Vom Aufräumen – Verzeichnis eines Papierstapels

Als NRW-Beamter bin ich privat versichert und bekomme alle Rechnungen nach Hause, muss dann die Beträge sowohl von der privaten Krankenkasse als auch von der Beihilfestelle per Antrag einfordern. Zur Überwindung der Spätfolgen des Schlaganfalls habe ich jahrelang viele Therapien besucht und bekam entsprechend viele Rechnungen. Zeitweise wuchs mir der Verwaltungskram über den Kopf, und ich habe ankommende Post nur noch gestapelt. Vor drei Jahren besuchten mich mein ältester Sohn und seine Lebensgefährtin, um Ordnung in meine Unterlagen zu bringen. Sie sortierten alles in Ordner, schredderten überflüssige Papiere, und für eine Weile war ich entlastet. „Du darfst nur nicht wieder Haufen bilden“, mahnte mich noch mein Sohn. Leider ist das wieder geschehen. Seit einiger Zeit wachsen an meinem Arbeitsplatz Stapel verschiedenster Dinge,zum Teil aus dem Umfeld meines Bloggens. Nun hat sich Besuch angesagt, und ich will aufräumen. Wie aber mich motivieren? Vielleicht durch Aufschreiben, obwohl es den Aufräumvorgang enorm verlangsamt:

  •  Ein Bogen Transparent-Entwurfpapier von einem DIN-A4-Block, und ein weiteres Blatt, worauf ich mit der Kalligrafiefeder „Lob der Handschrift“ geschrieben habe.
  •  eine leicht zerknüllte Serviette und ein Zuckertütchen von Nobis, dem Bäckereicafé am Aachener Münsterplatz, mitgebracht September 2018,
  • ein Bleistiftentwurf aus den 1980-er Jahren einer Computerspielfigur für ein Atari-Basic-Programm, das ich schreiben wollte,
  • die Bedienungsanleitung für mein TV-Gerät, worin ich im Bett liegend mit Bleistift einige Fieberphantasien gekritzelt habe, kaum lesbar.
  • Ein blasser Nadeldrucker-Ausdruck auf Endlospapier, „De Bonos Geleemodell“ getiteltet, worin ich vor vielen Jahren aufgeschrieben habe, wie sich mit diesem Modell die Anlage und Ausprägung von Denkstrukturen verbildlichen lassen. Ich habe vergeblich versucht, den Text zu scannen und mit OCR-Software umzuwandeln. Links oben ist der Rostabdruck einer Büroklammer zu sehen,
  • eine „Happy Birthday“-Klappkarte von meiner Münchner Blogfreundin Mitzi,
  • die Geburtstagskarte eines Versandhauses, das mir 7,77 Euro schenken wollte
  • mehrere Kettenbrief-Originale,
  • der spaßige Erpresserbrief einer Schülerin der 8. Klasse, unterzeichnet mit „Arno Nyhm“,
  • eine Papp-Mappe mit Kartenmotiven, gestaltet von meiner Tochter, die Diplomgrafikdesignerin ist,
  • die sparsame Kinderzeichnung ihres Söhnchen, meines Enkels,
  • ein 80-Blatt-Schreibblock „Student“, liniert, Spiralbindung, mit Notizen zum neuen pataphysischen Institut fürs Teestübchen,
  • ein weiterer 80-Blatt-Schreibblock „Student“, liniert, Spiralbindung, mit Notizen für ein medienkundliches Seminar „Jugend und Umwelt“ vom 09.06.2008,
  • ein selbstgeklebter DIN-A5-Umschlag von meinem Nürnberger Blogfreund Christian Dümmler (CD), worauf sich 0,5 mm Linien befinden, eine Anspielung auf meine Behauptung, es gebe keine Anreiblinien mehr, weil der Bedarf mit dem Computer verschwunden ist. Den Umschlag hat er aus einer 1:50.000 Wanderkarte vom Naturpark Dübener Heide geklebt. Nachdem ich den Umschlag aufgemacht und entfaltet habe, kann ich sehen, wie ich von Schwemsal über Tornau nach Söllichau komme – falls das mal nötig wird,
  • eine Rechnung von e-publi über ein Exemplar „Die schönsten Augen nördlich der Alpen“ zum Autorenrabatt, worauf Lottozahlen notiert sind, das Buch ein Geschenk für den Nürnberger Kabarettisten Matthias Egersdörfer,  vermittelt durch CD,
  • drei Karteikarten zum Thema Schreibgeschwindigkeit im Mittelater, aufgeklebte Fotopien aus Wilhelm Wattenbach „Das Schriftwesen im Mittelalter“,
  • eine fast quadratische Klappkarte mit dem Aufdruck „ÉCHTE POST IS ZOVEEL leuker“, innen linkseitig vollflächig oranje gestrichen, rechts ein handschriftlicher Feriengruß auf Niederländisch uit Zeeland von meiner Nürnberger Blogfreundin Anna,
  • ein herausgerissener Zettel aus einem DIN -A7-Notizbüchlein rautiert, worauf Herr Leistöne in SAS-Schreibschrift (Schulausgangsschrift der DDR) geschrieben hat (in der Kneipe am Biertisch): „Ich kann das noch richtig schreiben“ sowie drei Versuche des kleinen b,
  • ein vergilbtes KellnerInnen-Blöckchen von Bad Pyrmonter Wasser aus der Kneipe „Das kleine Museum“, das ich an der Theke sitzend mit einem ebenfalls erbetenen Kugelschreiber vollgekritzelt habe, weil ich mich einsam fühlte. Da krabbelte ein Krokodil  über die Decke.

(Wird fortgesetzt)