Wortlos geträumte Klarsicht

Gegen morgen träumte ich etwas Gutes, von dem ich sicher war, es beim Erwachen noch zu wissen. Aber ich weiß den Traum kaum noch. Immerzu entzieht er sich, lehnt dann feixend an der nächsten Hausecke, doch komme ich hin, ist er schon wieder vorausgeeilt. Daher kann ich ihn nur aus der Ferne schildern:

Es war ein goldener Oktobertag mit blauem Himmel und einer wärmenden Sonne. Ich stand am oberen Ende einer leicht abfallenden Straße, die auf der linken Seite mit Jugenstil-Stadthäusern gesäumt war. Ein verwunschener Hofgang war mir aufgefallen. Ich hatte ihn Tage zuvor fotografiert, also wirklich, nicht im Traum, obwohl der natürlich auch auf gewisse Weise wirklich ist. In meinen Traum jedenfalls wurde mir klar, dass ich aufhören müsste, den Wörtern zu vertrauen. Demgemäß sprach oder dachte ich nichts, sondern schaute nur. Und je länger ich schweigend schaute, um so deutlicher trat mir die wahre Natur der Dinge vor Augen, derart, dass sich die Wörter winselnd zwischen mich und meine Wahrnehmung zu drängen versuchten. Aber ich beachtete sie nicht, weil ich den klaren Blick nicht wieder verlieren wollte.
hofgang
Derweil ich das schreibe, sehe ich ein, dass es ohne Wörter nicht geht, denn hätte ich wohl ohne Schilderung mitteilen können, was das Foto besagt, dass es nämlich eigentlich zu einem wortlosen Traum gehört und sich in viel größerer Klarheit in meinem Kopf befand? Die Wörter haben leider alles vernebelt.

Doodeln ohne Draht – Mitmachprojekt gegen das Verschwinden einer Kulturtechnik – erste Ergebnisse (2)

Doodel-welt
Fantastisch! Die erste beiden Reihen in unserem Doodle-Kosmos sind bereits bevölkert, aber nach oben hin ist noch Platz. Neu hinzugekommen ist das Pärchen von Videbitis, dem er folgenden Kommentar beigegeben hat:

Ich habe einfach mal losgelegt, der erste Entwurf, seit bestimmt 10 Jahren die ersten Männchen, die ich gezeichnet habe. Er: “Willst Du mir einen Blumenstrauß überreichen, oder ist das Deine Hand?!” Sie: “Sei bloß ruhig, du, du hast es nötig, ist das da ein Hut, oder ein gespaltener Kopf?” Tja, Männer und Frauen, das ist sowas …

Soeben noch hinzugefügt, das Männchen von Marana, das mich über Umwege erreichte. Ebenfalls neu ist die Zeichnung von juckplotz. Zu sehen ist Kilroy, ein weltweit populäres Männchen.

Im Theaterstück CAMINO REAL von Tennessee Williams (1953) tritt der junge Boxer Kilroy an eine Tafel und schreibt: „Kilroy was here“. Dieser Spruch umrundete bald den Globus. „‚Kilroy was here’ schrieben die amerikanischen Soldaten an die Abtrittswände in aller Welt“, schreibt Georg Hensel in seinem Schauspielführer „Spielplan“. In den 60er Jahren war “Kilroy was here” auch bei Schüler und Studenten populär. Die illustrierte Variante zeigt ein Männchen, das die dicke Knollennase über eine Mauerkrone hängen lässt. Aus: Der Name der Jecken steht an allen Ecken

Nachträglich erreichte mich noch ein Doodle von Herrn Leisetöne. Ich musste die Zusammenstellung deshalb ein wenig verändern, damit es perspektivisch wieder stimmte.

Die allgemeine Zustimmung zum Projekt ist groß, die Beteilung noch nicht. Den Gründen versuchen wir auf die Spur zu kommen in den Kommentaren unter diesem Beitrag. Ich werde bis heute Abend weitere Einsendungen platzieren, also nur Mut. Jede Zeichnung ist ein visueller Gewinn! Die Originalzeichnungen sind unten als Vorschaubilder zu sehen. Wer sie größer sehen und wissen will, wer da gedoodelt hat, den führt ein Klick aufs Bild ins entsprechende Blog.

Vielen Dank fürs Mitmachen,
Jules

Mitzi
Manfred-Voita
ohneeinander
Sylvia-WaldfrauvidebitisJuckplotzmaranaLeisetöne