In Sackgassen

In eine Sackgasse zu geraten, bringt Verdruss. Erst letztens, es war bereits dunkel, wollten meine Begleiterin und ich eine Runde um den Block gehen, um die Wartezeit auf eine Bestellung bei einem Restaurant zu überbrücken. Wir bogen zweimal ums Eck und gelangten an einen Wendehammer. Wieso „Wendhammer“ frage ich mich gerade, weils mir zu martialisch klingt. Das Internet belehrt mich „T-förmiger Wendeplatz am Ende einer Sackgasse.“ Ich habe den Platz rund in Erinnerung, aber Hammer oder Rund war nicht die Frage. Jedenfalls kehrten wir um und sahen an der Einmündung tatsächlich ein Schild „Sackgasse.“ Es war freilich von Sträuchern überwuchert. Unser Essen wartete schon.

Mein Mobiltelefon ist mir kürzlich mit dem Gesicht auf Küchenfliesen geknallt. Die Scheibe ist gesplittert und drückt offenbar auf Kontakte. Wenn ich die PIN eingeben will, erscheint ohne mein Zutun vielmals die Vier. Mein guter Sohn schickt mir ein abgelegtes Gerät, eine Generation neuer als das neuerdings defekte, das er mir vor Jahren geschenkt hat, nachdem er sich ein neues Gerät gekauft hatte. Dieses inzwischen auch abgelegte Gerät bekomme ich jetzt. Ich brauche dazu eine Nano-Simkarte. Um sie zu bestellen, muss ich mich bei meinem Anbieter registrieren. Der schickt mir zur Sicherheit ein Passwort, das ich durch ein eigenes Passwort ersetzen soll. Der Algorithmus der Registrationsseite teilt mir mit, das Sicherheitspasswort sei mir per SMS auf mein Handy geschickt worden. Na, prima, Sackgasse. Nirgendwo auf der Seite gibt es eine Option, aus der digitalen Sackgasse herauszufinden.

Bei der Kunden-Hot-Line verlangt eine digiale Stimme nach meiner Kunden-Nummer und akzeptiert sie nicht. „Du musst mit einer Automatenstimme sprechen!“, riet mir mal eine junge Freundin und ließ mich staunen, wie gut sich junge Menschen schon an die automatisierte Kommunikation angepasst haben. Ich erinnerte mich an ihren Rat und hab’s vergeblich versucht, bin wohl nicht android genug. Wieder Sackgasse. Man wünscht sich einen digitalen Hammer. Mir bleibt nichts als der Umweg in den Laden.

8 Kommentare zu “In Sackgassen

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