Das touristische Gemüt lebt im Nirgendwo

„Das touristische Gemüt findet sich bei denen, die viel- und weitgereist sind“, sagte Coster, der dubiose Professor für Pataphysik in der RWTH Aachen, und fuhr fort: „Bei meinem Radsportfreund Wolfgang ist es mir erstmals aufgefallen. Wir fuhren die sanften Hügel des niederländischen Mergellands hinauf und hinab. Es war Frühling, die Sonne schien, die Vögel sangen, und ich hätte mit ihnen jubilieren mögen, denn wenn der liebe Gott ein Holländer ist, dann ist das Mergelland mit seinen herausgeputzten Dörfern, Flecken und den blühenden Apfelplantagen sein liebliches Vorgärtlein. Du kennst das, Trithemius, wenn der Mensch eine schöne Erfahrung macht, möchte er sich darüber austauschen.

Leider hatte Wolfgang hatte keinen Blick für das ihn umgebende Land. Er hatte eine entfernte Ähnlichkeit mit der Toskana oder Provence, was weiß ich, festgestellt und schwärmte unentwegt von einem Urlaub in diesem Landstrich. Seine Sätze beendete er mit ‚und eh…‘, womit er anzeigte, dass er noch nicht fertig war mit Schwärmen von dem anderen Ort, und eh .. wehe mir, wenn ich ihn unterbrach. Dann war er sogleich eingeschnappt, wie man bei uns sagt, und viele Pedaltritte später beschwerte er sich: ‚Es war nicht nett, Jeremias, dass du mich eben unterbrochen hast. Was ich sagen wollte, war mir wichtig.’“
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