Ein Fahrer des Bäckereikette rollt einen Palettenstapel mit Backwarenrohlingen vom Lieferwagen zur Bäckerei. Aus dem Laden kommen drei junge Frauen, vermutlich Schülerinnen des benachbarten Gymnasiums und steigen die Stufen hinab an den Paletten vorbei. Eine wirft einen Blick in die obere offene Palette und fragt: „Was ist das?“
„Das ist Eis, tiefgefroren,“ sagt der Fahrer grinsend, und dann im Laden zur Verkäuferin: „Das hat sie mir nicht geglaubt, Beate.“
„Du hättest ihr welche hinterherwerfen sollen, dann glaubt sie es“, antwortet Beate. Erwischt, denke ich und muss trotz ihrer Bosheit lachen. Diese Verkäuferin ist mir monatelang unangenehm gewesen, weil sie stets unfreundlich war. Offenbar hat man sich über sie beschwert, denn seit Wochen staune ich darüber, wie sie sich die freundlichen Floskeln „danke, bitte“, sogar „Schönen Tag!“ herausquetscht, ohne dass man eine innere Beteiligung hätte spüren können. Ebensogut könnte ein dressierter Papagei derlei Floskeln sagen, nur nicht so deutlich.
Ich hatte spekuliert, die Arbeit wäre der Frau unangenehm und vermutlich zu schlecht bezahlt. Aber wenn sie darauf angewiesen ist, wäre Freundlichkeit ihr Kapital, das die Kunden anlockt und somit ihren Arbeitsplatz sichert. Erst kürzlich war im Lokalblatt die Klage eines Bäckereikettenbesitzers zu lesen, wie schlecht es dem Handwerk ginge, weil die Kunden wegblieben und sich lieber beim Discounter versorgen würden. Um die gestiegenen Kosten und wegbleibende Kundschaft zu kompensieren, müsste ein Brot regulär 10 Euro kosten, was er aber nicht verlangen könnte, um die Spirale nicht weiter nach unten zu drehen.
Vielleicht liegt es auch daran, dass Bäckereiketten das „Handwerk“ des Bäckers zu sehr automatisiert haben und nicht mehr selbst backen, sondern nur noch Rohlinge von ungelernten und schlecht bezahlten Arbeitskräften aufbacken lassen. Das können Discounter genausogut und billiger, weil sie größere Mengen abnehmen. Ich habe mal gehört, die ganzen Rohlinge kämen aus China, also, es geht um Backwaren. Menschliche Rohlinge brauchen wir nicht zu importieren, die haben wir selbst. Eine hegt die finstere Phantasie, Kundinnen mit tiefgefrorenen Brötchen zu bewerfen.
Ach ja, manchmal bis sehr oft möchte ich den Gärtner auch von oben gießen, wenn er da so stundenlang herumröhrt , zum Gluck ist das Gras jetzt verdorrt oder verdörrt.
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Den Zusammenhang verstehe ich nicht recht, meine Liebe.
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Jeder Mensch hat eine böse Ader, dachte ich.
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Zweifellos. Und du wolltest mit dem Gärtnerbeispiel ein Beispiel für deine eigene geben?
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Ja.
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Übrigens: Gießen wäre auch gut, wenn kein Gärtner zwischen dir und Rasen steht. Obwohl ein Guss kaum reichen wird.
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Haha , ohne Gärtner dazwischen macht das kein Spass.
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Woher soviele Gärtner nehmen, wenn flächdeckend gegossen werden muss? Heute hat’s vor meiner Haustür kurz geregnte.
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Solche Drachen vertreiben wirklich die Kunden. Vor allem wenn es Alternativen gibt. Zu einem Bäcker, der nur die gleichen Rohlinge aufbäckt wie der Supermarkt gehe ich auch nicht. Zum Glück gibt es auch andere. Eine sprachliche Frage:nennt man in D alle Supermärkte Discounter oder nur bestimmte Ketten?
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No, Lidl und Aldi gelten als Discounter, Edeka, Rewe, Real und andere sind Supermärkte.
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Danke schön!
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Wie ist’s denn in Österreich?
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Man verwendet im allgemeinen die Namen der Ketten. Ich geh´ zum Liedl, zum Spar etc. Man sagt, ich geh in den Supermarkt aber nicht ich geh zum Discounter …
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rohlinge aus china? würde mich wundern. die überfahrt dauert dann doch für backwaren zu lange. aber wer weiß schon, wie globalisierung funktioniert?
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Tiefgefroren halten sie doch schier ewig oder nicht?
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auf diese entfernung/ dauer mag ich an die aufrechterhaltung der kühlkette nicht so recht glauben.
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“ Laut dem Statistischen Bundesamt wurden 2011 mehr als 18.000 Tonnen Brötchen-Teiglinge aus China nach Deutschland importiert. Das entspricht rund 280 Millionen Brötchen. „ (Stern)
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das ist doch irre. und da wundern wir uns, wie schnell bei uns im krisenfall alles zusammen bricht.
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ps: schenk deiner überschrift noch dieses „a“. derzeit wirkt sie so chakramäßig. passt zwar, ist aber wohl nicht die absicht.
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Dankeschön. Ob du es glaubst oder nicht, mir war der Fehler sogleich aufgefallen, aber hab‘ ihn wieder vergessen.
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wir werden alle nich jünger. 😉
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Wir sind früher extra in ein Café in Linz gegangen, weil die Kellnerin da so kultig-grantig war. Immer genervt, immer sarkastisch, wir haben das geliebt. Mittlerweile gilt überall das Gute-Laune-Diktat, man soll ständig lächeln, sogar am Telefon. Ich finde das fürchterlich, weil es die Leute verbiegt.
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„Immer sarkastisch“, setzt ja voraus, das jemand mehr spricht als „Danke, bitte und Schönen Tag!“ Aber du hast Recht, die im Geschäftsleben erzwungene Freundlichkeit ist gruselig.
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Ja, die hat ordentlich viel geredet, vor allem, wenn man etwas bestellen wollte, das ihr nicht gepasst hat 🙂
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Wir haben in Frankfurt/M regelmässig eine Apfelweinkneipe aufgesucht. Der Kellner war sehr direkt, was manche als unfreundlich aufgefasst haben. Noch heute, Jahre nach der Schliessung der Wirtschaft kann man bei guurgel die entsetzten Kommentare einiger Touristen lesen, die sich in diese Wirtschaft verirrt hatten
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Ähnliches kann dir in einem Kölner Brauhaus passieren. Die Kölner Kellner, Köbes genannt, sind für ihre ruppige Art bekannt, was inzwischen zur Folklore gehört.
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Oder in Bayern – überall (Ironiemodus off) 🙂
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Bäckerei und Freundlichkeit gehören für mich einfach zusammen. Vorhin ging ich zu unserem, der immer vor Wohlwollen strahlt. Seine schöne lächelnde Frau gab mir die gewünschte Brothälfte aus duftenden dunklem Mehl. Obgleich der Weg zur Bäckerei ein bisschen mühsam ist, nehme ich ihn gern auf mich, nur um mich am Lächeln und am Brotduft zu sättigen, anstatt das vorgebackene Brot im nahen Laden zu kaufen.
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Leider sind derlei inhabergeführte Bäckereien immer seltener anzutreffen. In meiner Kindheit war die Dorfbäckerei ein Hort der Gemütlichkeit. Schön, wenn du in deinem Umfeld noch die Alternative hast.
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Ja. Tatsächlich zittere ich, dass er auch zumacht, weil die Betriebskosten zu hoch sind und der Absatz stagniert. Er verkauft das meiste seiner schönen runden Brote an Tavernen, und die beginnen nun auch, den Kunden zu fragen, ob er Brot möchte. Bisher gehörte Brot selbstverständlich zum Essen und wurde nicht extra berechnet.
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Gut möglich, dass in Zeiten wie diesen, wo man schlechtbezahlte Mitarbeiter ausbeutet und mit Stress überzieht, diese auf das Lächeln und die gute Kinderstube vergessen…
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Ja, das glaube ich auch, lieber Herr Ösi, obwohl manche einfach von Haus aus unfreundlich sind.
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Pingback: Das Brot des Bäckers (Montag ist Fototermin) | GERDA KAZAKOU