Immer öfter geschieht es, dass ich dinge nicht tun möchte, auch solche, die eine gewisse notwendigkeit haben. An der stadtbahnhaltestelle in meiner nachbarschaft fehlt noch ein hochbahnsteig. Wenn die bahn dort anhält und die türen sich geöffnet haben, fahren treppen hinab zum bürgersteig. Da ich bei jedem wetterwechsel schmerzen in meinem genagelten schienbein habe, fällt mir schwer, die stufen aus der bahn hinabzusteigen. Besonders die letzte stufe hat viel abstand zum abschüssigen bürgersteig. Schon öfter hat mich auf den stufen aus der bahn die große unlust befallen und ich musste mich zwingen, den letzten schritt zu tun. Das gelingt nicht immer.
Irgendwann schaltet die Stadtbahnfahrerin den Lautsprecher ein und sagt: „Bitte geben Sie die treppe frei!“ Ich denke ja nicht daran. Deshalb ruft sie hinterher: „Geh weiter mann!“
Nach einer weile, verlässt sie den leitstand, kommt über den bürgersteig zu mir nach hinten und fragt: „Was ist los? Warum gehen Sie nicht weiter?“
„Mich hat auf der treppe die große unlust überkommen, und jetzt muss ich leider hier verharren.“
„Sein ernst?“, fragt sie.
„Yo, sein ernst.“
„Wenn Sie die tür blockieren, fahre ich mir eine verspätung ein.“
„Das ist nicht logisch. Wenn ich die tür blockiere, fahren Sie gar nicht, mithin können Sie keine verspätung einfahren.“
„Entweder geben Sie die treppe frei oder ich komme Ihnen mit dem großen hammer.“
„Oho, der große hammer! Sie bluffen.“
„Gar nicht.“
Inzwischen sind die anderen fahrgäst aufgestanden und haben sich um die offene tür versammelt. Einige filmen die situation mit dem smartphone.
„Dann holen Sie doch Ihren hammer!“
„Er will es nicht anders, also: Sie erlauben sich diese frechheit nur, weil ich eine frau bin.“
Verdammt, sie schwingt den großen diskriminierungshammer! Jetzt hat sie mich.
„Yo, damit fegen Sie mich von der stufe. Bitte entschuldigen Sie die verzögerung!“
Sie entert triumphierend den leitstand, fährt die treppe hinter mir ein; die tür schließt und die bahn rauscht davon.
Ich überquere die straße auf dem zebrastreifen, betrete die bäckerei und sage … sorry! Ich habe nicht die geringste lust auf einen dialog mit dem bäckereiperso …