Ich habe eine dreiklassige Volksschule besucht, Lesen und schreiben gelernt in der Unterklasse beim verehrten Fräulein Lamboy, einiges mehr in der Mittelklasse beim kompetenten Herrn Egon Ruß, fast gar nichts in der Oberklasse bei Hauptlehrer Eugen Schmitz. Dieser grandiose Pädagoge sorgte sich darum, unseren Verstand in Grenzen zu halten und unsere zarten Gemüter nicht mit Wissen zu beschweren. Bei meiner Mutter klagte er einmal: „Der liest ja soviel!“, was in seinen Augen ein unerlaubter und von ihm nicht kontrollierbarer Weg der Informationsbeschaffung war. Nur einmal versagte er darin, uns Wissen vorzuenthalten, und zwar mit einem nach Spriritus duftenden Arbeitsblatt.
Die Lernmittel der Schule wurden im sogenannten Kartenraum aufbewahrt. Dort hingen an einem Wandhalter einige Reliefkarten. In einem Schrank stand ein Magnumflasche blaue Tinte von Geha, um die Tintenbehälter in den alten Schülerpulten aufzufüllen. Es gab auch einen Spirit-Karbon-Umdrucker für Matrizen, mit dem etwa 100 Arbeitsblätter abgezogen werden konnten, was für die drei Schuljahrgänge der Oberklasse reichen mochte. Der Umdrucker kam selten bis nie zum Einsatz. Der cholerische Hauptlehrer zerdrosch pro Schulhalbjahr einen Zeigestab auf uns, und die Neubeschaffung belastete den Etat derart, dass kein Geld für Matrizen, Spiritus und Papier übrig blieb. Weiterlesen