Vor 500 Jahren starb Johannes Trithemius, der Namenspatron von Teestübchen und Teppichhaus

Kategorie MedienHeute vor 500 Jahren, am 13.12.1516, ist Johannes Trithemius gestorben, nach dem das Teestübchen und das assoziierte Teppichhaus benannt sind. Trithemius, eigentlich Johannes Heidenberg oder Johannes Zeller, (* 01. 02. 1462) war der gelehrte Abt des Klosters Sponheim. Trithemius ist die latinisierte Form seines Geburtsortes Trittenheim. Trithemius machte das Kloster Sponheim zu einem Zentrum des geistigen Austauschs. Die Klosterbibliothek war weithin berühmt und galt mit ihrem Bestand von mehr als 2000 Büchern als eine der größten Deutschlands.

Die Bibliothek zog einen Strom gelehrter Besucher an. Das ging nicht ohne Konflikte. Die vielen Besuchern im Kloster, die aufwändig bewirtet werden mussten, erweckten den Unmut der Mönche. Drum steckten sie seine geliebte Bibliothek in Brand, als er einmal krank darnieder lag. Trithemius hat die Beschwerlichkeit von Reisen beklagt, die für den Kontakt nötig waren. Damals waren Wege und Wasserläufe das Kommunikationsnetz, und in diesem Netz konnte man sich nur langsam bewegen. Am schnellsten floss die Kommunikation durch das Netzwerk der Flüsse, aber ihr natürlicher Verlauf richtete sich nicht nach den Wünschen der Kommunizierenden. Auch der Buchdruck hat sich zuerst entlang der Flüsse ausgebreitet. Hätte Trithemius ein Netz wie das Internet gekannt, er hätte sich im Paradies gewähnt. Irgendwo las ich einmal vom Jammer des Trithemius über die Schwierigkeit der Kontakte, und ich habe ihn bedauert. Als ich 2005 das Bloggen für mich entdeckte, nannte ich mich zum Andenken Trithemius, weil mir just das zur Verfügung steht, was ihm verwehrt war. Außerdem war er Lehrer des ersten deutschen Philosophen Agrippa von Nettesheim, und Nettesheim ist mein Geburtsort.

Von Trithemius stammt die erste deutsche Geheimschrift. Während im Vatikan bereits Generationen von Geheimschriftensekretären immer komplexere Geheimschriften entwickelt hatten, waren in Deutschland Geheimschriften kaum bekannt. Matteo Argenti, dessen Familie von 1590 das Amt des päpstlichen Chiffrensekretärs innehatte, schätzte die Gefahr für päpstliche Geheimbotschaften von Seiten der europäischen Herrscherhöfe als verschwindend gering ein. Hundert Jahre nach Trithemius  wurde berichtet, dass auch die Deutschen so wenig von Chiffren verständen, dass sie abgefangene Nachrichten lieber verbrannten und  zerrissen, als sie zu entziffern versuchten.

Trithemius warnt im Vorwort seines Werks über die im Jahr 1500 von ihm erfundene Steganographie, sie bringe die eheliche Treue in Gefahr, denn mit Hilfe der Verschlüsselung könnte ein Liebhaber der untreuen Ehefrau geheime Botschaften zukommen lassen, „wobei der Ehemann noch den Überbringer machen und den Inhalt loben würde. Auf eben dieselbe Weise könnte die Frau ganz unbesorgt ihre Wünsche in beredeten Worten zurücksenden.“ Wegen seiner Steganographie geriet er in den Verruf der schwarzen Magie, weil er in einem Brief an einen Freund, den Karmeliter Arnold Bostius zu Gent dunkle Anspielungen über seine Erfindung gemacht hatte. Der Brief erreichte Bostius nicht mehr, weil er vorher verstarb. Der Prior des Genter Klosters öffnete ihn und machte seinen Inhalt bekannt.

aus : Strasser, Gerhard; Lingua Universalis, Wiesbaden 1988

aus : Strasser, Gerhard; Lingua Universalis, Wiesbaden 1988

Passagen wie diese nährten das Gerücht, Trithemius sei ein Magier und habe irgendeinen dienstbaren Geist. Er selbst schreibt nicht ohne Stolz, dass deshalb „viele gelehrte Männer aus den entferntesten Grenzen Frankreichs (nach Sponheim) gekommen sind, um Trithemius zu sehen.“ Unter uns Magiern: Eine beschwerliche Anreise ist unnötig. Im folgenden Gif ist die Steganographie demonstriert und Trithemius zu sehen.

Textbeispiel aus Weiß, Hans; Jocosa, München, Oldenburg, 1952 - Grafik und Gifanimation: JvdL

Textbeispiel aus Weiß, Hans; Jocosa, München, Oldenburg 1952 – Typografie & Gif: JvdL

9 Kommentare zu “Vor 500 Jahren starb Johannes Trithemius, der Namenspatron von Teestübchen und Teppichhaus

  1. Glaubst Du, dass er sich heutzutage wirklich im Paradies gewähnt hätte? Ich denke eher, er hätte etwas anderes gefunden, was nicht in Ordnung war. Es schreiben die Falschen, es lesen die Falschen, und dann auch noch die falschen Texte. So in etwa. Die Jammerei ist menschlicher als die Freude über das, was man hat…

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  2. Die Kommunikation ist heute zweifellos einfacher geworden. Sicher teils auch komplizierter, aber alleine dass der Austausch Zeit- und Grenzüberschreitend möglich ist, ist für immer noch faszinierend.
    Eine gute Wahl des Namenspatrons. Zudem der Name auch recht hübsch ist.
    Aber Jules mag ich auch, lieber Jules. 😉

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    • Meine anfängliche Begeisterung über die Möglichkeit der digitalen Kontakte über Zeit- und Ortsgrenzen hinweg ist nur wenig abgeflaut. Für mich ist es immer noch etwas Besonderes. Vermutlich wären wir uns im RL nie begegnet und hätten nie voneinander erfahren. So aber können wir gegenseitig unsere Texte lesen und Gedanken austauschen, was unseren Horizont enorm erweitert. Freut mich, dass dir Jules und Trithemius gefällt. Er alliteriert sowohl mit Teestübchen als auch mit Teppichhaus und enthält zwei helle Vokale genau wie der ebenso hübsche Name Mitzi,.Als ich erstmals „Mitzi“ las, wurde ich aufmerksam. Welch ein Glück, liebe Mitzi.

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