Als ich Kind war, las ich … – Update III

Bei Recherchen im 240-Seelen-Dorf Spiel bei Jülich im Jahr 2000 fand ich im ehemaligen Pfarrhaus des Ortes eine intakte Borromäusbücherei. Die Ausleihe war im Jahr 1972 geschlossen worden, als man die örtliche Grundschule auflöste und mangels Pfarrer das Pfarrhaus aufgegeben wurde. Noch nie hatte ich eine Bücherei gesehen, die alle Bücher des Bestands enthält. Man hatte, was aus der Ausleihe zurückgekommen war, lückenlos in die Regale gezwängt. Mit Erlaubnis des Dorfvorstehers und der örtlichen Honoratioren durfte ich in der Bücherei mein Bett aufschlagen und mir einen Arbeitsplatz einrichten. [Näheres in der Reihe: Kleine Geschichten.]

Als ich vor den prallgefüllten Regalen stand, flog mich für einen Moment der Zauber an, den ich als Kind empfunden hatte, wenn ich ein Buch aus der Borromäusbücherei unseres Dorfes ausgeliehen hatte und von fremden Lebenswirklichkeiten las. Und nun standen sie alle dort, die Bücher meiner Kindheit, und ihre Rückenschildchen riefen: „Lies mich!“, als wäre ich ein Zeitreisender. Doch trat ich an eines der Regale, um ein Buch herauszunehmen, dann wollte es kaum hervor. Auch seine direkten Nachbarn drängten sich mir entgegen, als hätten sich alle Bucheinbandfolien über die Jahrzehnte miteinander verschweißt.

Das Mitmachprojekt „Als ich Kind war, las ich …“ möchte ich mit dem Update III abschließen. Wie die Spieler Bücherei vollständig ist, enthält das Update die Links zu den Beiträgen aller, die mitgemacht haben, in chronologischer Reihenfolge.

10 Kommentare zu “Als ich Kind war, las ich … – Update III

  1. Lieber Jules, einen schönen Abschluss hast Du für Deine Projekt geschrieben.

    Ich danke Dir für den Anstoss, die frühesten Leseerfahrungen zu reflektieren.
    Auf dieser Schiene schreibe ich einfach weiter; derzeit über Märchen als meine Lebensbegleitung zur Freude und als Arbeitsmaterial.

    Schöne Grüsse
    Robert

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  2. Pingback: Vergänglichkeit… – Marthas Momente-Sammlung

  3. Lieber Jules,
    Dein schönes Projekt schaffte es, mich aus der Trauerblase heraus zu locken. Seither sind viele dankbare und glückliche Erinnerungen an geliebte Bücher und an die Ausflüge in die Bücherwelten in mir aufgepoppt. Die Bücherei war mir immer eine heimelige Zuflucht, ein warmer, faszinierender und vor allen Dingen ein ruhiger Ort. Welt und Alltag hatten dort nichts verloren, die Bücherei unterlag erst einem Zeitdikat, wenn sie mich mal wieder rausschmeißen mussten. Danke, dass Du meinen Kommentar mit aufgeführt hast und dass ich so ein wenig zum Projekt mit beitragen konnte.
    Hab es gut und liebe Grüße
    Amélie

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    • Liebe Amélie,
      mir war nicht klar, dass dein derzeitiger Rückzug einer „Trauerblase“ geschuldet ist. Da hoffe ich, dass du sie bald verlassen kannst, denn das Leben spielt doch außerhalb von Blasen. Wie du den Eskapismus beim Lesen beschreibst, sehe ich durchaus Gemeinsamkeiten. Auch ich gönne mir gelegentlich Ausflüge in erlesene Welten. 😉
      Lieben Gruß in den Teutoburger Wald,
      Jules

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  4. Liebe Jules, ein toller Aufruf und sehr schöne Geschichten die ich zum Teil noch lesen möchte. Mein unfertige Entwurf für dein Projekt wurde von dem plötzlichen Gefühl unbedingt nach Italien fahren zu müssen überholt. Am Strand sitzen schicke ich dir ganz liebe Grüße Mitzi

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  5. Pingback: Eine Reprise zu Jules Kindheitslektüre – Don Esperanza's ramblings

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