Gegen morgen träumte ich etwas Gutes, von dem ich sicher war, es beim Erwachen noch zu wissen. Aber ich weiß den Traum kaum noch. Immerzu entzieht er sich, lehnt dann feixend an der nächsten Hausecke, doch komme ich hin, ist er schon wieder vorausgeeilt. Daher kann ich ihn nur aus der Ferne schildern:
Es war ein goldener Oktobertag mit blauem Himmel und einer wärmenden Sonne. Ich stand am oberen Ende einer leicht abfallenden Straße, die auf der linken Seite mit Jugenstil-Stadthäusern gesäumt war. Ein verwunschener Hofgang war mir aufgefallen. Ich hatte ihn Tage zuvor fotografiert, also wirklich, nicht im Traum, obwohl der natürlich auch auf gewisse Weise wirklich ist. In meinen Traum jedenfalls wurde mir klar, dass ich aufhören müsste, den Wörtern zu vertrauen. Demgemäß sprach oder dachte ich nichts, sondern schaute nur. Und je länger ich schweigend schaute, um so deutlicher trat mir die wahre Natur der Dinge vor Augen, derart, dass sich die Wörter winselnd zwischen mich und meine Wahrnehmung zu drängen versuchten. Aber ich beachtete sie nicht, weil ich den klaren Blick nicht wieder verlieren wollte.
Derweil ich das schreibe, sehe ich ein, dass es ohne Wörter nicht geht, denn hätte ich wohl ohne Schilderung mitteilen können, was das Foto besagt, dass es nämlich eigentlich zu einem wortlosen Traum gehört und sich in viel größerer Klarheit in meinem Kopf befand? Die Wörter haben leider alles vernebelt.
so klar unklar !!!!
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Sag ich doch.
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ich weiss! Ich wollte Dich nur bestätigen!!es sind übrigens Eiweissketten, die abbrechen, wenn man Träume vergisst 😉
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Ah, wie schön, dass du mir Recht gibst. Es liegt eben alles an den verflixten Eiweißketten. Auf die ist auch kein Verlass mehr! (Danke für die Aufklärung)
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Und dann dachte ich beim Schreiben noch, ich dürfte nichts Abfälliges über die Wörter sagen, sonst würden sie mir schmollen, wenn ich sie dringend brauche. Solche Befürchtungen bestehen die auch aus Eiweißketten?
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nicht, dass ich wüsste, ich kommuniziere nie mit meinen Eiweissketten, sind sie doch eher zu zartfühlend für meinen Geschmack! Wenn Befürchtungen Eiweissketten wären, würden sie sich wahrscheinlich leichter auflösen, sie scheinen robusterer Natur zu sein!
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Hm, jetzt sind wir leider keinen Schritt weiter. Melde mich ab zum Biertrinken. Schönen Abend!
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Dir auch…ich trinke weiter meinen Chardonnay………….und schöne Träume diese Nacht, Jules ;-)))
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Danke, dir auch, Ann!
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nope…..ich bin so sauer auf sie, weiss ich doch, dass ich träume und zack sind sie weg, während ich sie einordnen möchte!!!
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Ganz scheinen die Eiweißketten aber nicht abzubrechen, wenn der Traum immer wieder greifbar zu sein scheint. Hatte ich heute den ganzen Tag.
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nicht alle und auch nicht immer ganz, wenn ich mich richtig erinnere. Ich weiss meine Träume eigentlich nie, nur für einen kurzen Augenblick, zu kurz, um sie wirklich wahrzunehmen und das ärgert mich ungemein!
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Ich klicke jetzt nicht auf „Gefällt mir“, denn natürlich bedauere ich, dass du dich ärgern musst.
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Du beschreibst sehr gut, dass wir mit einer Differenz zwischen dem Bezeichneten und dem Bezeichnenden leben müssen. Das Wort ist eben nicht das Ding oder das Gefühl und steht also zwischen dem, was du siehst und dem was du ausdrücken willst. Habe ich dich richtig verstanden?
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Durchaus. Es ist doch so, dass unsere Wahrnehmung sich oft der kategorisierenden Gewalt der Sprache unterwirft. Sieht man Laub, denkts “Aha Laub”, ohne noch das Blatt zu sehen. Durch die Sprache wird immer gleich alles in Schubladen gepackt, bzw. mit Etiketten behängt,. wo doch das “Bezeichnete” nicht unbedingt das “Bezeichnende” benötigt, es sei denn, wir wollten uns über Blätter unterhalten.
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Wobei zu fragen wäre, ob wir, hätten wir keine Worte, nicht weniger wahrnehmen würden. Ist es nicht auch die Sprache, die uns auf die Vielfalt hinweist? Aber davon abgesehen: Toll, wie du uns immer wieder zum Denken verführst!
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