Die Durchsagen im Kölner Hauptbahnhof gehen im durchdringenden Lärm ein- und ausfahrender Züge unter. Aus dem Tohuwabohu tönt kaum verständlich: „Der Zug nach Dingenskirchen (?) hat 15 Minuten Verspätung. Grund dafür ist eine verspätete Bereitstellung des Zuges.“
„Verspätete Bereitstellung des Zuges“, soso. Wie mag das zugegangen sein? Hatte ein Lokführer am Vorabend ein kräftezehrendes amouröses Abenteuer mit einer Bahnhofswirtin im Hinterwald? Und dann wurde er verspätet wach im Lotterbett, versuchte rasch in seine Hose zu steigen, verhedderte sich in einem tückisch verdrehten Hosenbein, ach nein, es war wohl so:
Die liebestolle Wirtin hat ihm ein Hosenbein verknotet, damit er sich nicht heimlich davonmachen kann mit seinem Triebwagen. Also, der Mann erwacht, hört die Vögel singen, springt aus dem Bett; ihn ruft die Pflicht. Er ist schon auf dem Weg zum Dienst, als sein Bein in der Hose steckenbleibt. In der Hast fällt er aus der Schlafzimmertür und die Treppe hinunter. Die Wirtin erwacht vom Poltern auf der Treppe, ergreift die Trillerpfeife und begleitet seine schändliche Flucht mit schrillen Pfiffen, nein, sie wirft den rosafarbenen Morgenmantel über, eilt zum Treppenabsatz und ruft ihm hinterher: „Wolltest dich wohl einfach wegstehlen? Du bist auch nicht besser als alle anderen.“ Der Lokführer rappelt sich hoch, gewahrt, dass er einen Knoten im Hosenbein hat und ruft: „Das, du notgeile Rosi, wirst du noch bitter bereuen!“, trampelt die hinderliche Hose nieder und entert mit blankem Hintern die im Hinterwälder Hauptbahnhof herumstehende Lok, um sie anzuwerfen und diensteifrig, kein Mensch weiß wo, bereitzustellen, doch ist 15 Minuten verspätet. Genauso? Ein Glück, dass die Bahnkunden rechtzeitig informiert wurden.
Feine Fabuliererei, richtig menschlich geht es zu dorten…
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Freut mich, dass die Erklärungssage dir gefällt, liebe Sonja.
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Ein schöner Text, um wach zu werden! Wie häufig falsch gelesen: die liederliche Hose.
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Freut mich, danke. Ich kenne noch tückische Hosen. Von einer berichtet Samuel Pepys am 6. April 1661 in seinem Tagebuch:
„Mr. Townsend erzählte mir ein Missgeschick, dass er nämlich kürzlich mit beiden Beinen durch ein Hosenbein gestiegen und so den ganzen Tag herumgelaufen ist.“
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Ein vortrefflicher Mann, der Herr Samuel Pepys! Herrn Townsend schenke ich meine gesamte Zuneigung für sein Können und seinen Mut! Dergleichen wird es nicht wieder geben!
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Mir ist klar geworden, warum der Lokführer während der Fahrt nicht angesprochen werden soll. Er ist womöglich nur mit halber Dienstbekleidung anzutreffen.
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Klarer Verstoß gegen die DIestvorschrift, resp. bahnamtliche Hosenverordnung 😉
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Schmunzel 😇
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Kicher 😉
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Fein, deine täglichen Humorkurzgeschichten 🙂
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Vielen Dank, lieber Lu.
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⭐
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Eine zeitlang war ich gezwungen auf dem ehemals für die preussische Armee wichtigen Bahnhof Altenbeken umzusteigen. Fast jedesmal fuhr der Zug verspätet ein.
Neben vielen anderen nichtssagenden Durchsagen war die beste: „Die Lok ist nicht angesprungen.“
Schöne Grüsse
Robert
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„… und beim ADAC war dauernd besetzt.“ 😉
Danke für deinen Kurzbericht und beste Grüße
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Die Stelle mit dem Triebwagen hat ein bisschen was von dieser Nummer mit bestimmten Waren, die in diskreter Verpackung versendet werden. 🙂
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Zuerst wollte ich „Triebkopf“ schreiben. Das ist sicher bahnamtlich korrekt, zumindest beim ICE, würde aber daherkommen, als wäre auf der „diskreten Verpackung“ ein Bild des Inhalts aufgedruckt 😉
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Gott sei Dank sind nicht alle deutschen Beamten gefühlssteif…
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Es gibt ja auch andere Beamte, ich beispielsweise bin es lebenslänglich. 😉
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Genau, ich ja auch👍
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Bei solch einer detaillierten Erklärung wäre ich bei Verspätungen viel nachsichtiger.
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Es ist doch immer schön, wenn man die Hintergründe kennt. 😉
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So sollte es sein. So wird es sein.
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Nach langer Zeit wieder ein Lebenszeichen von dir. Ich freue mich.
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