Aus Gründen beginne ich den Morgen mit einer Kanne Tee. Eine der Sorten, die ich in letzter Zeit ausprobiert habe, erfreut den Konsumenten mit kleinen philosophischen Weisheiten, so mausklein, dass sie auf den Anhänger eines Teebeutels passen. Da steht beispielsweise; „Wir brauchen keine Liebe, wir sind die Liebe selbst.“ Hm? Das lässt mich grübeln. Mal die Ersatzprobe machen, um hinter den Sinn zu steigen. „Wir brauchen keine Phrase, wir sind die Phrase selbst.“ Besser noch: „Wir brauchen keine Geschwätz, wir sind das Geschwätz selbst.“
Natürlich, wir werden auf uns selbst verwiesen, müssen uns besinnen auf uns selbst. Ein wichtiger, geldwerter Denkanstoß. Wem wir diesen Denkanstoß verdanken, verrät die Packung: Yogi Bhajan, Meister des Kundalini Yoga.
Man wird mir mit Recht vorwerfen, dass ich die Teebeutel-Philosophie nicht zu würdigen weiß, weil mir die positive Grundhaltung fehlt, wie sie etwa die Komikerin Martina Hill mit Sketchpartnerin in einem TV-Sketch demonstriert. Die Sketchpartnerin liest Teebeutelphilosphisches, schaut beseelt und sagt verzückt: „Schön!“ Hill liest: „5 Minuten ziehen lassen“ und sagt ebenso verzückt: „Auch schön!“
Der Witz entsteht aus dem semantischen Gefälle zwischen der Teebeutelphilosophie und der Handlungsanweisung zur Teebereitung. Aber ist der Verweis auf notwendige Selbstbesinnung keine Handlungsanweisung? Doch. Darum:
„Werde eins mit dir und sei ein Teebeutel!“, sagt Yogi Teestübchen Trithamias. „LOVE!“
Hihi. Deine Beschreibung von Teebeutelweisheiten ist viel lustiger als Kaffeesatzleserei 😊
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Das ist Balsam für meine Seele. Ich danke dir, liebe Andrea. Kaffeesatz lese ich morgen.
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Stets ein Genuss, so eine Tasse Tritemius Tee!
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Danke für die Geschäftsidee, lieber Wolfgang!
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Liebes Yogi Teestübchen Trithamias,
eine kleine Rückfrage hätte ich: Gilt dieser weise Spruch auch für Papierteefilter, welche sozusagen große befüllbare Teebeutel sind? Ich frage nur, weil ich bedenken habe, dass die Teefilter zu großspurig gedacht sind und ich dadurch vielleicht den Eindruck hinterlasse, nicht die kleinen Dinge im Leben wertzuschätzen.
Während ich diesen Beitrag las, ließ ich nämlich eine Kanne Jasmin Tee ziehen. Natürlich mit dem gefüllten Papierteefilter. Jetzt bin ich mir nicht mehr sicher, ob ich auch mit dem großen „Teebeutel“ eins werden darf oder ihn mir einfach kleiner denken soll.
Hilfe!
Serap
PS: Nicht das Du jetzt denkst, dass ich nicht ökologisch vorgehen würde. Selbstverständlich besitze ich auch einen Teefilter, der wiederverwendbar ist. Die Papierteefilter waren Teil eines Teesets, welches ich geschenkt bekam, deshalb verbrauche ich es auch. Sonst würde ich dies natürlich nicht tun. … Puh, nicht das man jetzt denkt, dass ich nicht nur ein Großkotz mit großen Teebeuteln bin, sondern zusätzlich auch noch Umweltverschmutzer. … Mir wird ganz mulmig, so viel teephilosophischen Tiefgang zum täglichen Mittagstee bin ich gar nicht gewohnt.
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Liebe Serap,

hinsichtlich deiner großen Papierteefilter habe ich keinerlei Bedenken. Denn: suche das Kleine im Großen und du wirst das Große im Kleinen finden.
Als wiederverwendbaren Teefilter empfehle ich mein Yogi-Teehaus, aus dessen Inneren die wohltuenden Essenzen austreten, indem sie quasi unendlich das Wort „Tea“ ins Wasser schreiben.
PEACE!
Dein Yogi Teestübchen Trithamias
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Oh, wie wunderbar, lieber Jules. Aus dem kleinen Yogi-Teehaus mit der Hausnummer 8 würden dann wohltuende Teeessenzen herausströmen, die ich dann, während ich im großen Haus mit der Hausnummer 8 wohne, genießen kann. Also das Kleine im Großen und das Große im Kleinen. So mache ich es jetzt gerade und es fühlt sich fabelhaft an.
Herzlichen Dank und herzliche Grüße zum Wochenende
Serap
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Herrlich! (Mein lieber Jules, hier mal nur relativ kurz, um andernorts in deinem Blog etwas länger zuzuschlagen (nämlich bei deinen vorgestrigen Reflektionen über das Bloggen per se).
Da kommt es mir bei der Erwähnung dieses Yogi Bhajan doch glatt in den Sinn, deine Überschrift in meinem Kopf zu transformieren, in das hier:
“Wenn Windbeutel philosophieren…“, dann kommt jedenfalls sowas dabei heraus. Also Phrase pur, erkenntnistechnisch allein schon durch Trivialisierung der vermeintlichen Weisheit eins vor chinesischer Glückskeks.
Kleine Anmerkung in Parenthese, off-topic: deine Einleitung “Aus Gründen…“ würde jetzt wieder einige Leute in meinem Bekanntenkreis wahnsinnig machen, da ich den Ausdruck auch gerne benutze und aus Gründen liebe. Mal so ganz angelegentlich völlig privat gefragt: warum aber der Tee am Morgen? Bevor ich jetzt ansonsten anfange, über Teekultur und die ihr zugewiesenen Zeiten zu “philosophieren“, schließe ich für den Moment lieber weise und füge nach Art eines Windbeutels abschließend hinzu:
“Liebe das Warten, denn das Warten liebt Dich!“.
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Gepriesen sei Yogi Bhajan, dass ich wieder von dir lesen kann, lieber Paul. Aus guten Gründen erfreut mich dein Kommentar, und sieh an, das Adjektivattribut macht die Wendung gleich für alle Leute eingängig. Zu deiner Frage: Seit nun zwei Jahren faste ich im Intervall, das heißt, ich frühstücke erst um 10 Uhr mit Kaffee und Brötchen, weshalb ich mir die Morgenstunden mit Tee versüße.
Ganz wunderbar boshaft ist “Liebe das Warten, denn das Warten liebt Dich!“
Danke und gute Grüße!
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Ich frage mich gerade, ob ich absolut unterbelichtet oder schon übererleuchtet bin, wenn ich diesen Sprüchen tatsächlich etwas sinnvolles entnehmen kann – wie bei Koans?…
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Da ein Kōan eine nicht logisch aufzulösende Frage ist, tippe ich auf Erleuchtung, liebe Anna.
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Ich weiß noch nicht ob mich das beruhigt oder beunruhigt… 😇
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Ja, so manche fernöstliche Teebeutel- oder Glückskeksweisheit(*) entbehrt gar heftig der Sinnhaftigkeit – »Der Weg ist das Ziel« will uns etwa ein sattsam zitierter Sinnspruch des Konfuzius weismachen, was freilich Unsinn ist: Das Ziel ist das Ziel, doch der Weg ist im Weg.
(Lebensweisheit auf einem Glückskeks-Zettel: »In nahe Zukunft lächelnd Fräulein wird erscheinen und kassieren Rechnung für chinesisch Essen«)
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