Jüngling der Schwarzen Kunst – Wachsen wollen

Die Sekretärin kam in die Gasse und übergab dem Jüngling das Speisekarten-Manuskript. Er machte sich an die Arbeit. Den Kasten der 10 Punkt Bodoni mager hatte er schon vor sich, den Winkelhaken auf 16 Cicero Breite eingestellt. Kaum hat er angefangen zu setzen, fluchte er: „O Mann, wenn die schon überall Majonäse drauf kletschen müssen, könnten die sich wenigstens auf eine einheitliche Schreibweise einigen. Der eine Koch schreibt Mayonnaise mit Ypsilon und „ai“, der andere mit Majonäse „j“ und „ä“, mal mit einem „n“, mal mit zwei. Hier! Unterschiedlich in einem Manuskript!“

„Guck in den Duden und leg‘ eine Schreibweise fest“, sagte Monitz.

„Dazu habe ich jetzt keine Zeit, ich muss noch die Setzerei fegen. Ich setze es so, wie es da steht“, sagte Hannes bockig.
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Jüngling der Schwarzen Kunst – Liebe und Status

Sie warteten alle fünf auf dem Hof der Jugendherberge. Der hatte nach dem anhaltenden Starkregen einen halben Meter unter Wasser gestanden. Das Absaufen der Keller war gerade noch mit eilends herbeigeschafften Sandsäcken verhindert worden. Karl-Heinz ging ungeduldig auf und ab. Endlich rollte ein dunkelgrüner Renault auf den Hof. Seine Eltern und Schorschi, der jüngere Bruder, stiegen aus. Unfassbar, dass die Familie in einem Tag zum Bodensee gefahren war, wofür die Freunde eine Woche gebraucht hatten.

Sie hatten für Hannes eine Jeans mitgebracht, die eigentlich Karl-Heinz gehörte. Sie war Hannes viel zu kurz und zu weit.
„Eine richtige Hochwasserhose. Passt doch, wenns nochmal so regnet“, sagte Frau Grefrath lachend.
In den letzten Monaten war Hannes ziemlich aufgeschossen, konnte in der Setzerei endlich auch an die Fächer mit den Großbuchstaben langen. Die Freunde genossen, wieder trockene Kleidung zu haben, wenn auch klar war, dass dies ein vorübergehender Zustand sein sollte. Am Bodensee schien manchmal die Sonne, aber jeden Morgen war er regenverhangen. Ein Mix von Sonne und Regen blieb während ihrer gesamten Rückfahrt.
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Jüngling der Schwarzen Kunst – Ein Schuh fehlt

Hannes und Karl-Heinz drängten sich in die Telefonzelle. Die beiden hatten Münzen zusammengelegt für ein Ferngespräch. Karl-Heinz hatte die Groschen, 50-Pfennig- und Markstücke auf dem grauen Münztelefon gestapelt, und Hannes sollte beizeiten nachzahlen, indem er die Münzen in die richtigen Schlitze steckte.
„Aber halte die Markstücke möglichst lange zurück!“, befahl Karl-Heinz. Das Gerät hatte eine schräge Sichtanzeige, worin die eingeworfenen Münzen zu sehen waren und langsam nach unten rutschten, wenn die unterste Münze abtelefoniert war. Beide waren nervös. Hannes hatte noch nie von einem Münztelefon aus telefoniert. Karl-Heinz tat weltmännisch, als hätte er schon oft aus der Telefonzelle angerufen, doch das war nicht so, zumal seine Eltern sich erst kürzlich ein Telefon angeschafft hatten. Er las die Telefonnummer von einem Zettel und ließ die Wählscheibe rotieren.

Hannes beneidete ihn um seine Eltern. Sie waren noch recht jung. Der Vater war ein umtriebiger Versicherungsvertreter, weshalb er ein Telefon benötigte, die Mutter eine hübsche sanfte Frau, die als Näherin ein Zubrot verdiente.
„Die erste Münze rutschte durch.
„Mama?!“, rief Karl-Heinz mit erhobener Stimme, als müsste er dem Wort „Fernruf“ Genüge tun. „Mama! Hier ist Karl-Heinz!“
„ … “
„Ja, wir sind gut am Bodensee angekommen und in Konstanz in der Jugendherberge!“
„ … “
„Nein, es regnet die ganze Zeit. Wir haben keine trockenen Sachen mehr. Hannes hat seinen Schuh verloren. Aber sonst ist alles gut.“
„ … “
„Er hat seine Schuh abends zum Trocknen vor die Tür gestellt, und am nächsten Morgen war einer weg.“
“ … “
„Wirklich?! Das wäre toll.“
„ … “
„Ja, Tschüß, Mama, grüß Papa und Schorschi von mir.“
„ … “
Derweil hatte Hannes den Münzautomaten gefüttert. Ihm war unheimlich, wie schnell der die Münzen schluckte. Karl-Heinz hängte den Hörer sorgfältig auf die Gabel. Einige Münzen klapperten in die Geldrückgabe. „FASSE DICH KURZ!“ stand auf einem Schild an der Zellentür. Daran hatte sich Karl-Heinz gehalten.

„Ich soll morgen noch mal anrufen“, sagte er, indem er die noch übrigen Münzen einsammelte.
„Warum?“
„Meine Eltern wollen vielleicht mit dem Auto herkommen und uns Sachen bringen.“
„Musstest du das mit meinem Schuh erzählen?“
„Warum nicht?“
„Es ist mir peinlich. Was soll deine Mutter von mir denken? Dass ich einfach so meinen Schuh verliere?“
„Ach, Quatsch! Du kannst nichts dafür.“

Hannes hatte einen kleinen Jungen im Verdacht, der offenbar zu den Herbergseltern gehört.
„Weißt du, wo mein zweiter Schuh ist?“, fragte Hannes.
Der Junge nickte. „Ja, komm, komm!“
Er streckte die Hand nach Hannes aus und zog ihn den Gang hinab bis zur Kellertür.
„Da unten soll mein Schuh sein?“
„Ja, ja! Aufmachen“, nickte der Kleine.
„Hannes öffnete die Tür und stieg mit dem Kleinen an der Hand hinab in den Keller. Dabei musste rückwärts immer zwei Stufen vorgehen, um den Kleinen zu sichern. Der Kleine lotste ihn in einen Kohlenkeller. Einen Lichtschalter fand Hannes nicht. Licht kam durch ein offenes Kellerfenster, an dem es eine Art Rutsche für die Kohlen gab. Der Kleine deutete stolz auf den riesigen Kohlenhaufen und sagte: „Da, da!“
„Da oben soll mein Schuh sein?“
„Ja, ja!“
Hannes sah, wie Wasser durch das offene Kellerfenster schwappte.
„Vergiss den Schuh! Wir müssen hier raus!“

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Jüngling der Schwarzen Kunst – Aufwachen

Hannes genoss das Anheimelnde, geschützt zu sein und zu hören, wie der Regen aufs Dach prasselte. Während er noch seine Haare trocken rubbelte, hatten die anderen schon ihre Nesselschlafsäcke auf den Feldbetten ausgerollt, waren hinein gekrochen und hatten sich die Decke über die Ohren gezogen. Die beiden Studenten saßen auf ihren Betten und beobachteten Hannes.
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Jüngling der Schwarzen Kunst – Herrenalb

Im Laufe des Nachmittags fing es wieder an zu regnen. Mit grimmigem Mut und regenblind quälten sie sich die Anhöhen des Schwarzwalds hinauf. Für solche Steigungsprozente waren ihre Schaltungen nicht ausgelegt. Ludwig hatte an seinem geliehen Fahrrad sogar nur eine Dreigang-Nabenschaltung. Gesprochen wurde auch während der Verschnaufpausen kaum. Sie verfluchten die Abfahrten von einmal erkämpften Höhen, wenn der Fahrtwind eisig durch ihre nassen Klamotten fuhr und sie schlottern ließ. Auf dem letzten Teilstück zur Jugendherberge musste sie sogar absteigen und ihre bepackten Fahrräder den Anstieg hoch stemmen. Inzwischen hatten sie ein durchgängiges Prinzip erkannt, dass Jugendherbergen stets oben auf einem Berg lagen. „Selbst wenn es weit und breit nur einen einzigen Berg gibt, steht da die Jugendherberge“, sagt Karl-Heinz wie zur Entschuldigung, dass er ihren müden Beinen diese letzte Anstrengung abverlangte.
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Jüngling der Schwarzen Kunst – Nässe

Die Ängste, deretwegen Karl-Heinz die Freunde aus ihren Schlafsäcken hochgescheucht hatte, waren absurd. Trotzdem fügten sich alle, noch in tiefer Nacht zu packen und wieder aufs Rad zu steigen. Wie sich zeigen sollte, hätten sie sowieso nicht länger im Straßengraben liegen können, denn bald begann es ergiebig zu regnen. In kurzer Zeit waren sie durchnässt. Als die Landstraße wieder in einen Wald eintauchte, beschlossen sie, unter den Bäumen Schutz zu suchen. Doch der Nadelwald bot wenig davon. Es regnete durch, und was nicht zu Boden kam, triefte satt von den Zweigen. Theo hatte eine einzelne dreieckige Zeltplane vom Militär bei sich. Sie war dafür gedacht, durch gleichartige zu einem Zelt ergänzt zu werden. Daraus und mit den Müllsäcken bauten sie einen notdürftigen Unterstand, was nicht einfach war in der Finsternis des Waldes.
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Jüngling der Schwarzen Kunst – Kirchheim-Bolanden

Sie hatten sich unzweifelhaft verfahren. Ringsum nur Landschaft, von einer elend langen Landstraße durchzogen, weit und breit keine Stadt zu sehen. Weit und breit niemand, den sie nach dem Weg fragen konnten. Karl-Heinz, der eine gewisse Führungsposition in ihrer fünfköpfigen Runde eingenommen hatte, weil er die Karte zu lesen pflegte und sagte, wo es lang ging, war kleinlaut geworden, da er sie offenbar in die Irre geführt hatte. Sie waren am Morgen in Bacharach gestartet und jetzt müde, wollten endlich die Jugendherberge in Neustadt an der Weinstraße finden, ihr Tagesziel.
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Jüngling der Schwarzen Kunst – Selbstbefleckung

Seine Mutter legte ihm wortlos ein Paket Tempotaschentücher aufs Nachtschränkchen. Sie hatte offenbar die Flecken auf dem Bettlaken entdeckt. Hannes fühlte sich schuldig, weil er ständig gegen das sechste Gebot verstieß. Er markierte in einem Kalender, wann er schwach geworden war und versuchte möglichst viele Tage zu überstehen, ohne dass er Hand an sich gelegt hatte. Als er seinem Freund Frank von seiner Methode erzählte, sagte der erleichtert, „Ja, das mache ich ab jetzt auch.
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Jüngling der Schwarzen Kunst – Zweifel

Es war wieder ziemlich warm im Glashaus. Hannes durfte seine Pause am Tisch halten, der am Ende der Gasse stand. Es war ihm trotz der Wärme Recht. So hatte er seine Ruhe, anders als im Pausenraum, wo einer der Gesellen auf die Idee kommen könnte, ihn noch rasch Einkaufen zu schicken. Er hatte sich am Kiosk den Mittag und eine Cola geholt, die noch schön kalt gewesen, als er sie hochtrug. Eigentlich hätte er noch den Rest Milch aus der Glasflasche trinken sollen, aus Vorsicht wegen der drohenden Bleivergiftung. Doch die war vermutlich sauer geworden. Er müsste sie wegkippen, brachte es aber nicht übers Herz. Lebensmittel verschwendet man nicht, hatte er als Kind gelernt. Er wusste, dass die Milch am nächsten Tag noch ekliger wäre, so dass er sie nicht trinken würde. Aber sie wegzukippen verschob er lieber auf morgen oder übermorgen. So war er und kam nicht an gegen seine Natur.

Im Mittag verfolgte er mit großem Interesse die Lebensbeichte eines Alkoholikers. Ein einst erfolgreicher Journalist schilderte hier eindringlich die Stationen seines Niedergangs. Hannes verstand nicht, warum einer, der so gut schreiben konnte, sich nicht in den Griff bekam. Er biss über der aufgeschlagenen Zeitung in sein Butterbrot. Es bestand aus einer Scheibe Graubrot mit jungem Gouda, gedeckelt mit einer Scheibe Schwarzbrot. Das Schwarzbrot hatte einen seltsamen Beigeschmack. Hannes kannte ihn. Er ging der Schimmelbildung voraus, die wie er wusste, bereits begann, bevor Schimmel zu sehen war. Er wagte nicht, das Brot wegzuwerfen. Brot warf man nicht in den Abfall. Hätte er gewusst, dass Schimmel auf dem Brot giftig ist, hätte er es nicht gegessen. Er spülte die Bissen jeweils mit einem Schluck Cola hinunter. Schimmel schreckte ihn nicht. Er sorgte er sich nur um die Bleivergiftung, obwohl keiner der ihm bekannten Schriftsetzer je eine gehabt hatte. Nur sein Onkel eben, der die Druckerei besessen hatte, war daran erkrankt. Aber auch das wusste er nur vom Hörensagen.

Dieser Onkel hatte es aber mit der Hygiene nicht genau genommen. In dessen Küche hing mitten über dem Esstisch ein klebriger Fliegenfänger, dick übersät mit Fliegen, die meisten tot nach langem Befreiungskampf. Eine hatte noch Leben in sich, wachte aus dem Erschöpfungsschlaf auf und zappelte sich brumend frei, doch war nicht flugfähig wegen der verklebten Flügel und plumpste genau in Onkel Josefs Kaffeetasse. Er fischte sie mit dem Zeigefinger heraus und trank den Kaffee seelenruhig weiter. Einer, den Fliegen im Kaffee nicht stören, aß vermutlich auch sein Butterbrot mit von Blei verdreckten Fingern.

Helmut Krug, ein neuer Geselle, kam herein. Hastig verschlug Hannes die Seite, denn unter der Lebensbeichte war ein halbnacktes Mädchen abgedruckt.
„Hallo Hannes, was liest du denn da?“
„Nichts besonderes, Herr Krug“, sagte Hannes und war froh, nicht beim Betrachten des halbnackten Mädchens erwischt worden zu sein.
Herr Krug war ebenfalls einer vom Kollegium Marianum, arbeitete vormittags als Schriftsetzer und holte abends auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur nach, um später das Priesteramt zu studieren.
„Wo kriegt der Alte bloß immer die ganzen Betschwestern her?“, hatte Hof verächtlich gefragt.
Hannes hatte gedacht: Herr Krug ist menschlich und fachlich besser als du, Knallkopp. Krug hatte ein schmales, scharf geschnittenes Gesicht und kam wohl aus dem Süden, wie seine Aussprache verriet. Er war ein Mann ohne Arg, hielt den Kopf immer ein wenig seitlich geneigt, was irgendwie heilig wirkte, als stünde er schon am Altar. Von ihm kam nie ein böses Wort, obwohl die Kollegen in seiner Gegenwart frozzelten. Herr Krug trat näher und warf einen missbilligenden Blick auf die Zeitung.
„Warum liest du denn den Mittag, Hannes?“
„Ich muss doch lernen, wie es zu geht in der Welt, Herr Krug.“
„Aber doch nicht aus dem Revolverblatt.“
„Ist jedenfalls besser als die Kirchenzeitung“, sagte Hannes patzig. Im selben Augenblick tat es ihm leid, so frech gewesen zu sein. Herr Krug konnte ja nichts dafür. Aber die Kirche sollte ihm nicht die Lektüre vorschreiben. Wenn er nur Kirchenzeitung und Liboriusblatt las, würde er sein Leben lang dumm bleiben. Er hatte längst gemerkt, dass es neben den Wahrheiten der Kirche noch andere Wahrheiten gab. Das Leben außerhalb der engen Grenzen der Religion war wesentlich bunter, vielfältiger und praller. Er musste wieder an das halbnackte Fotomodell denken und war froh, dass Herr Krug die Gasse verließ, so dass er die Seite wieder aufschlagen konnte. Seit er die Pornos seines Bruders entdeckt hatte, war sein sexuelles Interesse geweckt.

Jüngling der Schwarzen Kunst – Heiliges Alphabet

Hannes stand am Setzkasten und setzte eine Zeile in Versalbuchstaben. Er fragte:
„Warum sind im Setzkasten die Großbuchstaben nicht nach Buchstabenhäufigkeit sortiert, Herr Ewald?“
„Das sind ja die Alten. Sie residieren oben, alphabetisch aufgereiht, gemäß der alten Ordnung, während unter ihnen ihre Enkel und Urenkel quasi durcheinander wirbeln.“
„Die Kleinbuchstaben sind ihre Enkel?“

„Ja, sie sind im achten Jahrhundert aus den Großbuchstaben entstanden. Die Alphabetreihe galt von der Antike bis ins Mittelalter als heilig. Sie aufzulösen, ist Blasphemie. Indem wir die Kleinbuchstaben einfach nach Häufigkeit neu sortieren, bricht die Satztechnik mit der religiösen Tradition. Das muss man sich erst einmal trauen. Gutenberg hat es getan.“
„Was ist denn Blasphemie?“
„Gotteslästerung.“
„Also war Gutenberg kein frommer Mensch?“
„Vermutlich nicht.“
„Aber er hat eine Bibel gedruckt.“
„Vielleicht als Beschwichtigung des Vorwurfs, der Buchdruck sei Teufelswerk.“
„Darum heißt unser Handwerk Schwarze Kunst?“
„Eigentlich wegen der schwarzen Druckfarbe. Aber weil man lange Zeit dachte, der Buchdruck wäre vom Geldverleiher Johannes Faust erfunden worden, glaubte man an einen Teufelsbund. Ich kenne ein Gedicht von Franz Grillparzer:

    Du lichte Schwarze Kunst
    Ob Gutenberg ob Faust
    War man zu Recht im Zweifel
    Denn halb kommst du von Gott
    Und halb kommst du vom Teufel.

Wie zur Wiedergutmachung der Blasphemie liegen wenigstens die Großbuchstaben in der angestammten Alphabetreihe. Aber das ist meine persönliche Interpretation. Landläufig passt hier ‚Einen alten Baum verpflanzt man nicht.’“

Hannes überlegte eine Weile und sagte dann: „Ich glaube, das ist Quatsch, Herr Ewald.“
„Ich gebe dir gleich ‚Quatsch’“, schnaufte Ewald und packte Hannes am Kittelkragen.“ Hannes duckte sich weg und wand sich aus seinem Griff.
„Doch, Herr Ewald! Wenn ich irgendein Wort aus Versalbuchstaben setze, beispielsweise HERR EWALD REDET UNSINN, dann verpflanze ich die Großbuchstaben doch auch.“

Am Sonntagmorgen saß Hannes in seinem Zimmer an der Kommode, die ihm und seinem Bruder als Schreibtisch diente. Wie es seine Gewohnheit war, trommelte er mit den Händen auf der Tischplatte. Durch die Erschütterung kippte plötzlich eine Ansichtskarte hervor, die sein Bruder wohl zwischen einigen Büchern versteckt hatte. Es waren auf 26 kleinen Zeichnungen nackte Menschen mit sexuellen Handlungen beschäftigt, mal zu Zweit, mal hatten zwei Männer eine Frau gepackt. Dabei verrenkten sie sich so, dass ihre Körper die Großbuchstaben des Alphabets bildeten.

Als Hannes die Darstellungen betrachtete, begann das Blut in seinen Ohren zu rauschen. Er spürte wie sein Penis anschwoll und hart von innen gegen seine Hose drückte. Der sexuelle Rausch kam so plötzlich über ihn, dass es ihn überwältigte. Das alles war unkeusch, wusste er. Es verstieß gegen das sechste Gebot, aber sein schlechtes Gewissen kam gegen die drastische Sexualität der Zeichnungen nicht an. Er musste sich dringend Erleichterung verschaffen. Hannes ging ins Bad und schloss hinter sich ab. Von wegen „das Alphabet ist heilig.“