„Hasenessen ist ein herrliches Essen!
Ich habe noch nie einen Hasen gegessen!
Aber mein Bruder hat mal neben einem gesessen,
der hat einen Hasen gegessen.
Eigentlich war es gar nicht mein Bruder, sondern ich. Und der, neben dem ich gesessen habe, hat auch gar keinen Hasen gegessen, sondern glaubte nur, etwas von einem Hasen auf dem Teller zu haben. Da schwammen Fleischstücke in einer Soße, und offenbar schmeckten sie ihm. Er war ein Oberstudienrat. Der Hase hatte ihm nichts getan. Trotzdem wollte der Oberstudienrat ihn Wochen zuvor per Federstrich dem Koch ans Messer liefern.
Der Reihe nach: Das Lehrerkollegium, zu dem ich mal gehört habe, plante, den Kollegiumsausflug ins flämische Belgien zu machen. Der Organisator hatte fürs gemeinsame Abendessen ein Restaurant ausgesucht und dessen Menüvorschläge ausgehängt. Unser Kollege für Niederländisch hatte die Speisekarte übersetzt. Dabei hatte er „haschée“ als „Hase“ verlesen. Keiner wunderte sich, doch da das Angebot aus einem Feinschmeckerlokal kam, wollten viele Kolleginnen und Kollegen Hasen essen und trugen sich in die Liste ein. Ich weiß nicht, ob Lehrer besonders schriftgläubig sind oder Hase wie Schwein schmeckt und umgekehrt; jedenfalls hat sich am Abend keiner der Feinschmecker beklagt. Es glaubt ja der Konsument stets dem, was draufsteht. Anders als durch primitiven Wortaberglauben sind die Fleischskandale der letzten Zeit nicht erklärlich.
Und, spätestens jetzt sollten Fleischesser nicht weiter lesen, weil ich gerade mal gepflegt beleidigen will, … und auch das gestalttheoretische Prinzip des Rudolf Arnheim „Paarung wirkt auf die Partner“ kann als Unterscheidungsindiz von zubereiteten Tierleichen nur selten herhalten. Zwar ist manchmal unklar, ob das Schwein in der Schweinswurst sitzt oder davor, der Ochse auf dem Teller liegt oder darüber hockt, aber solche Entsprechungen zeigen sich nur nach einiger Zeit. Guck mal den Hoeneß! So einen Kopf und Stiernacken kriegst du nicht von Salat.
Falls hier Kinder mitlesen: All die süßen Hasen, die in diesem Text vorkamen, haben überlebt. Nur blöde Schweine mussten dran glauben.
Dank deiner Analogie sehe ich mich und meinen Mann jetzt als Henne und Gockel beim Frühstück sitzen 😁
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Verzeiht! Das habe ich nicht gewollt 😉
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Ach ja, manchmal muss man Federn lassen.
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🙂
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„Hasenessen ist ein herrliches Essen!“, das kannich wirklich bestätigen. es ist vorallem meistens ein sehr frischen essen. in meiner kindheit gab es, wenn wir zu unserer verwandtschaft in die oberpfalz fuhren, häufig hasen, oft auch tauben. franz, mein großonkel ging in den hasenstall, gleich neben dem schweinestall und kam mit einem erschlafften fellkörper wieder heraus. vermutlich hatten meine schwester und ich den/die häsein (eigentlich warens kaninchen) recht geherzt und getreichelt. weiches stressfreies fleisch. sehr wohlschmeckend – von meiner großtante mit einem haufen gartengemüse zubereitet. und ich war sicher, dass es kein schwein war, weil nach dem essen waren beide sauen noch vollständig da! sonnige grüße 🙂
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Im Garten meiner Großeltern Hatte mein Onkel Eduard Kaninchenställe. Zu Ostern durfte eins der Kaninchen als Osterhase im Garten hoppeln. Später hing eines gehäutet und ausgenommen in der Scheune. Das Fleisch war tatsächlich lecker, erinnere ich mich.
Viele Grüße aus Hannover
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Lieber Jules, dein Beitrag gefällt mir aber den letzten Satz mag ich nicht. Kleine Ferkel und auch größere Schweinchen sind mit die süßesten und intelligentesten Tiere die es gibt. Ich glaub ich kenne dich gut genug, um zu wissen dass du auch ein Schwein wertschätzt. Aber weil ich sie gar so gerne mag, musste ich das schreiben. 😉😉😊
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Liebe MItzi, du weißt, ich essse keine Tiere. Der letzte Satz ist provokativ und zielt auf die sehr subjektive Bewertung von Tieren.
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Ich weiß, Jules 🙂
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Es stammt von Brillat-Savarin*
ein Spruch, der ist mitnichten neu:
»Nun sage mir, was du denn isst,
so sage ich dir, was du bist.
Verzehrest du das Fleisch des Schweins,
bist du am Ende selber eins.«
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Besten Dank für den Nachweis.
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