Meine lieben Damen und Herren,
aus Gründen sitze ich mehr herum als sonst und habe auch mehr Zeit und jahreszeiten bedingt mehr Lust zum Schreiben. Eine mahnende Stimme sagt, dass die Sache inflationär wird, wenn ich täglich zwei Texte veröffentliche. Im Jahr 2005, als das Medium Blog neu für mich und meine Begeisterung ungetrübt war, habe ich morgens einen Plausch mit Frau Nettesheim geschrieben oder einen anderen Text aus für mich aktuellem Anlass, nachmittags war ich in der Stadt unterwegs, wurde schon 17 Uhr unruhig und eilte nach Hause, um den Abendbummel zu schreiben. Und wenn ich am späten Abend ziemlich bekifft war, schrieb ich „Nachtschwärmer online“, eine träumerische Fahrt mit einer imaginären Draisine über verwunschene Bahngleise. Es war Programm wie beim Rundfunk, und es gab Leserinnen und Leser, die auf die Programmpunkte warteten. Ich denke gerne an diese überaus produktive und interaktive Zeit zurück, auch an die Experimente wie die Lesenächte vor ziemlich genau 13 Jahren. Zu einer verabredeten Zeit gegen 20:30 Uhr veröffentlichte ich kurze Folgen einer nächtlichen Wanderung durch ein leicht verschneites Eifeltal, wo es keine Spur von Lichtverschmutzung gab und Licht nur von unseren Fackeln kam.
Der Wiener Musiker Martin Kratochwil steuerte eigens dafür komponierte Musik bei, die mitwandernden Blogfreundinnen und -freunde nutzten meine Schreibpausen zum Kommentieren, nahmen auch Kontakt untereinander auf. Da wurde imaginärer Reiseproviant geteilt und verzehrt, man achtete darauf, dass niemand im digitalen Orkus verschwand und war insgesamt so gut gelaunt und gesellig wie eine analoge Reisegruppe nur sein kann. Derweil kämpfte ich mit meiner Tastatur, tippte im bekifften Kopf mehr daneben als richtig und war froh, wenn ich alle 20 Minuten eine neue Folge veröffentlichen konnte, bevor die Wandergesellschaft ungeduldig wurde. Ich habe insgesamt vier Lesenächte veranstaltet, aber nur von der ersten ein Buch gemacht, Teil 1 und 2. Sein Layout ist zweispaltig, hat in der größeren Spalte den Text und in der Randspalte die Kommentare, möglichst passend zu jeder Folge, was aber nicht immer ging, denn es waren insgesamt fast 1000 Kommentare. Ich selbst schaltete mich erst am Folgetag kommentierend ein, weil ich es aktuell nicht geschafft hätte.
Jedenfalls hätte ich gute Lust, das Experiment zu wiederholen, hier auf der neuen Plattform wordpress, wenn ich wüsste, dass ein ausreichendes Interesse da ist. Wir würden wandern am kommenden Donnerstagabend über den Strategischen Bahndamm, zu dem ich schon einiges an Material habe. Eine Vorgeschichte ist auch da, was der Wanderung einigen Pfeffer geben würde, denn eigentlich wäre sie eine Flucht vor den Häschern des betrügerischen Bischofs von Maastricht. Fühle dich herzlich eingeladen zur digitalen …
Donnerstag, ab 17:30 Uhr (Prolog), Wanderung ab 20:30 Uhr – Nachzügler willkommen.
Klingt sehr interessant.
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Freut mich, danke für deinen prompten Kommentar.
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Ich wünsche mir mindestens eine Wanderung in den Weihnachtsferien, damit ich auch Zeit habe… 😇
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Angesichts der schmalen bisherigen Resonanz, sehe ich eher schwarz. Wenn der Testlauf morgen klappt, können wir eine erneute Wanderung zwischen den Jahren machen. Das wäre gewiss auch stimmungsvoll.
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Lieber Jules, es ist nicht ein fehlendes Interesse. Es ist mehr das Problem, sich zeitlich festzulegen. Wenn man es dann nicht schafft, ist es ja enttäuschend für Dich.
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Liebe Ann,
einen Termin zu finden, zu dem alle können, ist schon analog schier unmöglich, wie ich aus meiner Zeit als Lehrer weiß. Ungleich schwieriger ist das im unverbindlichen Internet. Die ersten Lesenächte konnten nur gelingen, weil sich soviele auf den Termin eingerichtet haben. Doch die Community bei Blog.de war auch lebendiger. Ich weiß nicht, woran es liegt, sicher gibt es einen Abnutzungseffekt des Mediums. Zudem könnte die durchs Internet geförderte Vereinzelung weiter fortgeschritten sein. Drum wäre es um so schöner, wenn sich ein Gemeinschaftsprojekt realisieren ließe.
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Ich denke, es liegt daran, dass man sich daran gewöhnt hat, Medien zu benutzen, wenn die Zeit passt und nicht nach Terminen. So geht es mir auch beim TV schauen.
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Jules, eine klasse Idee hast Du da unter Deine Mitbloggerinnen und -blogger gebracht. Ja, klar würde ich mitwandern. Das ist was Interaktives und was fürs virtuelle Miteinander, es gibt keine Konkurrenzen, einfach nur Schreib- und Lesespaß. Ganz nebenbei finden die Wanderleutz heraus, wer sie sind, haben Befindlichkeiten und öffnen sich.
Wandern in einer Gruppe erinnere ich als etwas Wertvolles. Die fehlenden sinnlichen Impressionen erdenken sich auf dem Weg über den strategischen Bahndamm.
Also was mach ich? Zurzeit bin ich zurück gekraucht, tief in meinen Feenwald gekrabbelt und wullacke für den Erhalt der Existenzen um mich herum. Gesundheitlich lahme ich ähnlich wie Du, nur eben noch ganz anders. Darum kann ich eine Beteiligung nicht so fest Zusagen wie ich gern will. Weil mich das Leben dieses Jahr in Folge ausknocken will, das Funktionieren in der Masse gestaltet sich mehr als zäh.
Solltest Du das Projekt durchführen wollen, auch wenn nur eine ramponierte und von Hans Arps Scheiterhaufen angekokelte Fee mitflattern würde? Die Tramperhose mit den vielen Taschen hab ich noch und Wanderrucksäcke könnte ich auch noch abgeben.
Überleg es Dir. Denn wenn Du Schreiblust hast, hast Du Lust und Lust ist generell das effektivste Heilprinzip.
Liebe Feengrüße.
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Liebe Fee,
danke für deinen ermunternden Kommentar. Deine belebende Art ist ein Gewinn für ein solches Unternehmen, an dem jeder Art ramponierte Menschen teilnehmen können. Man kann später einsteigen, sein egenes Tempo anschlagen, sich mittendrin zurückziehen und ist überhaupt in hübscher Weise frei teilzunehmen. Dieses Blogexperiment wächst allein durch die Bereitschaft, sich mitzuteilen. Eine imaginäre Reisegruppe bildet den harten Kern. Sich ihr anzuschließen heißt, in ein einmaliges Stück Netzliteratur einzusteigen.
Ich freue mich drauf.
Beste Grüße,
Jules
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‚Ein einmaliges Stück Netzliteratur‘
Genau.
👌
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Pingback: Einladung zu einem interaktiven Blog-Experiment, einer digitalen Nachtwanderung – Komm einfach mit!
Ja. Ich bin dabei.
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Freut mich, Manfred!
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Die spannendsten Dinge werden an jenen Tagen angekündigt, an denen ich nicht online bin. Dank des Verweises im heutigen Artikel habe ich aber doch noch hier her gefunden.
Eigentlich müsste ich dringend die Lesung für Sonntag vorbereiten. Aber ich schiebe schon so lange, dass ich vielleicht doch mitwandere. Versprechen kann ich nichts, aber ich beglückwünsche dich in jedem Fall zu dieser schönen Idee.
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Ja, tut mir leid, liebe Mitzi, es war ein spontaner Entschluss von mir, und egal, welchen Termin man nimmt, für einige kommts immer ungelegen. Freut mich, wenn du trotzdem mal vorbei schaust.
Schon mal vorab: Viel Erfolg für deine Lesung!
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Danke, lieber Jules. Nächstes Mal bin ich dabei.
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Ich bin in meiner Unregelmäßigkeit ja immer irgendwie Nachzügler … 😉
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Ja, leider, Herr Ösi. Manchmal ist es ein Gewinn, sich aktuell umzuschauen.
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