Die Art der Bosheit III – Blödes Wunder

Der opulente Zeichenstil wie im untenstehenden Cartoon, ist gewiss längst aus der Mode. Ich habe wohl gerne Strukturen gezeichnet, unabhängig von der Frage, ob die Bildidee den zeichnerischen Aufwand rechtfertigt. Hier passt er, weil er sich an die Bibel-Kupferstiche des Gustave Doré anlehnt. Ende der 1970-er Jahre habe ich monatlich eine Seite in der Studentenzeitschrift „Aachener Prisma“ veröffentlicht, auch dieses Cartoon. Mit dem sonstigen Inhalt der Zeitschrift war ich nicht einverstanden, denn sie war unter der Egide ihres Herausgebers von ehemals links immer weiter nach rechts gerückt. Aber er ließ mir freie Hand. Zudem fühlte ich mich dem Mann verpflichtet, denn er ermunterte mich zu studieren und förderte mich.

Im Keller fand ich kürzlich eine Sammlung der Zeitschrift und werde gelegentlich daraus im Teestübchen veröffentlichen. Hier also die Federzeichnung „Blödes Wunder“:

Niederländisch für alle

Flashback Mai 1989, Bernd K., mein Freund und Kollege für Niederländisch am Gymnasium hatte sich einen Stempel anfertigen lassen, um ihn statt Unterschrift auf die Klausuren seiner Schülerinnen/Schüler zu drücken. Darauf zeichnete ich folgendes Cartoon (zum Lesen klicken) Der Freund ist auch hier am Schluss des Textes in einer Zeichnung von mir zu sehen, wo er mit Saxophon den Tod seiner Katze betrauert.

Die Menschen, die Menschen!

Wie VORNE von hinten aussieht, zeigte der legendäre F. W. Bernstein. An das Cartoon, gesehen und abfotografiert im Wilhelm-Busch-Museum, wurde ich gestern im Hinüberschen Garten erinnert. Dort zeigte eine Installation aus schulterhohen rostigen Metallbuchstaben von Nadine Köpper und Claudia Wollkopf, wie Humanität von hinten aussieht. Der Parkgründer, Anton Hinüber, war Mitglied der Freimaurerloge Friedrich, Hannover. Im von ihm veranlassten englischen Landschaftsgarten finden sich überall Spuren des Freimaurertums.

So ist auch der Schriftzug „Humanität“ zu verstehen. Allerdings ist nicht ganz klar, welche Blickachse den Schöpferinnen vorschwebte. Von zwei Hauptwegen aus sieht der Betrachter, wie Humanität von hinten aussieht. Das ist befremdlich und lässt erwägen, ob so ein hehrer Begriff nicht auch ein komisches Element hat.

Humanität von hinten und vorne – Fotos: Susanne Braun

Mensch ist ein Gattungsbegriff. Das bedeutet, jede/jeder, die/der die entsprechenden körperlichen Merkmale aufweist, wird der Gattung zugeordnet, ist also menschlich, kann aber nicht automatisch jene Menschlichkeit für sich reklamieren, die mit Humanität gemeint ist. Humanität enthält eine moralische Wertung. Der Mensch kann menschlich oder unmenschlich handeln, entsprechend dem Begriffspaar human und inhuman. Ist also Humanität von hinten Inhumanität, quasi ihr eigenes Gegenteil oder die Humanität auf Links gedreht wie ein Pullover? Das ergäbe, dass Humanität immer auch eine Seite der Inhumanität hat.

„Mein Eindruck ist, dass die Botschaft bei den Menschen angekommen ist und dass sie die Verantwortung für sich und andere übernehmen“, sagte ein Polizeisprecher im NDR Fernsehen. Vorher wurde gezeigt, wie Polizeistreifen sich in illegale Menschenansammlungen begaben, um sie verbal auseinander zu treiben. Ein ähnliches Die-Menschen-Gerede legen Politiker an den Tag. Hier werden ungute verbale Fronten aufgebaut. Gewählte Politiker beschließen Kontaktsperren, ihre Organe setzten sie durch, und wer soll sich fügen? „Die Menschen“, als hätten humanoide Aliens heimlich die Macht übernommen und würden uns Menschen mit der unsichtbaren Corona-Fuchtel vor sich hertreiben. Das hat etwas entschieden Komisches.

Teestübchen Hausmitteilung

Liebe Teestübchenbesucherinnen und -besucher, anders als gestern angekündigt, kann die Fortsetzung der Gruselgeschichte „Drei Tage kommt es“ heute nicht erscheinen. Ich bin leider zu krank und anders als mein Protagonist Ich-Erzähler noch nicht wiedererstarkt. Wie das zuging, siehe meinen Strip „Saturday Night Fever“, nur dass ich mir die Erkältung morgens zuzog.

Fehlerwoche (4) -Die längst fällige Teufelsaustreibung

Die Originalzeichnungen der folgenden Gif-Animation waren schon vor langerlanger Zeit in der Hochschulzeitschrift Aachener Prisma abgedruckt. Mich hat die Möglichkeit gereizt, den Cartoon zu dynamisieren, also den Text in zwei verschiedenen Versionen erscheinen zu lassen. Tatsächlich ist die Macht des Fehlerteufels erfolgreich gebrochen. Wer einigermaßen auf das Korrekturtool der Textverarbeitungen achtet, kann grobe Fehler vermeiden, nicht aber sinnentstellende. Nach den eher trockenen Beiträgen zur Theorie des Schreibfehlers wünsche ich viel Vergnügen.

Zeichnung und Gif-Animation: JvdL

Auch vor solchen Fehlern bewahrt nicht einmal das Korrekturtool:

Morgenstund hat Geld im Mund – Ein Fall von geplanter Verschwendung und ein Witz mit Verspätung

Cartoon: JvdL, (größer: klicken)

In seinem Buch „Geplanter Verschleiß: Wie die Industrie uns zu immer mehr und immer schnellerem Konsum antreibt – und wie wir uns dagegen wehren können“, schreibt der Ökonom Christian Kreiß, eine Beratungsfirma habe dem Zahnpastahersteller Colgate geraten, die Tubenöffnung zu vergrößern, worauf sich der Umsatz um 30 Prozent erhöht habe. Jetzt verstehe ich mein Cartoon, das ich einst der Titanic angeboten habe, das dort aber so lange „auf Halde“ gelegen hat, dass ich es zurückgefordert habe. Der Witz zündet erst Jahre später im Kontext mit der zu großen Austrittsöffnung bei Zahnpastatuben. Darüber habe ich mich schon oft geärgert, dass immer zuviel Zahnpasta austritt. Wie wir jetzt wissen, exakt 30 Prozent pladdert sinnlos in den Abfluss. Sauerei. Gewiss gibt es die geplante Verschwendung auch bei anderen Produkten.

Karl-Hermann live (4) – Schule des Stehens

karl-hermann-folge-4-neuDas letzte Cartoon dieser Serie. Nach der Schule des Gehens gibt es heute die Schule des Stehens, was durchaus metaphorisch zu verstehen ist, im Verharren auf anerkannten Denkweisen, dem geistigen Stillstand. Der Schule kommt hier die Aufgabe zu, angepasste Denker hervorzubringen. Sie ist darin effektiver als man glaubt. In 25 Jahren als Lehrer habe ich oft erlebt, dass gerade die Querdenker, die Unangepassten in ihren Schulkarrieren scheiterten. Andererseits habe ich mündliche Abiturprüfungen erlebt, bei denen Abiturienten mit einer Eins den Raum verlassen haben, die mich denken ließen: „Ich habe keinen einzigen eigenen Gedanken gehört. Alles wunderbar angelesen und nachgebetet.“ Dabei war mir klar, dass die Schülerinnen oder Schüler zu eigenen Gedanken in der Lage waren, nur eben schon verinnerlicht hatten, dass man mit dem getreulichen Wiederkäuen besser voran kommt. So viehisch geht es hurtig weiter in Studium und Ausbildung. Da brauchen wir uns nicht zu wundern, dass die Gesellschaft in jeglicher Hinsicht von der Mittelmäßigkeit dominiert wird. Die mittelmäßigen Denker geben überall den Ton an. Die gesellschaftliche Mitte hat inzwischen eine beängstigende Sogkraft entwickelt. Da wächst ein Schwarzes Loch der Durchschnittlichkeit, das einmal an seiner eigenen Masse zusammenkrachen wird.

Karl-Hermann live (3) – Schule des Gehens

karl-hermann-folge-3 Giraffen, Kamele, Elefanten, Bären und einige Vierbeiner, von denen ich nichts weiß, bewegen sich im Passgang, schwingen also rechtes Vorderbein und Hinterbein und umgekehrt gleichzeitig nach vorne. Der Mensch ist ein Kreuzgänger, bewegt linken Arm und rechtes Bein, bzw. rechten Arm und linkes Bein im Takt. Im Passgang kann er sich nur schwer fortbewegen. Ein Kollege, der die Theatergruppe betreute, erzählte mir aber, dass manche Kinder, wenn sie zum ersten Mal auf der Bühne gehen sollen, vor lauter Verlegenheit in den Passgang verfallen.

Jules van der Ley (Gerd Glimmer ist übrigens mein Pseudonym vor den Internetpublikationen)

Jules van der Ley (Gerd Glimmer ist übrigens mein Pseudonym vor den Internetpublikationen)

Warum zeige ich hier noch das ganze Blatt? Ist es nicht, als würde ich einen Witz zweimal erzählen? Das verhält sich so: Nachdem ich das Cartoon in eine Gif-Animation umgewandelt hatte, fiel mir auf, dass es für den potentiellen Passgang-Adepten besser ist, die Entwicklungsstufen im Vergleich sehen zu können. Und jetzt: Viel Vergnügen beim Üben!