Vor dem Fernsehgerät einzuschlafen, gefällt mir in letzter Zeit immer besser. Wenn ich während einer abendlichen Magazinsendung, Kulturzeit, nano (3SAT), DAS, Hallo Niedersachsen (NDR), Lokalzeit (WDR) weggenickt bin und wieder aufwache, dann hat mein Schlummer die selbstgefälligen Akteure des Mediums auf ihre wahre Bedeutung zurückgestuft. Ihr Anspruch, in meiner Wohnstube den Ton anzugeben, hat sich als Anmaßung erwiesen. Was wann gesendet wurde, ist so gut, als wäre es nicht gesagt und gezeigt worden. Das rührt an die Frage, ob eine nicht verfolgte Fernsehbotschaft überhaupt existiert, wie ja auch ein nicht gelesenes Buch, die nicht aufgeschlagene Zeitung/Zeitschrift nur Totholz sind.
Und die freie Bedeutungsgebung erst. Bei der einen Sendung einzuschlafen und der Folgesendung aufzuwachen, erzwingt für den Augenblick einen überraschenden Kontextbezug. Hat man zuvor die uneigentlichen Aussagen einer satirischen Botschaft verfolgt, erweist sich der finstere Unhold der Nachfolgesendung als Komiker. Alle genannten Aspekte lassen sich mit dem Finger auf dem Weiter-Knopf der Fernbedienung erleben, aber von einer Sendung zur anderen zu schlummern, ist viel süßer.
Vor einer Weile habe ich im Teestübchen-Blog einen vermeintlichen PR-Beitrag des NDR-Fernsehens kritisiert und der Redaktion von „Hallo Niedersachsen“ den Link zugesandt. Man erklärte sich per E-Mail und schrieb abschließend:
- „Wir hoffen, Ihnen mit diesen Erläuterungen geholfen zu haben. Allerdings halten wir Bemerkungen wie „Warum machst du das, du Depp? (…) Ich musste nicht schmunzeln und wollte leider brechen.“ für keine gute Grundlage für einen Austausch über redaktionelle Entscheidungen.“
Holla! Die Majestäten des Verkündigungsmediums „Wir erklären die Welt, und ihr zieht euch das rein“ waren „not amused“, dass sich da einer anmaßt, mit deutlichen Worten zu kritisieren, was man ihm ohne Vorwarnung in die gute Stube gekübelt hat. Ja, tut mir leid. Ich bitte herzlich um Entschuldigung. Leider versäumte ich, beizeiten einzuschlafen.