Lang ist’s her, da ging über den Aachener Markt eine Fünfergruppe. Ein sehr dicker Mann führt sie an. Er deutet auf den Karlsbrunnen, seine schwergewichtige Frau, seine beiden adipösen Töchter und der beleibte Schwiegersohn gucken folgsam hin, und der dicke Mann sagt:
„Die Schüssel da – sechs Tonnen!”
Donnerwetter, das hatte ich nicht gedacht. Ich hätte beim Betrachten des Karlsbrunnens überhaupt niemals an Tonnen gedacht. Wenn man aber selbst wie eine Tonne durchs Leben geht, muss man an Gewicht denken. Immerhin war seine Frau fast so dick wie er. Da musste ich wieder an die Behauptung eines Freundes denken, Frauen seien geborene Fraternisierer, was aber gar nicht zum Thema gehört.
In der Vorzeit, als es noch Schallplatten gab, habe ich für die Band eines Freundes mal ein Plattencover gezeichnet. Im Hintergrund ist eine Frau auf einem Balkon zu sehen (größer: klicken). Ein Kollege schaute sich das Cover an und fragte: „Steht die Frau auf einem Stuhl?“
„Nö“, sagte ich, „da ist gar nix, die Frau ist ja nur gezeichnet.“
Trotzdem habe ich mich zuerst ein bisschen geärgert, dass er die Frau kritisierte. Dann dachte ich, dass er Recht hatte. Der Kollege hatte nämlich ziemlich kurze Beine und hatte sich zum Maßstab genommen. Bei Plastiken oder Bildern geht es nämlich wie bei Wörtern: Sie haben eine lexikalische Bedeutung und individuelle Gefühlswerte.
Lustig, dass die Frau im Hintergrund als erstes auffällt.
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Typisch Mann, oder ?
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Das wäre wahrscheinlich zu einfach. 😉
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Du hast Recht. Die Aufmerksamkeit wird auch durch den Bildaufbau auf die Frau gelenkt.
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Also erst denke ich an die guten Zeiten, als aus Amerika noch Robert Crump und nicht Donald Trump rüberschwappte. Dann kann ich dir nur zustimmen, wir messen die Welt und unser Massstab sind wir – wir haben ja auch keinen anderen.
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Schön, dass du an den genialen Comiczeichner Robert Crump erinnerst. Den Kopf, mit dem Donald Trump die Welt sieht, möchte man ja lieber nicht haben.
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Ich befinde mich gerade sehr sehr weit von zuhause, habe türkisblaues Meer vor mir und einen wunderschönen weißen Strand. Alles könnte noch schöner sein, wenn diese schöne Aussicht nicht nicht permanent von dicksten Menschen mit Feinkostgewölben und tätowiertem Wabbelfleisch und Hornhauthacken verstellt würde.
Liebe Grüße…
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Das erste liest sich ganz und gar wundervoll. Glückwunsch! Da ich mir das andere nicht unbedingt vorstellen will, staune ich lieber darüber, dass du mir von sehr sehr weit einen Kommentar und einen lieben Gruß senden kannst, zeitnaher und zuverlässiger als Flaschenpost.
Ich grüße herzlich zurück und wünsche trotz unschöner Aussichten im Nahbereich gute Erholung.
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Herzlichen Dank ☆
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Hallo! Ein toller Beitrag! Hat wirklich Spaß gemacht zu lesen und hat mich zum Nachdenken angeregt! Vielen Dank und ganz viele Grüße aus st. leonhard südtirol ! Pia
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Danke! „Nachdenken“ worüber? Ich habe übrigens die Verlinkung zu einer Hotelseite herausgenommen, weil ich keine Werbung in meinem Blog gestatte.
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Ich bin davon überzeugt, die Käsescheiben würden den Sprung abfedern, sollte sich die Frau tatsächlich zu dieser Tat hinreißen lassen …
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Upps, an einen Sprung vom Balkon hatte ich nun gar nicht gedacht. Bei den Käsesscheiben könnte sie aber durch ein Loch flutschen 😉
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