Umwege an Hundstagen

„Schön, dass alle wieder da sind“, sagte Vito Serra, der italienische Wirt des Marktcafés gestern, und ich sagte: „Ja, und mein Leben ist auch wieder in Ordnung.“ Ich hatte mich nämlich zwei Wochen zum Mittagessen anders orientieren müssen, weil der Koch des Marktcafés Urlaub machte. Also löffelte ich gestern wie gewohnt am Lindener Markt meine Suppe. Als ich vom Mittagessen zurück radelte, überkam mich erneut der Drang, einen Umweg nach Hause zu fahren. Hinterm alten Pfarrhaus im Van-Alten-Garten, bog ich ab nach links, querte schräg durch den Park und fuhr weiter den Lindener Berg hinauf. Der kurze Anstieg hat stellenweise gut zehn Prozent, aber man ist oben, bevor man Megszentségteleníthetetlenségeskedéseitekért sagen kann. Das ist ungarisch, das längste Wort dieser exotischen Sprache. Ich habe es ehrlich gesagt noch nie ausgesprochen, kenne auch niemanden, der das kann, aber ich versichere, dass man eher als das über den Lindener Berg gefahren ist. Schon als ich oben auf der Kuppe am Wasserreservoir vorbeirollte und weit und breit keinen Schatten fand, dachte ich, dass es vielleicht nicht die beste Idee war, in der größten Mittagshitze einen langen Umweg über die Lindener Alpen zu fahren. Zum Glück folgte bald die rasende Abfahrt, und der Fahrtwind kühlte.

Als ich noch Radsportler war, bin ich mal mit zwei Kollegen, Heinz und Wolfgang, in großer Hitze von Aachen zur Hinsbecker Schweiz gefahren. Hinsbeck liegt nahe dem niederländischen Venlo und etwa 80 Kilometer nördlich von Aachen. Wir langten völlig ausgelaugt an einem der Hinsbecker Seen an, versuchten im See unsere Füße zu kühlen, der aber in Ufernähe pisswarm war, und streckten im Schatten alle Viere aus. Beim Ufer saß eine hübsche junge Frau mit ihrem Hund. Heinz konnte sie nicht aus den Augen lassen. Mit einem Mal lachte er schadenfroh: „Hehe, der Hund pinkelt gerade auf eure Radschuhe!“ Wir schauten auf, und Wolfgang sagte: „Meine sinds nicht!“ und ich, indem ich beruhigt zurücksank: „Meine auch nicht!“ Gerechterweise gehörten sie Heinz.

Wie kriege ich jetzt den Text rund, bzw. wie kommen wir wieder nach Hause? Ein anderer Heinz, Heinz Strunk, schreibt in der Titanic über den Schweißhund, und ich erinnere mich an einen Witz mit Schweißhund. Vorab: Ein Schweißhund ist ein Jagdhund, der darauf dressiert ist, angeschossenes und blutendes, in der Jägersprache ’schweißendes‘ Wild aufzuspüren. Das schließt natürlich nicht aus, dass unerzogene Schweißhunde auch mal über umherliegenden Radschuhen das Bein heben. Also hier der Witz:

Ein Züchter namens Schindler verkauft einem Jäger für teures Geld einen hochgelobten Schweißhund. Nachdem der Schweißhund bei der Jagd versagt hatte, schrieb der Jäger an den Züchter einen Brief: „Sehr geehrter Herr Schindler!
Das W, das in Ihrem Namen fehlt, hat Ihr Schweißhund zuviel.“

Das war der Witz, und wir sind zu Hause. „Schön, dass alle wieder da sind.“

8 Kommentare zu “Umwege an Hundstagen

  1. Ein Witz der zu diesem Sommerabend passt. Überhaupt…auf dem Balkon, in der angenehmen, warmen Luft sitzend, über Mittagshitze zu lesen ist schön.
    Heute kein Schweiß mehr. Auch nichts ohne w, denn so ein Sommerabend würde auch mit einen Scheißtag versöhnen.

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  2. Pingback: Der Wetterexperte rät: In der Mittagshitze keinen schwarzen Wollschal tragen!

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