Erste Elternversammlung vor der Einschulung. Eine Mutter berichtete stolz: „Mein Sohn kann schon Apfelfruchtsaftgetränk lesen.“ Da kam nicht so gut an, wie sie geglaubt hatte. Es lag wohl am Fruchtsaftgetränk. Wer weiß, dass Fruchtsaftgetränke nur zwischen sechs und 30 Prozent Fruchtanteil haben, findet falsch, dass derlei auf einem Essenstisch steht, zumal Apfelsaft kaum teurer ist. Aber es zeigte sich im Bericht der Mutter, dass Lesen zu lernen ein kindliches Abenteuer ist. Es beginnt mit dem absichtslosen Lesen. Plötzlich haben Dinge eine lesbare Aufschrift und rufen ungebeten ihre Botschaften. Das Kind erlebt eine Zeit der Entdeckungen. Seine Welt erweitert sich durch Schrift.
Wenn ich in letzter Zeit über Literatur geschrieben habe, tauchen in Kommentaren immer wieder Hinweise auf eigene Leseerfahrungen auf. Oft sind sie mit situativen Erinnerungen (was habe ich wo und wie gelesen) verknüpft. Als die ersten E-Reader aufkamen, dachte ich, dass damit das heimliche Lesen mit der Taschenlampe unter der Bettdecke endet.
Ich möchte also frühe Rezeptionserfahrungen sammeln. „Als ich Kind war, las ich …“, kann auch die frühe Jugend umfassen und muss nicht unbedingt von einem Lieblingsbuch handeln. Es kann auch ein anderes eindrucksvolles Buch sein. Ich erinnere mich, dass ich das Buch Pinocchio (bei uns: Die Geschichte vom hölzernen Bengele“) nicht zu Ende lesen konnte, weil mich zu sehr beunruhigte, dass Pinocchio immer wieder seine Versprechen bricht, ein guter Junge zu werden, und im Verlauf der Handlung deshalb in absehbare Gefahren gerät.
- Aufruf zu einem neuen Mitmachprojekt!
Schreibe Deine Buchgeschichte(n) auf! Als ich Kind war, las ich … Es genügt eine Veröffentlichung im eigenen Blog und ein Pingback-Link fürs Teestübchen.
[Illustration: JvdL]
An meine frühen Kindheitslektüren erinnere ich mich leider überhaupt nicht. Die Erinnerungen kommen erst so ab 11-12. Ich las die halben und ganzen Nächte durch (im Bett, auch unter der Decke) und las alles, was dick war, vom Kampf um Rom über die Bertelsmann Leseclub-Reihe, die meine Oma bezog, bis zu Shakespeares und Schillers Gesamtwerk. Mit 16 begann ich wohl, wählerisch zu werden, aber das Alter meinst du ja nicht mehr.
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Danke für deine Hinweise. Die Erfahrungen der frühen Jugend passen auch. Also nur zu!
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Schönes Vorhaben, bin sehr angetan!
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Dankeschön. Ich freue mich, wenn du dich beteiligst.
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Da konnte ich natürlich nicht widerstehen:
https://feldlilie.wordpress.com/2023/03/01/als-ich-ein-kind-war-las-ich/
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Vielen Dank für deinen ausführlichen Text. Werde ihn bald verlinken.
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Als ich Kind war las ich…..Niederländisch.
Naja.
Und meine erste, allerliebste Lektüre war Pol ( Petzi) ( Comic).
Diesen kleinen Bär mit rotgetupfte Hose und seine Freunden habe ich geliebt.
Dank deinen Eintrag habe ich mir jetzt 6 von diesen Bücher auf Deutsch gekauft.(die auf Niederländisch sind fast unbezahlbar!?)
Danke.
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Danke für deine Mitteilung. Niederländisch liebe ich seit meiner Jugend. Ich besitze einige Bücher auf Niederländisch, kann es besser lesen als sprechen. Es gibt tatsächlich eine Petziforschung. Auf deren Seite ist zu finden, wie Petzi (von Carla und Vilhelm Hansen) in anderen Ländern heißt, etwa im dänischen Original Rasmus Klump.
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Darf ich wissen welche Bücher?
Danke für den Link.
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Paul de Wispelaere; Tussen tuin en wereld und
Paul de Wispelaere; Mijn huis is nergens meer
Gelesen im Original: Ik Jan Cremer und Jan Cremer; De Hunnen
J.J. Voskuil; Het Bureau. Leider sind die weiteren Bände auf Niederländisch in Deutschland kaum zu bekommen.
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Von J.J. Voskuil soll *Binnen de huid * gut sein, bekommt man online bei Paagman Privilege.
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Danke für den Tipp. Ich vergaß zu erwähnen: Kamagurka; Kamiel Kafka’s nog niet verzamelde werk. Ich habe daraus etwas übersetzt:
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Pingback: Als ich Kind war, las ich … | freedomshideout
Yeepieh, ein Mitmachprojekt. Hab mitgemacht. https://freedomshideout.wordpress.com/2023/03/02/als-ich-kind-war-las-ich/
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Vielen Dank fürs Mitmachen. Habs gerne gelesen. Werde den Link demnächst in einem Update nach vorne holen.
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Pingback: Als ich Kind war, las ich … Update I
Pingback: Jules der Trittenheimer fragte … – Don Esperanza's ramblings
Da werde ich mich doch gerne demnächst auch mit einem Beitrag beteiligen. 😉
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Prima! Freut mich.
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(just for fun ein zaghafter Versuch von ansonsten stillschweigendem long time lurker)
Ich erinnere mich vor allem, wie sehr ich mich auf’s Lesen-können freute. Frei nach der Methode „Fake it, ‚til you make it‘ schnappte ich mir ein Buch und fing an, laut vorzulesen: „Bla bla bla blabla bla .. rum .. „. „Rum“ war die Ansage fürs Umblättern, weiter ging es dann auf den zwei nächsten Seiten mit „bla bla bla“ in allen Lesetonlagen und -längen. Merkwürdigerweise erinnere ich mich an dieses „Lesen“ jedoch, als hätte es im neuen Haus stattgefunden, in das wir jedoch erst später umgezogen waren, als ich schon zur Schule ging und lesen konnte. Ich wusste auch schon, dass ich „Lesen“ spielte.*
Heute würde ich sagen, dass manches, was man uns zuhause an Lektüre gab, es nicht besser verdiente. „Die Struwwelliese“ zum Beispiel! Extra für Mädchen! Schreckliches Machwerk und nicht einmal halb so lustig wie der Struwwelpeter, sondern die reinste Drohung. Ansonsten „Herr Pastor hat auch Humor“, das ich leider nicht mehr habe, aber immer noch zwei Witze** daraus kenne, die neuerdings original oder mit kleinen Änderungen (statt Pfarrer Rabbi u.Ä.) sogar in mehr oder weniger philosophischen Essays auftauchen. Besonders intensiv und oft las ich „Das Leben und Sterben der heiligen Maria Goretti“, was bei mir wohl als Berufswunsch so etwas wie „Heilige“ hinterließ.
Aus der Bibliothek im Pfarrhaus lieh ich oft und viel aus – vermutlich was an Kinderbüchern angeboten wurde, erinnere mich jedoch nur an ein dort entliehenes Buch über ein japanisches Mädchen, das den Abwurf der Atombobe in Japan überlebt hatte, und im Krankenhaus dann Papiervögel faltete. Der Legende nach hieß es, dass man geheilt sei, sobald man eine bestimmte Anzahl Vögel gefaltet habe. Sie starb jedoch kurz vorher. Ich war sehr traurig, was ich wohl ohnehin war, denn bis zur dritten Schulklasse hatte ich schon einige Todesfälle miterlebt, im eigenen Haus war der Großvater gestorben, im Nachbarhaus der Baby-Sohn, in der Schule ein Klassenkamerad und zwei Dörfer weiter eine Kusine.
So fing es vielleicht an mit der Lesesucht. Irgendwann in dieser Zeit gewann ich auch den Lesewettbewerb an unserer Schule und durfte mit dem Schuldirektor zur Teilnahme in die Kreisstadt fahren. Ansonsten lese ich manchmal immer noch auf blabla-Weise, wenn auch nicht laut, bevor ich dann die Lektüre abbreche.
*. Was ich nur aus Erzählungen kenne, aber selbst nicht mehr erinnere, ist die Geschichte, dass ich als Kleinkind das Tischgebet auch so gehalten hätte: „Bla bla bla..“ Man habe zwar versucht, mich eines Besseren zu belehren, es sei jedoch nichts zu machen gewesen. Das hat vermutlich zu meinem späteren „Indiandernamen“ beigetragen: Heilloses Durcheinander
** Auf Nachfrage erzähle ich sie
pps: Bitte nicht ungeprüft veröffentlichen und bitte auch gerne in einer Schublade verschwinden lassen. Ich schreibe jetzt wohl wie ich damals betete…
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Danke für deine Einsendung. Anonyme Kommentare lehnt das Sytem eigentlich ab, aber ich fand den Beitrag wirklich lesenswert. Am meist faszinierte mich an deinem kindlichen Lesespiel „Bla bla bla blabla bla .. rum“
genau dieses „rum“ für Umblättern, das ja gemeinhin nicht von Sprache begleitet wird und zeigt, dass hier das KInd noch gar nichts übers Lesen weiß. Das ganze erinnert mich etwas an das gemurmelte „Rhabarber Rhabarber“ der katholischen Messdiener, die in der alten Liturgie Latein reden musste, ohne es zu können. Gerne Mehr über dein Tischgebet – und die Witze natürlich 😉
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Vielen Dank für die die freundliche Aufnahme meines Beitrags ےღڰۣ✿
Zum „Rhabarber Rhabarber“ der Messdiener fällt mir doch gleich „Yalla mach Hallebad“ ein, das ich aus Berlin kenne und einer libanesichen Bekannten hier einmal als Beispiel weitergab, wie man in Deutschland Arabisch „faked“. Sie fand das sehr gut, lachte und meinte, dass sie es sofort zuhause weiter erzählen müsse.
Doch nun zu Deinen Nachfragen. Zum Tischgebet weiß ich leider nicht mehr als schon erwähnt, meine eigene Erinnerung ist zu vage.
1) Ein Missionar in Afrika sieht einen Mann dort in der Sonne an einen Baum gelehnt dösen, geht hin und redet ihn an: „Steh doch auf!“ „Warum?“ entegnet der Angesprochene. „Um arbeiten zu gehen,, der Missionar. „Warum?“ „Damit du Geld verdienst!“ „Wozu?“ „Dann kannst du dir ein Haus bauen und eine Familie gründen!“ „Und dann?“ „Dann kannst du dir ein Auro kaufen!“ „Und dann?“ „Dann kannst du verreisen.“ „Wozu?“ „Dann kannst du in der Sonne liegen und ausruhen!“ „Das tue ich doch schon.“
2) In einem Dorf hat ein Pfarrer sich ein Pferd zugelegt und damit einigen Unmut hervorgerufen. Als er mit dem Pferd eines Tages an den Feldern vorbei zu einem Besuch trabt, spricht ihn der reichste Bauer im Dorf, der auch Bürgermeister ist, darauf an: „Ach ja, Herr Pastor, wenn man so bedenkt, dass unser Herr Jesus noch so bescheiden war und auf einem Esel ritt..“ „Das stimmt“, erwidert der Pfarrer, „aber seit die Esel Bürgermeister sind, müssen wir auf Rössern reiten!“ ¯\_(ツ)_/¯
P.s. Bitte um Verzeihung fürs Anonymisieren. Gilt es auch als Anonym, wenn man ein Pseudonym verwendet? Soll es ein anderes sein?
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Dankeschön für „Yalla mach Hallebad“ 😉 Werde ich mir merken. Zu Witz Nr. 1 gibt es von Heinrich Böll die Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral, wobei ich nicht weiß, was eher da war Anekdote oder Witz . Witz 2 ist auch gut. Vielen Dank! Anonym ist ein Kommentar, wenn jemand keinen Blog betreibt und durch nichts identifizierbar ist. Bei Pseudonymen auf der Blogplattform ist unterschiedlich stark abzulesen, wer dahinter steckt. Aber alles gut!
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Pingback: Als ich Kind war, las ich … – Update III
Ich habe früh und viel gelesen. Es gab ja auch sonst kaum etwas zu tun.
Aber erst Jahrzehnte später habe ich gemerkt, wie sehr mich die frühkindliche Literatur, angefangen mit Janosch, für das Leben geprägt hat:
https://andreas-moser.blog/2017/02/04/landstreicher/
Vielleicht sollte man sich viel öfter daran erinnern, was man als Kind eigentlich wollte, bevor einen die Gesellschaft, die Volkswirtschaft und die anderen Menschen in eine vollständig andere Richtung gebracht haben.
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Bücher von Jaosch spielten auch eine Rolle im Leben meiner inzwischen erwachsenen Kinder. Deinen Schlusssatz unterschreibe ich sofort. Schön, dass du dich am Projekt beteiligt hast.
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