In einem antiquarisch erstandenen Taschenbuch fand ich einen Zettel. Das Buch ist ; Wilhelm Weischedel: Die philosophische Hintertreppe, (34 große Philosophen in Alltag und Denken), 1975, dtv.
Was mich am Zettel sogleich faszinierte, war die geläufig wirkende Handschrift. Es ist eigentlich Lateinschrift. Trotzdem wirkt sie wie die Schrift eines älteren Mannes. Denn sie weist Stilmerkmale einer einstmals gelernten Kurrentschrift auf. Das D im Wort „indem“ ist eindeutig Sütterlin. Desgleichen die Schlaufen beim kleinen F. Da die Fraktur mit ihren Handschriftvarianten Sütterlin und der älteren Kurrent im Jahr 1941 von den Nationalsozialisten verboten wurde, muss der Schreiber sie noch gelernt, aber genug Zeit gehabt haben, sich die Lateinschrift anzueignen und eine geläufige Handschrift daraus zu entwickeln. Hätte er etwa 1940 in der 1. Klasse Schreiben gelernt, wäre er im Jahr 1934 geboren. Beim Kauf des 1971 erschienen Buches wäre er demnach 41 Jahre alt gewesen. Im Text findet sich aber die Angabe „Herbst 83“. Da war der Schreiber also knapp 50.
1 Die atlantische Küste
2 Herbst 83 sich für un
3 stem Sohne – ereignete
4 Vergangenheit Gemüt
5 indem Foucarville a
6 die Stätte, da ich ein
7 semester in Lebensphil
8 guerre zu absolvieren
9 ner Küstenbereich
In Zeile 1 ist von der atlantischen Küste die Rede. In Zeile 5 ist der Ort Foucarville genannt. Es ist also die französische Küste in der Normandie gemeint.
Bei „Foucarville“ fällt die lateinische Druckschrift auf. Das ist ein weiterer Beweis, dass der Schreiber die Fraktur noch gekannt haben muss, deren handschriftliche Varianten ja Kurrent und Sütterlin sind. In der gedruckten Fraktur wurden fremdsprachige Wörter grundsätzlich in Antiqua, also Lateinschrift gedruckt. Das Wort „guerre“ am Anfang von Zeile 8 hat freilich keine Druckschrift. Trotzdem scheint hier franz. guerre = Krieg gemeint zu sein. Laut Text hat der Schreiber in Fourcarville ein (…)semester in Lebensphil(osophie) (verbracht?) Was sich aber un(serem) (jüng)/(älte)stem Sohn ereignete, erschließt sich nicht.
Auch die Reihung der Substantive „Vergangenheit Gemüt“ ohne Komma verstehe ich nicht. ChatGpt ist daran ebenfalls gescheitert:
- „Es tut mir leid, aber der gegebene Text ist zu stark verstümmelt und unvollständig, um ihn sinnvoll zu ergänzen. Bitte gib mir mehr Informationen oder einen vollständigen Text, damit ich dir helfen kann.“
Wer kann mehr entschlüsseln?