Herzlichen Dank für Denkanstöße: Mein Wiener Kollege Noemix brachte mich mit seinem Kommentar dazu, das Wort Majordomus nachzuschlagen. Das lateinische Wort bedeutet: Vorsteher des Hauses. Um den Zusammenhang mit Hausmeister zu prüfen, tippte ich fälschlich „Hausmeier“ ein und wurde trotzdem fündig, was mich erst auf den zweiten Blick wunderte, denn ich bin nicht nur ein Vertippdepp, sondern lebe gut damit. Bei Wikipedia gibt es also tatsächlich einen Eintrag „Hausmeier.“ Demnach ist Hausmeier ein Begriff des Frühmittelalters. Auch das Deutsche Wörterbuch weiß:
- „meier, m; (…) altes lehnwort aus dem lat. major, welches die mittellateinische urkundensprache des fränkischen und später des karolingischen reiches auf den vorsteher oder obersten beamten eines landwirtschaftlichen hofhalts bezieht.“
Offenbar hatte der Hausmeier an fränkischen Fürstenhöfen immense Macht. Zwar findet sich kein direkter Beleg dafür, dass „Meier“ zu „Meister“ geworden ist. Aber es könnte eine volksetymologische Anpassung vorliegen. Falls nicht, nehme ich sie jetzt vor. Dann ließe sich vermuten, dass die allgemein zu verzeichnende Macht heutiger Hausmeister, auf die Blogfreund Lo in seinem Kommentar verweist, zurückgeht auf den Rang des fränkischen Hausmeiers. Der Hausmeister wäre demnach der heruntergekommene Nachfahre adeliger Hausmeiers. Seine heutige Macht wurzelt in tiefer Vergangenheit. Sie pflanzt sich fort über eine lange imaginäre Ahnenreihe. Jeder heutige Hausmeister spürt, dass er auf den Schultern machtvoller Ahnen steht, auf einem Menschenturm, der zwar in seinen oberen Bereichen schwankt und wankelt, aber um so fester steht, je tiefer er in die Vergangenheit zurückgeht.
Auf die Idee eines Inneren Hausmeisters brachte mich Blogfreundin socopuk mit ihrem Kommentar. Es begab sich nämlich gestern folgendes: Im wiedereröffneten Leinau3 trafen sich wir Leute von HaCK. Nachdem wir wochenlang quasi heimatlos herumgeirrt waren, in hippen Lokalen überteuertes Bier tranken, in verräucherten Kaschemmen vulgo Eckkneipen abhängen mussten, so dass ich Nichtraucher tags drauf immer einen Rauchkater hatte, konnten wir gestern wieder an unseren vertrauten Plätzen sitzen. Die Wirtin neigte sich mir zu und bot mir die Wange zum Begrüßungskuss, Kellnerin Julia und Kolleginnen brachte uns den ein- oder anderen Elferkranz Kölsch, alles war bestens, und ich hätte spät zufrieden nach Hause gehen können, hatte schon den Fuß auf dem rechten Weg, als die anderen noch zu Herrn Putzig zogen.
Man hat mich überredet, auf einen Absacker mitzukommen. Ich ging mit und sagte später: „Der ich morgen sein werde, hadert schon mit meinem heutigen Ich.“ Diese Idee habe ich schon mal verfolgt, in Mein Heute-Ich und das Morgen-Ich sind sich nicht grün. Was das Heute-Ich anrichtet, muss das Morgen-Ich ausbaden. Wie viel klarer wird das Bild, durch die Metapher des Inneren Hausmei[st]ers. Der eigene Körper und Geist als fürstlicher Hof, worin der Hausmeier seine Macht ausübt, quasi in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Herrlich!
Mein Innerer Hausmeister dankt für seine treffende Benamung und ruft mich zum Frühstück.