigen Verwaltungsfachbegriffe nicht können, denn sie sind im Formulare vorgegeben. Das Formular verspricht Gleichbehandlung nach allgemein gültigen Vorschriften und Gesetzen.

Taschenrechner kamen in den 1970-er Jahren auf. Der Taschenrechner ersetzte in den Ingenieurswissenschaften das Hantieren mit dem Rechenschieber, der wiederum den Abakus abgelöst hatte. Homecomputer der 1980-er Jahre und später Personalcomputer (PC) demokratisierten die Druckschrift, die zuvor nur den Buchdruckereien zugänglich gewesen war. Dadurch geriet die Handschrift unter Druck. Als ich die Zahlen in die Formularspalten malte, merkte ich, wie viel Aufmerksamkeit und Feinmotorik deutliches Schreiben erfordert. Das war mir kaum bewusst, als Handschrift noch meinen Alltag bestimmte. Blogfreundin Ann schlug letztens vor, ich könnte ja die Leistungsanträge an KV und LBV online erledigen. Dann fiele auch das Hantieren mit den Formblättern weg. Allein das Lochen und richtige Abheften finde ich mühsam. Ich bin darin wie mit dem händischen Schreiben völlig ungeübt. Schon in den 1990-er Jahren habe ich aufgeschrieben, dass wir mit der Nutzung von Druckschriften per Tastendruck die Verantwortung für die Formentwicklung des Schreibens abgeben.

Die Evolution der medialen Hilfsmittel bringt erkennbaren Zugewinn, verändert Verhaltensweise und geht mit dem Verlust vorheriger Qualifikationen einher. Es ist wie mit der zu kurzen Decke. Man zerrt sie uns freundlich unters Kinn und legt derweil unsere Füße frei. Die Propagandisten der Neuerungen wollen uns glauben machen, dass sie zum Wohle der menschlichen Existenz dienen. Eine nüchterne Kosten-Nutzen-Analyse lässt zweifeln. Wenn er nur profitieren würde, müsste der Mensch immer klüger werden. Doch scheint sich im Gegenteil weltweit eine bedrückende Idiotie breit zu machen. Darum muss man Erleichterungen durch Entmündigungssoftware stets skeptisch betrachten und ihnen konservativ begegnen.

Intergalaktisches Bettenbauen

Bei der Bundeswehr lernte ich, ein Hemd auf DIN-A4 zu falten, ebenso das Bettenmachen, was dort im Jargon „Bettenbauen“ heißt. Zum Glück habe ich beides wieder vergessen. DIN-A4-Hemden sind albern und Bettenbauen, war schon mehrfach zu lesen, ist eher ungesund. Nicht weil man sich dabei verrenken oder gar tödlich verunglücken kann, nein, die Gefahr lauert im Bett selbst – mikroskopisch kleine Spinnenwesen, die Milben. In der Nacht verliert der Mensch bis zu zwei Liter Flüssigkeit. Diese Feuchtigkeit muss tagsüber wegtrocknen. Im gemachten Bett kann sie nicht entweichen. Dunkelheit und Feuchtigkeit sind die idealen Lebensbedingungen für Milben. Sauber gebaute Betten beherbergen drum ganze Milben-Universen.

Wie ich am Morgen mein Bett aufschlage, somit das Mikrobenuniversum ans Licht zerre und ihm die Feuchte entziehe, fällt mir ein, dass diese Mikrobengalaxie zwar Nachbargalaxien hat, wohin die Milben theoretisch fliehen könnten, nämlich in die anderen Betten in den Wohnungen des Hauses, dass diese Galaxien im Mikrokosmos aber so weit voneinander entfernt sind wie die Andromedagalaxis von unserer Milchstraße. Einziger Unterschied, wenn wir Menschen bei Nacht zum Himmel aufschauen, können wir benachbarte Galaxien als ferne Spiralnebel sehen, vorausgesetzt es gibt keine Lichtverschmutzung und wir haben ein Teleskop. Von Milbengalaxie zu Milbengalaxie besteht keine Sichtverbindung, außer in Bundeswehrstuben, Jugendherbergen und anderen Schlafsälen, wo große Milbenpopulationen beheimatet sind.

Angenommen in irgendeiner Milbengalaxie des Mietshauses, in dem ich lebe, geschieht plötzlich etwas Ungeheuerliches. Ein schwer alkoholisierter Nachbar hat sich hoch oben ins Bett gelegt, und seine Ausdünstungen bewirken bei den Milben die Entwicklung von Intelligenz. Da im Mikrokosmos alles schneller geht als bei uns, läuft auch die Evolution schneller ab, und im Nu haben seine Milben, das Rad, das Geld und das Rubbellos erfunden, die Raumfahrt entdeckt sowie eine Theorie von Wurmlöchern erdacht. Zuvor aber entwickeln die hochintelligenten Milben jedoch eine psychogene Technik der mentalen Beeinflussung anderer Lebewesen, von ihnen „die Macht“ genannt. Plötzlich ist mein armer Nachbar erstaunlich geschickt im Bettenbauen, hat nicht eher Ruhe, bis er sein Bett auf DIN A4 gefaltet hat … [sorry,… falsche Spur], bis er sein Bett perfekt gemacht hat, so dass sein Milbenimperium wachsen und gedeihen kann.

Sein Umfeld lobt ihn ahnungslos. Patenonkel Heinrich, ein schneidiger Offizier der Reserve, sieht sich in allem bestätigt, was ihm heilig ist, und verkündet: „Welch ein Segen, wenn einer bei der Armee gewesen ist. Da lernt er noch den korrekten Bettenbau!“, und setzt den jungen Mann zum Alleinerben ein. Alle staunen nur über sein behändes und allmorgendlich promptes Bettenbauen gleich nach dem Aufstehen, wobei er das Mantra: „Möge die Macht mit euch sein!“ murmelt. Auch hört man Wunderliches von ihm: „Größe ist nicht alles. Die kleinere Truppe wir sind, dafür größer im Geist.“ Wie sähe jetzt die großgeistige Milbenraumfahrt aus? Würden die Milben-Raketentechniker und Astrophysiker das Bett des Nachbarn umfunktionieren? Käme das plötzlich holterdipolter die Treppen herunter und würde mit Krawumm an fremde Türen klopfen? Ich würde nicht aufmachen und rate allen, Türen und Fenster geschlossen zu halten.

Dann bliebe den Milben noch die Allgemeine Relativitätstheorie und die Theorie der Wurmlöcher. Der Name Wurmloch stammt von der Analogie mit einem Wurm, der sich durch einen Apfel hindurchfrisst. Er verbindet damit zwei Seiten derselben Dimension (der Apfeloberfläche) durch einen Tunnel. Das beschreibt anschaulich die besondere Eigenschaft des Wurmlochs, da es zwei Orte im Universum, in diesem Fall zwei Betten miteinander verbindet. In meinem Bett stieße die Milben-Expedition auf brutale Lebensbedingungen, und man wird in Wissenschaftskreisen erwägen, mein Bett wegen Unwirtlichkeit auf den mikrogalaktischen Index zu setzen. Zwischen anderen Betten fände aber ein reger Milbenaustausch statt, wobei die Milben feststellen würden, dass sich die Raumfahrt nicht lohnt, denn Bett ist Bett. Man habe, wird verkündet, nichts Besonderes, nicht mal außermilbisch intelligentes Leben in den neuentdeckten Betten gefunden, außer in meinem natürlich, aber das müsse sicherheitshalber gesprengt werden.

Don’t ask me questions! oder Wenn Maschinen Antworten verlangen … sag lieber nichts!

Fragt der Arzt den Patienten: “Wie geht’s?“
Antwortet der Patient: „Und selbst?“ Von diesem Wortwechsel wissen wir, dass er absurd ist. Die Kommunikationswissenschaft unterscheidet symmetrische und asymmetrische Kommunikationssituationen. Konkret zeigt sich das darin, welcher Kommunikationspartner das Fragerecht hat. Es liegt nämlich beim sozial Höhergestellten, wobei zu unterscheiden ist, ob eine Positionsrolle oder eine Funktionsrolle den Ausschlag gibt. Sucht eine ranghöhere Person einen Arzt (oder eine Ärztin) auf, hat der Arzt nur aufgrund seiner Funktion das Fragerecht. Wenn ein einfacher Arbeiter zum Arzt geht, vereinigt der Arzt Funktions- und Positionsrolle auf sich. Wo der soziale Rangunterschied von Kommunikationspartnern nicht eindeutig ausgemacht ist, kann sich der aggressivere Kommunikationspartner einen Vorrang erkämpfen, indem er den anderen von oben herab etwas fragt. Weil der Mensch ein deutliches Gespür für das hat, was angemessen ist, kann er antworten und sich über sich und den anderen ärgern, er kann eine Antwort verweigern oder zurückfragen und so den Gleichrang wieder herstellen.

Es geschieht nun immer öfter, dass mich Software etwas fragt, obwohl ihr das Fragerecht nicht zusteht. Wenn ich mein Smartphone entsperre, bietet mir irgendein Google(?)-Algorhitmus an: „Mit Stimme entsperren?“ Man möchte also meinen gespeicherten Personendaten mein Stimmmuster hinzufügen. Schalte ich meinen Rechner ein, erscheint das nervige Windows-Startbild, derzeit ein Vulkankratersee, und man will von mir wissen:
„Gefällt Ihnen, was Sie sehen?“ –
„Kennen Sie sich in Sachen Finanzen gut aus?“ –
„Interessieren Sie sich für Immobilien?“
und irritiert mich mit dem verschwurbelten Satz:
„Sie sich für den aktuellen Aufenthalt auf Markttrends und Aktien belohnen?“

Die Fragen wechseln mit dem Startbild. Ich erfreue mich an der naiven Vorstellung, dass hier Psychologen ganz verzweifelt sich die Haare raufen und rufen: „Auf irgendwas muss der Klotz doch antworten!“ In Wahrheit konstruiert eine Software die asymmetrische Kommunikationssituation und fragt mich stoisch immer wieder, weil meine Antworten gut zu gebrauchen wären, erklärtermaßen, um Angebote für mich zu perfektionieren, mir das Leben einfacher zu machen. Aber man muss all die Fragen unbeantwortet lassen, denn das Fragerecht ist nur ergaunert.

Vom Aufräumen – Verzeichnis eines Papierstapels

Als NRW-Beamter bin ich privat versichert und bekomme alle Rechnungen nach Hause, muss dann die Beträge sowohl von der privaten Krankenkasse als auch von der Beihilfestelle per Antrag einfordern. Zur Überwindung der Spätfolgen des Schlaganfalls habe ich jahrelang viele Therapien besucht und bekam entsprechend viele Rechnungen. Zeitweise wuchs mir der Verwaltungskram über den Kopf, und ich habe ankommende Post nur noch gestapelt. Vor drei Jahren besuchten mich mein ältester Sohn und seine Lebensgefährtin, um Ordnung in meine Unterlagen zu bringen. Sie sortierten alles in Ordner, schredderten überflüssige Papiere, und für eine Weile war ich entlastet. „Du darfst nur nicht wieder Haufen bilden“, mahnte mich noch mein Sohn. Leider ist das wieder geschehen. Seit einiger Zeit wachsen an meinem Arbeitsplatz Stapel verschiedenster Dinge,zum Teil aus dem Umfeld meines Bloggens. Nun hat sich Besuch angesagt, und ich will aufräumen. Wie aber mich motivieren? Vielleicht durch Aufschreiben, obwohl es den Aufräumvorgang enorm verlangsamt:

  •  Ein Bogen Transparent-Entwurfpapier von einem DIN-A4-Block, und ein weiteres Blatt, worauf ich mit der Kalligrafiefeder „Lob der Handschrift“ geschrieben habe.
  •  eine leicht zerknüllte Serviette und ein Zuckertütchen von Nobis, dem Bäckereicafé am Aachener Münsterplatz, mitgebracht September 2018,
  • ein Bleistiftentwurf aus den 1980-er Jahren einer Computerspielfigur für ein Atari-Basic-Programm, das ich schreiben wollte,
  • die Bedienungsanleitung für mein TV-Gerät, worin ich im Bett liegend mit Bleistift einige Fieberphantasien gekritzelt habe, kaum lesbar.
  • Ein blasser Nadeldrucker-Ausdruck auf Endlospapier, „De Bonos Geleemodell“ getiteltet, worin ich vor vielen Jahren aufgeschrieben habe, wie sich mit diesem Modell die Anlage und Ausprägung von Denkstrukturen verbildlichen lassen. Ich habe vergeblich versucht, den Text zu scannen und mit OCR-Software umzuwandeln. Links oben ist der Rostabdruck einer Büroklammer zu sehen,
  • eine „Happy Birthday“-Klappkarte von meiner Münchner Blogfreundin Mitzi,
  • die Geburtstagskarte eines Versandhauses, das mir 7,77 Euro schenken wollte
  • mehrere Kettenbrief-Originale,
  • der spaßige Erpresserbrief einer Schülerin der 8. Klasse, unterzeichnet mit „Arno Nyhm“,
  • eine Papp-Mappe mit Kartenmotiven, gestaltet von meiner Tochter, die Diplomgrafikdesignerin ist,
  • die sparsame Kinderzeichnung ihres Söhnchen, meines Enkels,
  • ein 80-Blatt-Schreibblock „Student“, liniert, Spiralbindung, mit Notizen zum neuen pataphysischen Institut fürs Teestübchen,
  • ein weiterer 80-Blatt-Schreibblock „Student“, liniert, Spiralbindung, mit Notizen für ein medienkundliches Seminar „Jugend und Umwelt“ vom 09.06.2008,
  • ein selbstgeklebter DIN-A5-Umschlag von meinem Nürnberger Blogfreund Christian Dümmler (CD), worauf sich 0,5 mm Linien befinden, eine Anspielung auf meine Behauptung, es gebe keine Anreiblinien mehr, weil der Bedarf mit dem Computer verschwunden ist. Den Umschlag hat er aus einer 1:50.000 Wanderkarte vom Naturpark Dübener Heide geklebt. Nachdem ich den Umschlag aufgemacht und entfaltet habe, kann ich sehen, wie ich von Schwemsal über Tornau nach Söllichau komme – falls das mal nötig wird,
  • eine Rechnung von e-publi über ein Exemplar „Die schönsten Augen nördlich der Alpen“ zum Autorenrabatt, worauf Lottozahlen notiert sind, das Buch ein Geschenk für den Nürnberger Kabarettisten Matthias Egersdörfer,  vermittelt durch CD,
  • drei Karteikarten zum Thema Schreibgeschwindigkeit im Mittelater, aufgeklebte Fotopien aus Wilhelm Wattenbach „Das Schriftwesen im Mittelalter“,
  • eine fast quadratische Klappkarte mit dem Aufdruck „ÉCHTE POST IS ZOVEEL leuker“, innen linkseitig vollflächig oranje gestrichen, rechts ein handschriftlicher Feriengruß auf Niederländisch uit Zeeland von meiner Nürnberger Blogfreundin Anna,
  • ein herausgerissener Zettel aus einem DIN -A7-Notizbüchlein rautiert, worauf Herr Leistöne in SAS-Schreibschrift (Schulausgangsschrift der DDR) geschrieben hat (in der Kneipe am Biertisch): „Ich kann das noch richtig schreiben“ sowie drei Versuche des kleinen b,
  • ein vergilbtes KellnerInnen-Blöckchen von Bad Pyrmonter Wasser aus der Kneipe „Das kleine Museum“, das ich an der Theke sitzend mit einem ebenfalls erbetenen Kugelschreiber vollgekritzelt habe, weil ich mich einsam fühlte. Da krabbelte ein Krokodil  über die Decke.

(Wird fortgesetzt)