Zweimal Unerfreuliches

Sie hat es wieder getan. Doch heute kam die unfreudliche Verkäuferin bei mir an den Falschen. Ich bestellte: „Ein Körnerbrötchen und ein Laugenbrötchen.“
„Laugenbrötchen habe ich nicht.“
Mein Blick fiel auf die Vitrine, wo das Begehrte lag. Ich wusste plötzlich das richtige Wort, sagte: „Dann eben eine Laugenecke“ und maulte: „Sie wissen doch, was ich meine, wenn ich „Laugenbrötchen sage.“
„Nein“, behauptete sie. „Wir haben hier soviele …“
„Sie hätten nachfragen können. Oder Sie hätten bei sich Laugenbrötchen durch Laugenecke ersetzt. Man nennt es Transferleistung, die Fähigkeit auf Vergleichbares zu schließen.“

Sie packte die Laugenecke ein und wollte ein Rosenbrötchen hinzu packen. Ich sagte: „Nein, ein Körnerbrötchen!“
„Jetzt haben Sie mich durcheinander gebracht“, sagte sie entschuldigend. Sie war wirklich durcheinander, vermutlich weil ihr selten einer ihre selbstverständliche Unfreundlichkeit spiegelt. Es dürfte ganz heilsam gewesen sein.

Am Abend zuvor war ich schon geladen gewesen und hatte „Arschlöcher!“ geflucht, was bei mir im emotionalen Zustand wie „Arschlöscher“ klingt, sagt jedenfalls die Frau an meiner Seite. Als ich meinen Rechner startete, konfrontierte mich ein Windows-Konto-Team mit einer Anmeldemaske, angeblich um die Sicherheit meines Rechners zu erhöhen. In Wahrheit sammelte man Daten von mir. Eingeben musste ich Geburtsdatum, E-Mail-Adresse und ein Password. Da ich nicht wusste, welches hier gefragt war, forderte ich einen Einmalcode an. Den sandte man mir zur angegebenen Mail-Adresse. Da ich aber gar nicht um die Eingabemaske herum kam, um das Mailprogramm zu öffnen, musste ich den Code mit dem Smartphone abrufen. Jetzt erfuhr man also, welches Smartphone ich nutze, hatte meine Geburtsdaten und meine E-Mail-Adresse. Das alles für ein Windows-Konto, das ich nicht haben wollte. Das nenne ich Datenerpressung, weil ich meinen Rechner nur noch nutzen konnte, wenn ich die geforderten Daten rausrückte. Man liest von Hackern, die über eingeschleuste Schadsoftware den Rechner kapern, die gespeicherten Daten verschlüsseln und nur noch gegen ein Lösegeld freigeben. Solche Amateure. Das Windows-Konto-Team kanns besser.

Ich spare mir den Rückgriff auf die Eingangsszene, denn es lag nicht an den Windows-Arschlöschern. Die Frau hatte sich meinen Unmut selbst verdient.

7 Kommentare zu “Zweimal Unerfreuliches

  1. Bestimmt patzt sie dich demnächst an, so nach dem Motto: Jeder macht mal Fehler! (vor allem dumme Kunden)
    Zum Thema: Bei uns hinter der Fleischtheke steht eine altgediente Verkäuferin, fachlich versiert, aber auch sehr unfreundlich. Sie muss letztens von Vorgesetzten was auf den Deckel bekommen haben. Ihre neue Freundlichkeit ist so falsch, dass ihre Pampigkeit mir im Nachhinein lieber ist. Die kam wenigstens von Herzen.

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  2. Ich kann dich gut verstehen, besonders auch die Sache mit MS. Ich nutze seit vielen Jahren schon Linux. Ich muss sagen: leichter geht nichts. Seit ein paar Jahren jetzt Fedora und da geht es besonders einfach, jedenfalls einfacher als bei dem angeblich so einfachen Ubuntu. Schwierig kann es nur werden, wenn man eine ganz bestimmte Anwendung nur unter Windows zu laufen bekommt. Mir fällt da im Moment aber partout nichts ein. Drucker und Zubehör laufen jedenfalls ohne Installation direkt nach dem Einstöpseln.

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      • Da kann ich auch versthehen. Ich habe schon 2006 angefangen und seit ca 2009 ist tutta la famiglia auf Linux. Wie gesagt zuerst Ubuntu bis vor ein paar Jahren, als ich gelesen habe, dass Linus Torsvald Fedora als seine easy care Arbeitsumgebung gewählt hat. Ich habe das große Glück, immer mal wieder ein ausrangiertes ThinkPad von der Arbeit mitzunehmen. Das letzte mal war der Kollege super nett und hat mir sogar eine gültige Windowslizenz mit Office und allem installiert. Ich habe mich höflich bedankt. Nach dem Start bekam ich die Krätze. Windows Konto und was noch alles. Was habe ich gemacht? Fedora herunter geladen, auf einen USB Stick gepackt und in 20 Minuten komplett installiert. Danach hatte ich wieder ein vollfunktionsfähiges Betriebssystem mit allem was ich brauche. Klar man kann schon ziemlich viel tweaken und machen, muss man aber nicht. AUpdates kommen regelmäßig und jedes halbe Jahr kommt die neue Version, die ich bisher immer ohne Datenverlust und Probleme installieren konnte. Neiin ich will nicht missionieren, jeder muss selbst entscheiden wie er glücklich wird. Ich beschäftige mich seither kaum noch mit dem Betriebssystem, sondern hauptsächlich mit drem Schreibren von Texten und, für E-Mails und zum Teil auch noch für Bankgeschäfte.

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  3. Pingback: Hinterm Fenster

  4. (… ich habe immer wieder den Gedanken – etwas denkt in mir, ich mach‘ ja nichts, ich bin brav! – dass viele Leutinnen und Leute nie wirklich „adäquat gespiegelt“ worden sind und dass das ein ganz großes Problem sein könnte, aber das ist wieder Psycho-Gedöns und ich behalte den Gedanken deshalb lieber für mich…)

    (… das war das Wort zum Sonntag von unten…)

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