Vom Abwerfen beschwerlicher Packen durch Überwindung der Prokrastination

Beinah hätte ich einen Packen abwerfen können, der mich erstaunlich gedrückt hat. Erstaunlich deshalb, weil schon das Heruntergleiten das Trageriemens von einer Schulter mich befügelte. Beschwingt erledigte ich mein Tagesgeschäft und war guter Dinge. Eigentlich habe ich die Prokrastination von Verwaltungsarbeiten einigermaßen im Griff, aber wenn’s um Steuersachen geht, bin ich gelähmt. Wie viel Kraft mir die Sache abgezogen hat, merke ich erst, als sie getan ist. Man muss eine hinaus geschobene Sache in einem unbedachten Augenblick anfangen und nicht denken, dass man die Sache erledigen wird. Das lässt den Dämonen der Prokrastination arglos weiter schlummern.

Bevor er also etwas mitbekam, war die Sache weit genug gediehen, dass ich mir ebenfalls einen Mittagsschlaf genehmigen konnte. Mit dem Aufwachen war mir klar, was noch erledigt werden musste. Ich suchte die Leistungsbescheide von Beihilfe und Debeka hervor und zählte zusammen, was mir diese fürsorglichen Einrichtungen von den Folgekosten meines Beinbruchs nicht erstattet hatten. Da geht es um Tausende. Klein, ja mausklein sind hingegen die Honorare für meine Bücher. Ich listete sie nur auf, weil allein die gesetzlich verlangte Einlieferung aller Bücher bei der niedersächsischen Landesbibliothek meinen Gewinn übersteigt. Die muss ich nämlich selbst bezahlen, anders als die Exemplare für die Nationalbibliothek.

Da fällt mir eine lange prokrastinierte Sache ein, die ich bis eben nicht mehr auf dem Schirm hatte. Da mein Sachbuch „Buchkultur im Abendrot“ von zahlreichen deutschen Universitätsbibliotheken und Bibliotheksverbünden angeschafft worden ist, könnte ich mehr als Tausend Euro Honorar von der Verwertungsgesellschaft (VG) Wort bekommen, wenn ich mir die Mühe machen würde, einen Antrag auszufüllen.

Liste der Bibliotheken im Besitz der Buchkultur – Screenshot – größer klicken!

In Gelddingen bin ich leider schwerbehindert, desgleichen was Selbstvermarktung betrifft. Allein im Wort steckt soviel neoliberaler Ungeist, dass ich kapitulieren muss. Das hindert mich übrigens nicht, ein weiteres Buch zu machen. Unsereins tut so etwas für Gotteslohn, auch als Atheist. Als ich eine Woche auf/in Norderney war, bin ich nicht faul gewesen, sondern habe ein neues Manuskript schräger Geschichten fertiggestellt. Derzeit wird es lektoriert. Einen Titel habe ich noch nicht. Man wird sich noch gedulden müssen. Einstweilen verweise ich auf bereits im Buchhandel erhältliche Bücher.

Ach so, den Packen wurde ich nicht los, weil die Türklingel meiner Steuerberaterin nicht funzte und ich mal wieder mein Mobiltelefon nicht bei mir hatte, so dass ich nicht anrufen konnte, um zu sagen, dass ich vor der Tür stand.