Drei Monate war ich nicht zu Hause und finde das meiste unverändert. Nur die Bäume vor meinen Fenstern sind kräftig gewachsen, so dass sie mir die Wohnung ein wenig mehr beschatten. Noch etwas hat sich geändert: Im Kabelfernsehen gibt es jetzt einen Sender von BILD, wie ich beim Durchzappen feststellte. Ich weiß nicht, welchen Sendeplatz der Medienkonzern Springer okkupiert hat, jedenfalls sendet er, wie in der Presse gemeldet, schon ab August. Leicht angeekelt sah ich mir ein Gespräch von BILD-Sportchefredakteur Matthias Brügelmann mit dem Fußballfunktionär Karl-Heinz Rummenigge an, nicht weil mich interessierte, was der Ex-Fußballspieler und vorbestrafte Rolexschmuggler Rummenigge zu sagen hatte, sondern weil ich hörte, dass er noch immer von einem Phrasen-Virus geplagt wird, der ihn nachweislich schon im Jahr 2009 befallen hatte.
- Im Mai 2009 sagte Rummenigge in der ARD-Sportschau: „Am Ende des Tages kann Franck Ribéry den Club ohne das Ja des FC Bayern nicht verlassen.“
Demnach konnte Franck Ribéry den FC Bayern jederzeit unerlaubt verlassen, morgens, mittags, nachmittags, nachts, nur eben am Ende des Tages nicht.
Ich konnte den Wortlaut seiner Aussagen im Bild-Interview vom 15. September 2021 nicht verifizieren, doch am Ende des Tages sonderte Rummenigge mindestens dreimal „ am Ende des Tages“ ab; in einem langen Satz purzelte ihm „am Ende des Tages“ sogar zweimal heraus, so dass zu befürchten war, die Phrase würde gänzlich die Herrschaft über sein Denken an sich reißen und Rummenigge „am Ende des Tages“ nur noch „am Ende des Tages“ stammeln können. Vielleicht lag es an Bild-TV, dass Rummenigge derart zum Spielball seiner Phrase wurde, denn Paarung wirkt bekanntlich auf die Partner.
Dass in einer sich ständig verändernden Welt wenigstens Rummenigges Kopf dauerhaft durch die hohle Phrase „am Ende des Tages“ blockiert ist, könnte man als erfreuliches Zeichen ansehen, wenn sein Kopf für das Weltgeschehen eine Bedeutung hätte. Lieber nicht.
schön, dass es dir besser geht. (jedenfalls nehme ich das an, wenn sie dich „freigelassen“ haben.) deine blogs, ich gestehe, klangen zunehmend schwermütiger.
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Fühle mich schon besser, weil ich nicht ständig durch physiotherapeutische Anwendungen an mein Gebrechen erinnert werde. Dass meine Veröffentlichungen so gewirkt haben, tut mit leid, ist mir aber ein weiterer Beweis, dass in diesem Medium sich unterschwellige Botschaften verbreiten.
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Lieber Jules, komm gut zu Hause an. Den BILD Kanal kannst du künftig ja umgehen. Ich wusste gar nicht, dass es den gibt. Gruselig 😉
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Danke, liebe Mitzi. Am dritten Tag in den eigenen vier Wänden fühle ich mich schon recht wohl.
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Ich wünsch dir eine gute Eingewöhnung 🌞
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Dankeschön für den guten Eingewöhnungswunsch!
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Willkommen zurück. Ich fand deine Kurssplitter nicht unterschwellig traurig, sondern ganz im Gegenteil sehr amüsant. Vielleicht sehen wir uns demnächst mal wieder.
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Danke. Die Angelegenheit selbst ist nicht amüsant, und ich vermute, dass das manchmal durchschimmerte. Die üble Zeit im Pflegeheim habe ich bewusst weitgehend ausgespart.
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Lieber Jules,
Die Begebenheit an sich und Dein daraus resultierender Zustand samt Begleitumständen sind selbstredend höchst unerfreulich. Das Gute daran ist, dass es Dich zum Schreiben bringt und uns zeitweise zum grinsen…
„Jedes Ding hat drei Seiten: eine positive, eine negative und eine komische.“ (Karl Valentin)
Gutes Wiederankommen im Zuhause wünsche ich Dir und weiterhin gute Genesung.✊
Liebe Grüße
Amélie
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Liebe Amélie,
„Jedes Ding hat drei Seiten: eine positive, eine negative und eine komische“, gefällt mir gut. Danke für den Nachweis. Es freut mich, wenn es mir manchmal gelungen ist, das Komische zu schreiben. Dankeschön für den Willkommensgruß und den Genesungswunsch.
Lieben Gruß
Jules
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Gut, dass du wieder zuhause bist. – Ich zappe über den „Blöd“-TV-Kanal stets ganz schnell hinweg…
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Ja, gut. Am Anfang meines Leidenswegs habe ich nicht mehr daran geglaubt, nochmal nach Hause zu kommen.
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Am Ende des Tages noch eine schöne Frotzelei zu lesen ist ein guter Ersatz für den „Frontbericht“. 😊
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Freut mich, auch dass ich keinen „Frontbericht“ mehr schreiben muss. 😉
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Am Ende des Tages wird Rummenigge feststellen, dass seine Rolex stehengeblieben ist. Ist halt auch nur eine Uhr…
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Hab sehr gelacht, Herr Ösi. Vielen Dank.
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