Zum Einstieg eine Anekdote: Ich war am Bahnhof gewesen, um eine Fahrkarte nach Aachen zu kaufen. Als ich mein Fahrrad aufschloss, freute ich mich, dass ich noch rechtzeitig zum Finale einer Etappe der Vuelta nach Hause kommen würde. „Vorausgesetzt“, dachte es da laut in mir, „vorausgesetzt auf der Fahrradstraße bringt dich kein unachtsamer Fußgänger zu Fall.“ Ich war also vorgewarnt, was ich durchaus fürsorglich von meinem besseren Ich fand, denn mir war schon aufgefallen, dass viele Leute nach dem abrupten Wetterumschwung wie schlafwandlerisch unterwegs waren. Auf besagter Fahrradstraße lief mir ein unachtsam die Fahrbahn querender junger Mann vors Rad. Ich konnte gerade noch bremsen, kam just vor ihm zum Stehen und sagte: „Vorsicht, Mann!“ Da fragte er ganz keck: „Ist das hier ein Fahrradweg?“ „Ja“, sagte ich und deutete auf die Fahrspur. „Nicht um diese Zeit!“, behauptete er fälschlich, und verschwand ohne sich nochmal umzusehen die Treppe runter zur U-Bahn. Mir blieb nichts, als ihm „Arschloch“ hinterher zu denken.
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Monat: August 2016
Sommer in Hannover – Ein sehenswerter Heimatfilm
In meiner visuellen Neugier bin ich schon immer ein gefräßiger Banalisierer gewesen. Nachdem ich von Aachen nach Hannover gezogen war, erkundete ich meine neue Heimatstadt und Umgebung mit dem Fahrrad. In Aachen hatten mich jeder Laternenpfahl, jeder Strauch begrüßt. In 25 Jahren war ich soviel mit dem Fahrrad rumgefahren, dass es nichts mehr zu entdecken gab. Ach, wie wunderbar war es da, eine Stadt neu zu entdecken. In dieser Zeit der ersten Begeisterung habe ich in Hannover und im Umland gefilmt. Anfangs war das aufregend, denn jede Weggabelung zwang mich zu einer Entscheidung und war begleitet vom Bedauern, dass ich den anderen Weg nicht nehmen konnte. Mit der Zeit fuhr ich die alternativen Abzweigungen oder ich gelangte von der anderen Seite hin und erkannte die Stelle. So löschte ich fast jeden weißen Fleck der Stadt auf meiner inneren Landkarte. Inzwischen habe ich auch Hannover entzaubert. Die Wege sind mir alltäglich geworden. Manchmal langweile ich mich, weil ich genau weiß, da ist dies und da das. Zum Ende des Jahres will ich weg sein aus Hannover. Folgendes Video aus dem August 2009 spiegelt noch meine anfängliche Begeisterung für diese Stadt, in der ich bald acht Jahre fast zuhause war. Und jetzt: viel Vergnügen beim Anschauen …
Übrigens, wer mein Trommelspiel am Mittellandkanal bei 2:20 ein wenig asynchron findet – ich hätte es besser gekonnt, die Filmmusik ist erst nachträglich zugefügt.
Apokalyptische Sommerhitze und Temperatursturz
Und dann ist es von Tag zu Tag immer heißer geworden, und man hat nicht mehr gewusst wohin mit sich. Das dumme Vieh ist ja bei Hitze schon immer freiwillig in den Schatten gegangen. Zum Schluss hat der Mensch es dann auch eingesehen. Obwohl bis zuletzt welche in der prallen Sonne gelegen haben, weil es ihnen offenbar von irgendwoher befohlen wurde. Man hat auch immer mehr Kleidung abgelegt, was namentlich bei den Männern nicht immer schön anzusehen war. Die haben das aber nicht mehr gemerkt, denn zuletzt hat nur noch die Gucklust funktioniert und bei den Männern unschöne Stielaugen hervorgerufen. Die Frauen haben getan, als hätten sie nichts damit zu tun, obwohl sie natürlich hätten wissen müssen, dass spärlich verhüllte Reize viel stärker die Phantasie anstacheln als völlige Nacktheit. Allerdings sind die unsittlichen Ausfälle seltener geworden, weil sich die Erregbarkeit bei den meisten nur noch in den Augen aufgehalten hat.
Wasser in Flaschen war kaum noch zu haben, vielleicht ausgelöst durch die neuesten Hamsterempfehlungen der Bundesregierung. Immerhin war Grillkohle noch bis zuletzt zu kriegen. Die holten sie sich am frühen Abend bei den Tankstellen, und dann hat man in der Abendhitze auf Balkonen, Terrassen und in den Parks auf glühenden Kohlen Würste gebraten, was erstaunlicher Weise wenig Abkühlung gebracht hat. Abends haben die Städte dann anders gestunken als am Tag, also die ausgedorrten Grünstreifen haben dann weniger nach Hundescheiße gestunken, weil der Rauch drüber gezogen ist.
Gestern. Sonntag. Erst gegen vier Uhr traute ich mich raus. Schon in der Haustür schlug mir die Hitze ins Gesicht. Ich war unsicher, ob man diese Luft atmen konnte, tat es aber aus Trotz. Die Straße rauf und runter war niemand zu sehen. Ich überlegte, dass es sicherer wäre, den Weg durch die Grünanlage zu nehmen. Doch selbst da sah ich vor mir auf dem Weg einige grelle Flecken, wo es notwendig sein würde, durch die pralle Sonne zu gehen. In der heißen Luft stand kaum ein Geräusch. Das heisere Rascheln trockenen Laubes ja, aber es fehlten alle Vogelstimmen. Kriegen die Vögel in der Augusthitze keinen Ton heraus? Soweit sie Zugvögel sind, müssen sie doch an die afrikanische Hitze angepasst sein. Aber nein, Tschilpen, Zwitschern und Tirilieren aus dem Frühling und Frühsommer gehören ja zur Brautwerbung, zum Nestbau, zur Vogelhochzeit und zur Brut. Es ist nicht anders als bei Menschen, wo nach dem verschwenderischen Plaudern und Schwafel bei der Partnersuche, dem lustvollem Hin- und Her des Kinderzeugens bei der mühsamen Erziehung des Nachwuchses zwischen den Eltern die Worte ersterben und zum Ende hin nur noch das Nötigste gesprochen wird. Und, puh, wenns auch noch so heiß ist, gilt es Energie zu sparen. Da sagt man gar nichts mehr.
Ich habe eine Stelle ohne Schatten erreicht und wage die Durchquerung. Die brennende Sonne erinnert mich an meine Kindheit. Am heißesten ist es immer nach der Getreideernte auf den Stoppelfeldern gewesen. Wenn du unvorsichtig genug warst, ein Stoppelfeld zu überqueren, warst du schlimmer dran als der Wanderer in der Wüste, denn er würde wenigstens eine Wasserflasche haben, aus der er die letzten warmen Tropfen zuzzeln konnte. Wir Kinder aber hatten nie etwas zu trinken bei uns, wenn wir im Vertrauen auf die eigene Widerstandskraft ein Stoppelfeld überquerten. Zu unseren Füßen die dreckiggelben Stoppeln. Der Mähdrescher hatte die Halme unterschiedslos auf eine Höhe gekappt, die einem Kind noch grad in Knöcheln und Waden stechen können. Dazwischen lag die Erde fast blank unter der Sonne. Sie brannte von oben, und aus der staubigen Krume stiegen Hitzewellen auf, die sich spiralförmig flimmernd in den gnadenlosen Himmel erhoben. Kein Schatten, kein Grün, soweit das Auge reichte. Ging es noch heißer?
Es gab eine Zeit, bevor es verboten wurde, das steckten die Bauern ihre Stoppelfelder in Brand. Ein brennendes Stoppelfeld zu durchqueren, war noch heißer. Deine Füße suchten sich über die noch schwelenden ausgebrannten Flecken durch aufstiebende Asche einen Weg durch die Glutnester, die im heißen Wind immer wieder aufloderten. In einem solchen Flammenmeer unter Sonnenglut war es noch heißer, jawohl, Sir.
Und heute Temperatursturz. Hat es in Hannover geregnet? Kaum, obwohl Gewitter und schwere Regenfälle für den Norden angekündigt waren. Zu sagen, über Hannover schlafe jedes Wetter vor lauter Langweile ein, wäre eine unzulässige Personifizierung. Es wird umgekehrt gewesen sein. Ein Menschenschlag, der es gerne ruhig hatte, hat in einer ruhigen Wetterzone gesiedelt, und so konnte sich eine Stadt entwickeln, deren Bewohner gleichmütig wie ihr Wetter sind. Ich bin hier bald weg.
Costers zweifelhafte Befreiung
„Benannt – Gebannt“,
hätten ja schon die Alten gewusst. Wie erleichtert, ja, geradezu erfreut wäre er gewesen, als er aus der Kirche austreten wollte und habe beim Amtsgericht eine Tür gefunden habe mit der Aufschrift „Kirchenaustritte.“ „Aha, es gibt ein Wort, sogar ein Amt für mein Vorhaben“, habe er da gedacht. Allerdings habe ihn das Türschild mit dem Plural „Kirchenaustritte“ schwer erheitert. Wieso Austritte? Ob welche nach dem Austritt wieder eintreten, austreten, wieder eintreten, weil sie einfach nicht vom Weihrauch wegkämen? Das jedoch wäre im zeitlichen Abstand jeweils ein Austritt nach dem anderen, würde also den Plural nicht rechtfertigen.
„Den Plural wird man aus der Innensicht formuliert haben“, sagte ich. „Für die Behörde sinds Austritte, wenn Sie dort nicht als einziger antanzen, was man ja aus dem Umstand ablesen kann, dass es eine Amtsstube für solche Fälle gibt.“
Jedenfalls habe er sich zusätzlich erfreut über die Tatsache, dass man ihm tatsächlich ein Formblatt in die Hand gedrückt habe. So ein Formblatt wäre schließlich noch eine Steigerung des Prinzips „Benannt – gebannt“
„Worum geht es eigentlich, Coster“, fragte ich. „Sie sind doch nicht erst gestern aus der Kirche ausgetreten.“
„Es geht um meine Zahnärztin“, sagte Coster. Indem er mir seine vertrackte Verliebtheit geschildert habe und wie er nun alles nachlesen könne, weil ich es aufgeschrieben hätte, da wäre der Bann von ihm gewichen. Inzwischen habe er ganz nüchtern erkannt, dass es letztlich um eine Geschäftsbeziehung gehe. Die Zahnärztin würde ihre Dienstleistungen anbieten, und er als öffentlich bestallter Professor sei Privatpatient und mithin Kunde. Und in einer Geschäftsbeziehung wären Gefühle unangebracht.
„Ich hätte eher gedacht, dass Verliebtsein in Ihrem Alter grundsätzlich etwas Närrisches hat, Coster“, sagte ich.
„Verliebtsein ist für Außenstehende immer lächerlich“, sagte Coster und warf mir einen geringschätzigen Blick zu, nur akzeptiere man das bei jungen Leuten, weil doch letztlich Paarung und Fortpflanzung im Vordergrund stünden. Bei älteren Leuten drehe das aber im Leerlauf, und jeder frage sich, wozu soll das jetzt noch gut sein? Wenn man aber bedenke, dass der Fortpflanzungstrieb die Paare ganz närrisch mache, wäre doch eine Beziehung ohne die Idee der Fortpflanzung ungleich reifer.
„Trugschluss, lieber Coster“, sagte ich. „Es geschieht doch zwischen Menschen nichts, das die Natur nicht vorgesehen hat. Warum sich ältere einander zuneigen, verstehen wir vielleicht nur nicht richtig, aber getrieben sind sie wie das junge Volk.
„Da könntest du Recht haben, Trithemius. Ist ja immer so: Man glaubt zu schieben, aber wird geschoben.“
Costers Dilemma
Dass er bei sich diesen Wunsch nach Nähe zu seiner Zahnärztin spüre und nötigenfalls die bedrohlichen zahnmedizinischen Gerätschaften in seinen Mund zu lassen, wäre doch im höchsten Maße beunruhigend, zumal die Weltgeschichte ja voller Männer sei, die wegen einer Frau sehenden Auges ins Verderben gegangen sind. „Du lieber Himmel, Coster“, sagte ich, „da haben Sie echt ein dickes Problem.“
Tut muhen – Konsumentenverachtung in Plastikflaschen
Wird Radio nur von Doofen gehört? Die Radiowerber scheinen das zu denken und reimen: „Ganz Deutschland nur das eine tut, es sucht die Müllermilch, die muht.“ Ein Kinderreim, vorgetragen von der sich überschlagenden Stimme eines Irrsinnigen, untermalt vom Muhen einer Kuh. Man reimt das kindliche Verb „tun“ auf das onomatopoetische „muhen“ und glaubt sich durch den Reimzwang entschuldigt. Es macht nichts, wenn man dem Volk der Dichter und Denker unterstellt, es wolle deutschlandweit nur „das eine“, völlig infantilisiert durch Supermärkte tappen, um muhende Plastikbecher zu suchen. Man könnte denken, die Zyniker, die sich diese Radiokampagne ausgedacht haben, sitzen in der Werbeagentur. Klar, da sitzen sie auch. Aber es müssen da Entscheidungsträger in der Führungsetage von Müllermilch dieses Bild von Konsumidioten vor Augen haben. Obs nun Wunschdenken ist oder ein klarer Blick auf die Verfasstheit der Kunden, neu ist diese Haltung nicht. Sie lässt mich denken an eine Aussage, die dem Schlagersänger Christian Anders in den 1970er Jahren zugeschrieben wurde: „Ich denke Tag und nach darüber nach, wie ich den Idioten noch mehr Schallplatten verkaufen kann.“ Zitat und Werbespot drücken eine tiefgreifende Konsumentenverachtung aus, ein Wort, das mir mittags auf dem Sofa eingefallen ist, und ich verband es im Geiste mit dem Blick durch das Laub einer Baumkrone in die blitzende Himmelsbläue, damit ich nicht aufstehen musste, um es aufzuschreiben. Konsumentenverachtung und blauer Himmel. Diese Verbindung ist nicht so seltsam wie sie scheint. Konsumentenverachtung schwebt über unserem Sozialwesen. Da sollte uns die makellos strahlende Äußerlichkeit des Konsumblitzeling allüberall nicht täuschen.
Irgendwo in den Tiefen meiner Erinnerung hatte ich abgespeichert, dass Müllermilch ein kritikwürdiges Unternehmen ist. Hab mich aber erschreckt, als ich die umfangreiche Auflistung der sozialschädlichen Umtriebe fand, die Nina Baur auf dem Soziologie-Blog veröffentlicht hat. Die Autorin ist Professorin für Methoden der empirischen Sozialforschung am Institut für Soziologie der Technischen Universität Berlin und als Quelle wohl verlässlich. Da steht fast mehr, als man wissen will, und es fühlt sich an, als hätte man den Arm grad tief ins Bushofklo getaucht. Aber es wird klar, da passt eines zum anderen. Der Radiospot zeigt sich als peinliches Dokument der Selbstentlarvung – im Zirkus des schlechten Geschmacks.
Holla! Blutwurst in Dosen – Volontär Hanno P. Schmock über Mäuseartige, doofe Radiowerbung und Experten
„Hallo, hier ist Jürgen Klopp. Man denkt ja immer, die verrücktesten Angebote kommen aus Madrid, Barcelona oder Manchester. Aber das verrückteste derzeit, das kommt aus Rüsselsheim.“
„Mama, wovon redet der Mann im Radio?“ Der verrückte Mann redet von sich. Derzeit arbeitet er als Fußballtrainer für den Liverpool Football Club (FC Liverpool), hat aber vielleicht schon mal von verrückten Angeboten der Fußballmannschaften aus Manchester, Madrid oder Barcelona geträumt. Dann aber bekam er das verrückteste Angebot aus Rüsselsheim vom Autohersteller Opel, nämlich gegen ein fettes Honorar für den Kauf eines Opels zu werben. Von wegen „man denkt ja immer…“ Daran müssen wir überhaupt nicht denken, Klopp wohl, denn wenn die besten Angebote gar nicht berufsbedingt sind, sondern ausgelobt werden, damit man ein doofes Testimonial für ein Auto
markiert, wer sich nicht zu schade ist für diese verlogenste und verschmockteste Form der Produktwerbung, dessen Stern ist längst im Sinken. Wir erinnern uns an das abschreckende Beispiel Michael Ballack. Im Juli 2009 unterschrieb er einen Werbevertrag bei „Ab in den Urlaub.de“, wurde sogar „das neue Gesicht“ des Unternehmens, dann, last minute vor der WM in Südafrika verletzte sich Joachim Löws „Schlüsselspieler“, fehlte bei der WM, und Löw warf ihn für immer aus der deutschen Nationalmannschaft. Folge: Nunmehr sechs Jahre „Ab in den Urlaub.“
Blutwurst in Dosen habe ich im Supermarkt nicht gefunden. Offenbar gibt es Engpässe beim von der Bundesregierung angeregten Hamsterkauf. Das Deppenorgan BILD veröffentlichte am Dienstag die Hamsterliste, während in den sogenannte Sozialen Medien darüber spekuliert wurde, ob die Bundesregierung ihr Volk auf Krieg einstimmen wolle, weil sie sich ganz lemminghaft in NATO-Machtspielchen an der russischen Grenze hineinziehen lässt. Damit das mal klar ist: Lemminge gehören zwar auch zu den Mäuseartigen, es fehlen ihnen aber die Backentaschen, weshalb sie keine Hamster nicht sind! Und jetzt brauchen wir ganz dringend einen Experten. Schon steht einer bei tagesschau.de auf der Matte und empfiehlt, nicht zu hamstern, sondern vernünftige Vorräte anzulegen. Im Interview mit einer Ute Welty verweist Zivilschutz-Experte Wolfgang Kast vom Deutschen Roten Kreuz auf individuell unterschiedliche Bedürfnisse. Brav referiert Ute Welty, es ergebe für Veganer wenig Sinn, Dosenwurst einzulagern. Diesen verrücktesten Expertentipp vom Zivilschutz-Experten Wolfgang Kast fand Interviewerin Ute Welty so hübsch, dass sie ihn noch mal wörtlich aus ihrem Block buchstabierte:
„Da gilt es, den gesunden Menschenverstand einzuschalten und die persönliche Lebenssituation einzubeziehen: Was möchte ich zu Hause haben, wenn ich ein paar Tage nicht vor die Tür kann? Wenn ich mich vegan ernähre, macht es wenig Sinn, Blutwurst in Dosen einzulagern.“
Gesunder Menschenverstand, Kast? Der muss den Veganern doch erst mal beigebogen werden, damit sie nicht wieder ganze Paletten Dosenblutwurst in den Backentaschen bunkern, die Blödis. Puh! Noch mal Glück gehabt. Wie gut, dass man bei Tagessschau.de Experten kennt. Fehlt aber noch der Hinweis, dass Blutwurst in Dosen keinesfalls vegan ist. Die merkens ja sonst nicht, diese Veganer.
Huhu, Tagesschau.de! Wenn ihr derlei blöde Expertentipps auf erwachsene Menschen loslasst, solltet ihr auch keine Blutwurst in Dosen, sondern lieber paar Pfund gesunden Menschenverstand hamstern, falls der in eurer Umgebung noch zu haben ist. Sonst mal in Rüsselsheim anfragen, wo derzeit die verrücktesten Angebote herkommen. Sagt Experte Klopp jedenfalls.
Plop! Auf dein Wohl – Ein Jahr Teestübchen Trithemius
Meine lieben Damen und Herren!
Mit „Wissenswertes über den Bloggerdutt“ startet heute vor einem Jahr Teestübchen Trithemius und bekam auf Anhieb elfmal das Prädikat „gefällt mir“ und drei Kommentare. Den guten Start verdanke ich Kollegin ohneeinander, die den Bloggerdutt freundlicherweise „rebloggte.“ Passend zum Untertitel wollte ich mich anfangs an den klassischen Themen einer Frauenzeitschrift orientieren. Im zweiten Text ging es um eine Kritik am geistlosen Bashing von Jugendlichen wegen ihres Vornamens, hier am Beispiel Kevin. Auch das Thema Kochen sollte nicht zu kurz kommen. Allerdings sind meine Fähigkeiten hier begrenzt, und es reichte nur für Buchstabensuppe. Thema Emanzipation „Wenn Frauen über Schultern schauen“ beleuchtete das stereotype Frauenbild in der Werbung. Zum Thema Reise gab es eine schwindelerregende Bildmontage „Lastminute New York.“
Schon bald gab ich das enge Konzept auf und widmete mich wieder den Themengebieten, die ich auch im Vorläuferprojekt „Teppichhaus Trithemius“ behandelt hatte.
Weitere Beiträge im August 2015:
– Weckerchen Holger und der Zauber des Schreibens
– Nur Ärger mit den schönsten Augen nördlich der Alpen
– Kein intergalaktischer Weltfriede für Friseure
– Das Flüchtlingselend ist unser Elend
Inzwischen sind im Teestübchen 285 Beiträge erschienen und insgesamt 5676 mal kommentiert worden. Die geistreiche Interaktion mit Leserinnen und Lesern ist das Beste am Bloggen. Sie ist sozusagen der Betriebsstoff des Mediums, nämlich soziale Energie. Die Besucher eines Blog sind in der Regel selbst Blogautoren. Indem man wechselseitig die Blogs besucht und Kommentare austauscht, entsteht ein gepflegtes Netzwerk. Seine Größe ist naturgemäß begrenzt durch die Zeit, die man zum Schreiben, Lesen und Kommunizieren aufbringen kann. Unerlässlich und quasi durch die Teilnehmer eines gepflegten Netzwerkes garantiert ist ein freundlicher Umgangston. Er gewährleistet die gegenseitige Inspiration, erleichtert es, sich auf andere Standpunkte einzulassen, sichert also eine Erweiterung der eigenen Perspektive, wobei der Wissenszuwachs nur ein Aspekt ist.
Schwierige Bürgernähe – oder Der Oberbürgermeister ruft von unterwegs an – ein Dramolett
Die Politik der breiten Ärsche
Am 11. September sind Kommunalwahlen in Niedersachsen, so auch in Hannover. Es war zu ahnen, bevor die Wahlbenachrichtigung in meinem Briefkasten lag. Schon Wochen vorher hatte das wilde Plakatieren begonnen. Besonders wüst geht’s auf der Limmerstraße zu. Jeder Laternenmast ist zugehängt oder mit einem Aufsteller umgeben. Nur an die Schilderstangen der Straßenbahnhaltestellen hat man sich nicht rangetraut. In einer Demokratie müssen Parteien für sich werben dürfen. Was gibt es da zu meckern? Ich besitze schon lange kein Auto mehr und erledige alle Fahrten mit dem Fahrrad. Man sollte nicht glauben, dass Radfahrer in der Stadt kein Parkproblem haben. Abstellmöglichkeiten, die auch noch eine Gelegenheit zum Anschließen bieten, sind rar, besonders in einer belebten Zone wie beispielsweise der Limmerstraße. Dass die Parteien und ihre Helfer den knappen Parkraum gedankenlos in Beschlag nehmen, ist mir täglich ein Ärgernis, wenn ich zum Mittagstisch radle und mein Fahrrad abstellen will.
Im Artikel 21 des Grundgesetzes steht: „Die Parteien wirken bei der politischen Willensbildung des Volkes mit.“ Sie „wirken mit“, führen sich aber auf, als würde ihnen das Land gehören. Dabei vergessen sie leichtherzig, dass Parteien vor einer Wahl zunächst einmal Interessengruppen sind, die darum werben, mitwirken zu dürfen. Das gilt auch für die sogenannten etablierten Parteien.
Mir ist leider die politische Heimat abhanden gekommen. Als ehemaliger Arbeiter habe ich viele Jahre brav SPD gewählt, bis Schröder (SPD) und Fischer (Grüne) die Studiengebühren und Hartz IV eingeführt haben. Diese beiden Erzganoven im Regierungsamt haben den Finanzmarkt entfesselt, das gesetzliche Rentensystem geschwächt, mit der Riesterrente die Versicherungskonzerne reich gemacht (Maschmeyer lässt freundlich grüßen!), also all die neoliberalen „Reformen“ zu verantworten, die man einer CDU-Regierung nicht hätte durchgehen lassen. Demnächst wird SPD-Chef Sigmar Gabriel seiner Partei SPD die Zustimmung zu CETA abpressen, und die Genossen werden mit Bauchgrimmen zustimmen, weil sie ihren Vorsitzenden nicht schwächen oder gar verlieren wollen. Außerdem ist längst beschlossene Sache, dass CETA und TTIP kommen werden, also kann die SPD getrost dafür entscheiden. Verhindern könnte es die Linke. Beinah hätte ich sie gewählt, aber warum sollte ich eine Partei wählen, die sich bereits im Kleinen über meine Bedürfnisse hinwegsetzt und mir dreist das Leben erschwert? An ihren Schildern sollt ihr sie erkennen. Und die Hirntoten von der AfD oder die dubiose Satire-Partei im Besitz von Martin Sonneborn werde ich ums Verrecken nicht wählen. Wählen soll ich laut Benachrichtigung im Büro der Abfallwirtschaft. Das passt wie Arsch auf Eimer.