intergalaktische flaschenpost

Fluch der verschrobenen landessprache mit ihren wahnwitzigen ausnahmeregeln! Was heißt regeln? nein, es geht ja alles weitgehend regellos zu in ihr. Trotzdem habe ich sie inzwischen gelernt, bin ja notgedrungen lange genug hier, und kann meinen bericht in ihr verfassen, und zwar indem ich mit einem finger auf einem tastenbord tippe. Der verrückten landessitte, bestimmte wörter mit großen buchstaben zu schreiben, die sich erzeugen lassen, indem man mit einer taste zu ihnen umschaltet, werde ich mich jedoch entziehen. Denn mein bericht ist doch eher nicht für die augen der heimischen spezies gedacht, wenngleich mir nur deren winziger wortschatz zur verfügung steht. Weshalb ich auch freiweg meinen unwillen loswerden kann. Fluch über dich, du miser galaktischer kontrolleur, du sohn eines stinkenden raketenwurms, der du mich in diesem raumsektor vor die tür gesetzt hast, nur weil ich versehentlich den falschen beförderungsschein gelöst hatte. Möge das große loch dich verschlingen. Woher hätte ich wissen sollen, du uniformierter clown, dass ich für mein angestrebtes reiseziel ein anthrazitfarbenes interzonenticket benötige, mein rosafarbenes aber nur bis zu diesem gelumpe von einem planeten erde reicht, wo man mich gezwungen hat auszusteigen. Dazu mir „intergalaktische beförderungserschleichung“ vorzuwerfen, ist der gipfel der impotenz, äh, impertinenz. Ich könnte .. 3wesän@rw axgwu0 … und sage äeaxgkwxjwb!!!

natürlich gibt es auch auf diesem planeten eine nebenstelle der galaktischen registratur. Ich musste, um sie aufzusuchen, auf dem bauch in einen sich trichterförmig verjüngenden dachsbau kriechen, wobei ich platzangst bekam und mich erbrach, weshalb ich dann völlig derrangiert vor den zuständigen unterbeamten trat. Dieser kerl interessierte sich jedoch kaum für mein problem, sagte jedoch, dass es auf diesem planeten jeder zu reichtum bringen könne und zwar durch tellerwaschen.
„VOM TELLERWÄSCHER ZUM MILLIONÄR“
„Nur teller?“, habe ich gefragt.
„No, sir, tassen und anderes essbesteck natürlich auch.“
„Wie soll das gehen“, fragte ich. Genau wisse er das auch nicht, aber er könne sich das wohl so vorstellen. Angenommen, da wäre ein berg von geschirr und besteck. dann bekäme ich für jedes teil, das ich abwasche, den doppelten betrag von x, also 1+2+4+8+16 usw. Wenn die letzten löffel abzuwaschen sind, würde mir jeder löffel, den ich noch aus dem spülwasser fische, bereits mehr millionen bringen, als ich überhaupt für die passage zu meinem heimatplaneten bräuchte. Bei 27 teilen hätte ich bereits über 67 millionen.

„Das ist die theorie“, sagte er.
„Und die praxis?“
„Die muss von ihnen kommen. spülen sie, spülen sie, dann können sie eine interstellare fahrkarte für die spiralnebelzone 2 bald locker bezahlen.“

[Wie ich mir versüßte, dass ich heute Nachmittag endlich den Berg schmutziges Geschirr abgewaschen habe.]

Das Gesicht des Büttels – leiser Horror

Es ist schrecklich, auf den Gerichtsbüttel zu warten. Er ist schon unterwegs. Obwohl die Sonne lacht, wirft die Ahnung einen Schatten auf mich und verdunkelt mein Gemüt. Richtet dieser schreckliche Mensch seine mitleidslosen Augen schon auf meinen unglücklichen Nachbarn, derweil er ihm die Daumenschraube fester zieht, um zu sehen, was aus ihm herauszuquetschen ist? Diese Büttelhand, jederzeit bereit, Schreckliches zu tun, vielleicht schwebt sie bereits über meiner Klingel und wird sie, wenn nicht in dieser Sekunde, dann in der nächsten lang und anhalten pressen.

Ich weiß nicht, wo ich mich lassen soll, denn egal wo ich bin, entrinnen werde ich nicht. Eine Weile bin ich hin und her gegangen, habe sogar gewagt, aus dem Fenster zu schauen. Da sah ich eine gut gekleidete Frau, die ihre blonden Haare sorgfältig zu einem Zopf geflochten hatte, eine durchaus angenehme Erscheinung, hätte sie nicht einen kleinen gescheckten Hund an der Leine gehabt und ihm aufmerksam zugeschaut, wie er seine Notdurft im Eingang des Kinderspielplatzes verrichtete, danach mit seinen stummeligen Hinterbeinen scharrte, so dass Erde und kleine Blätter aufstoben. Da hoffte ich, just in diesem Moment würde der Gerichtsbüttel um die Ecke biegen und „Eingehalten!“ donnern, den leer geschissenen Hund noch im Scharren ergreifen und mitsamt seiner zuckenden Beinchen in die braune, lederne Gerichtsbütteltasche quetschen. Und sie stockstarr und stumm vor Entsetzen, sie würde er mit harter Hand beim Haarstrang packen und die Straße hinunter zum Gericht schleifen, mich hingegen vergessen.

Es kann dem Gerichtsbüttel doch egal sein, wen er der unerbittlichen Gerichtsbarkeit unterwirft. Und ist nicht mein Vergehen klein genug, dass man es vergessen könnte? Was habe ich denn getan? Nichts. Ich habe nichts getan, aber das … Da! Die Klingel schnarrt! Ich muss den Hörer abheben. „Aufmachen! Schnell!“, sagt er, „ich komme von der Obrigkeit.“ Es hilft doch nichts, er will herein. Die Obrigkeit schickt ihn, und wer wagt schon, sich gegen die Hohen Herren zu stellen. Man hat Mittel, das weiß jedes Kind.

Er kommt die Treppe herauf, runde, weiche Gesichtszüge, ein gutes Gesicht. Die mit dem guten Gesicht sind gewiss die Schlimmsten. Du bist ihnen noch dankbar, wenn sie dich martern, denn sie schauen dich an mit ihrem guten Gesicht und du denkst, es muss richtig sein, was die Obrigkeit mir antun lässt. Denn könnte der Büttel sein gutes Gesicht bewahren, hätte er mit Unschuldigen zu tun?

Ich bitte ihn herein und an den Tisch, setzte mich selbst an das Kopfende, und er nimmt den Stuhl an der Breitseite an. Was will er? Mich zur Rechenschaft ziehen, ersatzweise mein gesamtes Geld.
„Sie sind dran!“, sagt er, „auch wenn Sie unschuldig sind.“ Ich frage: „Habe ich ein Widerspruchsrecht?“ „Nein“, sagt er, „der Christian Wulff hat es abgeschafft, als er hier Ministerpräsident war. Alle denken, der ist ein Depp, weil er sich als Bundespräsident so dumm verhalten hat, aber als es darauf ankam, die Rechte der Bürger zu beschneiden, da hat er eiskalt dafür gesorgt, dass die Leute mit ihren Sorgen und Nöten allein stehen. Erfüllungsgehilfen wie er reden vom schlanken Staat, doch meinen den schwachen Staat, in dem die Gesetze gemacht werden für die Obrigkeit. Aber was wundern Sie sich? Ist es nicht immer so gewesen? Sie wählen, aber das tauscht nur die Köpfe aus. Die hier das Sagen haben, brauchen Repräsentanten, und sie suchen sich nicht die Besten aus, sondern die Dummdreisten, die es nach Macht gelüstet und die bereit sind, das Volk zu knechten. Hören Sie nicht auf ihre Reden, glauben Sie nicht, was ihre Vasallen, Mietmäuler und Speichellecker sagen. Und schaffen Sie bloß Ihr Fernsehgerät ab! Es ist die Maschine, mit der Ihr Gehirn gewaschen wird.“

„Aber Herr Büttel, was reden Sie da? Wenn Sie so weiter machen, wird man einen Grund finden, Sie zu erschießen.“
„Ja, so wird es wohl kommen, wenn ich mein Gesicht behalten will“, sagt er düster, nimmt mein Geld und geht davon.