Teestübchen Stilkritik – Geh mir weg mit dem Frosch!

Auf meiner persönlichen Liste der hässlichen Wörter steht obenan „die Schreibe.“ Niemand soll sich erfrechen, meinen Schreibstil je „Schreibe“ zu nennen. Ich dächte sofort Schlechtes von ihm. Schlimmer trifft es nur noch jene, die das Blähwort „nichtsdestotrotz“ benutzen, wo ein schlichtes „trotzdem“ reicht. Solchen Leuten misstraue ich und ich würde jeden weiteren Kontakt vermeiden. Vermutlich denkt etwas in mir an böse Buben, die einem Frosch einen Strohhalm in den Hintern stecken, um ihn aufzublasen. „Nichtsdestotrotz“ ist eitles Gerede, und ich fürchte: Gleich platzt der arme Frosch.

Ähnlich geht es mir bei der im Fernsehen um sich greifenden Floskel: „Einen wunderschönen guten Abend!“ Wie? Was? Reicht denn ein guter Abend nicht mehr? Ein schöner Abend wäre doch auch schon ganz fein. Soll ich etwa tagein-tagaus so einen wunderschönen guten Abend haben, weil gutgelaunte Deppen das im Fernsehen befehlen? Ich wundere mich höchstens, dass sie mir andauernd mit ihrem Discounter-Wunderschön auf den Wecker fallen. Weiterlesen

Einiges über Edelfedern und seltsame Metaphern


„Endlich wieder mal eine Kurzgeschichte aus deiner Feder!“, wollte ich in einem Kommentar an den Kollegen Manfred Voita schreiben, besann mich dann aber und setzte „Feder“ in Anführungszeichen, weil mir die Metapher so unzeitgemäß vorkam. Es ist schon eine Weile her, dass ein Autor vor dem Schreiben sich eine Gänsefeder besorgen und zuschneiden musste. Seltsam, dass ausgerechnet das Gefieder eines Vogels, dem wir gerne das Attribut dumm anhängen, dass ausgerechnet die Federn der dummen Gans bei uns mit der Idee von literarischem Schreiben verknüpft sind.
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Wie der Gänsekiel zurechtzuschneiden war, damit er zum Schreibgerät wurde, zeigt die Anleitung aus dem Lehrbüchlein des barocken Schreibmeisters Wolfgang Fugger, erschienen 1553 (zum Vergrößern anklicken). Weiterlesen