Das Geheimnis der Wyckgasse

Parallel zur südlichen Grenze unseres Dorfes verläuft die abschüssige Wyckgasse. Ich bin sie sicher tausendmal gegangen, auf dem Weg von oder zu meiner Stammkneipe oben an der Chaussee. Trotzdem blieb sie mir fremd. Wenn wir in Kindertagen in der Dunkelheit der Novemberabende im Dorf Klingelmännchen spielten, war die Wyckgasse besonders aufregend, denn sie bot nur geringen Schutz. Zu eng lehnten sich die alten Häuser der Wyckgasse aneinander. Sie waren wie das Dicht-an-dicht einer Stadtmauer. Obwohl unser Dorf nicht groß war und sich im Lauf der Generationen ein Netz von Verwandtschaftsbeziehungen darüber gelegt hatte, von denen ich schon als Kind wusste, war die Wyckgasse wie ausgespart. Ich kannte nur eine Person aus der Wyckgasse, meinen Mitschüler Volker Harms. „Kennen“ ist hier ein zu großes Wort, denn Volker Harms hielt auf Abstand, war mit niemandem befreundet, und nie ist jemand von uns auf die Idee gekommen, ihn in ein Spiel einzubeziehen. Er war die Fleisch gewordene Unauffälligkeit und Zurückhaltung. Weiterlesen