Gegen Morgen

An einer Bahnlinie eine Böschung, von Buschwerk und Dornenranken überwuchert. Dazwischen ein steiler Pfad. Weiter unten ein wenig Müll. Ich sitze auf meinen Hacken und rutsche vorsichtig, zentimeterweise nach unten, suche mich an den Ranken festzuhalten. Unten ein roher Bau ohne Fenster und Türen. Ich bin froh, dass die Rutschpartie ein Ende hat, trete in dieses zugige Gelass und finde eine alte Frau. In einem großen Kochtopf wallt Suppe. Sie lebe hier schon zehn Jahre, sagt sie. Manchmal käme jemand vorbei, so wie ich, einmal ein Reporter mit Kameramann. Ich beäuge die Suppe, fürchte, sie wird mich irgendwann fragen, ob ich davon will und suche das Weite.

Es regnet auf schwarze Kohlenhalden. Eine junge Familie, Frau, Mann, zwei Kinder, hat offenbar einen Ausflug hergemacht. Sie folgen mir. In einer in sich zusammengefallenen Kohlenhalde treten Schienen zutage. Darauf verrottende Eisenbahnwaggons. Wir treten ein, ich voran, und bewegen uns durch den Verfall weiter vor. „Irgendwo vorne muss ein Bahnhof sein“, sage ich. Plötzlich ein Wartesaal, worin eine, meine Frau wartet. Ein Telefon klingelt. Meine Frau nimmt ab und reicht den Hörer an mich weiter. „Es ist Mimi.“
Ich sage: „Hallo Mimi!“
„Ich glaube, es hackt“, sagt sie im vorwurfsvollen Ton, so als hätte ich sie durch einen Anruf gestört. Ich lausche, aber sie sagt nichts mehr. Es drängt mich zu fragen: „Warum hast du angerufen, Mimi?“ Aber ich frage nicht, lausche einfach weiter, – bis ich erwache.