Mir träumte, eine junge Frau werde von der Bildzeitung gefeiert als Hannovers klügste Studentin, weil sie ihre Examensklausur auf die Fußleiste des Hörsaals geschrieben hatte. So sehr wurde sie von Bild in den Himmel gehoben, als wäre sie die Erfinderin und Bewahrerin der Handschrift zugleich. Das ärgerte mich und ich dachte, was fällt denen ein? Jedenfalls war ich mindesten sehr ungehalten darüber, dass die Studentin von Bild derart gefeiert wurde. Darum sagte ich ihr, darauf brauche sie sich nichts einzubilden. Auf die Fußleiste zu schreiben, wäre ja keine Kunst und ganz und gar nichts Besonderes.
Schon allein, wie sie habe auf dem Boden kriechen und sich bäuchlings winden müssen, um die Fußleiste überhaupt beschreiben zu können, das hätte doch etwas ziemlich Würdeloses. Man könnte das keiner jungen Frau zur Nachahmung empfehlen, so sehr würde es unser sittliches Gefühl verletzen und gegen den wissenschaftlichen Geist verstoßen. Zumal sie weder mir noch irgendeinem erklären könnte, was damit eigentlich gewonnen ist, wenn man nicht in sein Schreibheft, sondern auf die Fußleiste schreibt. Ich als ihr Prüfer hätte jedenfalls keine Lust, mich zum Lesen und Korrigieren ihrer Examensklausur ebenfalls auf dem Bauch zu winden. Das könnten die Deppen von Bild ja machen. Die seien daran gewöhnt, im Dreck herumzukriechen. Ich jedenfalls würde mich nicht so weit herablassen. Und die Fußleisten abzureißen, nur um sie bequem vor sich auf den Schreibtisch legen zu können, das würde die Stadt Hannover als Eigentümerin des Gebäudes gewiss nicht gutheißen. Am Ende sind die Wände noch mit Asbest belastet, der durch das Abreißen der Fußleisten erst recht aufgewirbelt würde.
„Wenn man das alles bedenkt“, sagte ich abschließend, „können Sie froh sein, dass Bild Sie gefeiert hat und Sie nicht etwa betitelt hat mit ‚Hannovers blödeste Studentin!‘ Das jedenfalls würde ich in Ihrem Fall sofort unterschreiben.“
So etwas träumst du? Sag mal, gibt es da nicht solche Rollbrettchen, auf die sich Automechaniker legen? Aber ich will hier nicht den Fußleistenbeschriftern das Wort reden. Zum Teufel mit ihnen!
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Das Vorhandesein solcher Rollbrettchen in Hörsälen würde die Unart des Beschriftens von Fußleisten sehr erleichtern und mithin fördern 😉
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Die Verarbeitung der Fußleisten zu Linealen wäre aber auch eine Maßnahme.
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In dem Zusammenhang erinnere ich an mein Krummlineal
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Phantastisch! Jetzt hast Du mich dazu gebracht, philosophische Betrachtungen über Lineale anzustellen. Nicht nur habe ich Deine „Langeweile im Lehrerberuf“ genüsslich nachvollzogen, nein, ich hatte hier in Reichweite auch 3 (in Worten: drei) Lineale, bei denen es sich um Hinterlassenschaften aus Töchterchens Schulzeit handeln muss – eins von Herlitz, eins von Nestler und eins von RNK, und jedes könnt zweifellos einige Geschichten erzählen. Das von Nestler ist der reinste Spickzettel, denn darauf erklärt sind alle möglichen Längen-, Flächen- und Raummaße. Nur ein Krummlineal ist leider keines.
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Ein Traum den ich gerne mitgeträumt habe. Ich halte es für möglich, dass die BILD ein solches Lib tatsächlich ausspricht und sich stolz auf die Schulter klopft, weil sie jemanden gefunden hat, über den sich fein schreiben lässt. Freilich nur, wenn es auch ein Bild der auf dem Bauch liegenden Studentin gibt. 😉
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Du hast es erfasst, liebe Mitzi, ohne Foto ist das gar nichts für Bild. 😉
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Ne, gell? Zwei Drittel der Leser – so vermute ich – lesen gar nicht 😉
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Wie heisst die Droge ?
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Früher dachte ich, es geht nur mit Gras. Aber seit nunmehr fünf Jahren geht es auch ohne 😉
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Die Wege des Herren sind unerforschlich, führen aber gern einmal zu einer Auseinandersetzung mit der Bild-Zeitung und überangepassten Studenten, die besser bei ihren Leisten blieben, oder nein, doch nicht.
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Ein kleiner Seitenhieb auf die Bild-Zeitung ist immer gut, nur nebenbei, um sie nicht zu wichtig zu nehmen.
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Nun gut, würde die Studentin im Stehen und also in gebückter Haltung (vielleicht sogar nackt) ihre Arbeit auf die Fußleiste schreiben, würde der Bericht nicht in seriösen Zeitungen zu lesen, aber die entsprechenden Fotos im PLAYBOY zu bewundern sein … 😉
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Das Teestübchen ist soweit jugendfrei. Bislang jedenfalls 😉
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