Heute in der Bäckerei, ich bestellte ein Brötchen und ein Hörnchen, was für einen Rheinländer eine kleine Herausforderung ist, nicht weil wir Angst vor derlei Backwaren hätten, sondern weil das Suffix -chen manchmal wie -schen zu klingen beliebt. Grundschulkinder lernen: „-chen und -lein machen die Dinge klein“ Diese Verkleinerungssilben heißen fachsprachlich „Diminutivsuffixe“, wobei -chen im Norden Deutschlands häufig ist, -lein und seine Nebenformen -le, -el, -l, -li eher im Oberdeutschen vorkommen. Die Grenze ist allerdings fließend. „Tischlein deck dich“ heißt aus Gründen des Wohlklangs so, denn „Tischchen“ wäre von Rheinländern wie mir nicht sauber auszusprechen. „Menschlein“ geht mir auch besser über die Zunge als „Menschchen. In einigen Fällen hilft das spaßhaft eingeschobene zweite Diminutivsuffix -el; die kleine Sache, ein „Sächelchen.“
Einige Verkleinerungsbildungen werden nicht mehr als solche erkannt; das Suffix ist mit dem Wort verschmolzen, etwa:
– Mädchen (die kleine Magd),
– Veilchen (zu lat. Viola),
– Märchen (die Mär, das Märe),
– bisschen (der kleine Bissen), unkenntlich wegen Kleinschreibung;
– Fräulein/Frollein (landschaftl.); die feste Verbindung wird inzwischen als diskrimierend empfunden.
Zu einigen Wörtern gibt es kein vergleichbares Gegenstück in der Großform:
– Gummibärchen,
– Teilchen (Gebäck),
– Fleißkärtchen,
– Strichmännchen,
– Hörnchen,
– Müsli,
– Gipfeli (Schwiizerdütsch) für Croissant;
Die kindischen Verkleinerungsbildungen:
– Herrchen,
– Frauchen,
– Stöckchen …
sind eher sondersprachlich. Wir finden sie im Sachbereich Hundehaltung. Da gib es dann auch
– Leckerli.
Am Nachmittag hätte ich gern ein Teehörnchen.