Diese ganzseitige Werbeanzeige, abgedruckt in der Illustrierten Quick offenbart nach über 30 Jahren eine erstaunliche Schnoddrigkeit. Beworben wird der Hoffmanns inform Spüler. Zu sehen ist vor schwarzem Hintergrund eine lächelnde Blondine, angetan mit einer hellen lässig weiten Bluse, deren großer Kragen eine rosafarbene Schleife ziert. Sie hat die Hände in den Hosentaschen einer gestreiften Hose. Das Foto endet in Hüfthöhe. Die Frau ist insgesamt 12-mal zu sehen. Darüber steht in schmallfetter Futura das Versprechen:
Die Bildunterschriften suggerieren, dass ihre Bluse zwischen Bild eins und zwölf jeweils gewaschen und gespült wurde. Es ist kein Unterschied zu erkennen zwischen Bild 1 („Nach der 1. Wäsche“) und Bild 12 („Nach der 12. Wäsche“) Den Fehler zu finden, ist hier leicht, obwohl die Bilder 10 und 11 teilweise von der einkopierten Formspülerflasche verdeckt sind. Alle angeblichen Wäschen werden illustriert mit einem einzigen Foto, von dem nicht einmal klar ist, ob die gezeigte Bluse überhaupt schon einmal gewaschen wurde.
Der Untertext besagt: „Deutschlands Frauen sind begeistert von Hoffmann’s inform Formspüler. […]“ Die Behauptung, dass Kleidungsstücke nach jeder Wäsche wieder in die perfekte Ursprungsform gespült werden können, wird mit dem 12-mal gleichen Foto untermauert. Entweder hält man die potentiellen Kundinnen für zu blöd, den Bildschwindel zu bemerken oder die demonstrative Gleichgültigkeit des Schwindels ist ein Hinweis auf den Werbern bekannte Rezeptionsgewohnheiten wie flüchtiges Betrachten und die Erwartung, dass in der Werbung sowieso gelogen wird.
Zu fragen ist, ob in aktueller Werbung noch so dreist gefakt wird oder ob man sich derlei Schwindel nicht mehr erlaubt, weil man weiß, dass heutige RezipientInnen kompetenter mit Werbung umgehen und sie nicht honorieren würden. Wer kennt ähnlich plumpe Beispiele aus heutiger Zeit?
Printwerbung ist doch heute gar nicht mehr gefragt 😳
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Obwohl Print insgesamt schrumpft, wächst der Zeitschriftenmarkt, indem er sich stärker ausdifferenziert, mithin wächst auch die Printwerbung, sonst könnten die Titel nicht bestehen.
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Stimmt. Ich habe eben nochmal drüber nachgedacht und mir diverse Zeitungen ins Gedächtnis gerufen. Manche Zeitung scheint ja nur noch aus Werbung zu bestehen … 😱
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Ja, vor 30 Jahren hat man die Leute noch für blöd verkaufen können, habe ich spontan gedacht und schreiben wollen.
Nein, das ist natürlich falsch. Es ist leider leichter denn je…
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Vielleicht stimmt der erste Satz doch. Heute schreibt Tobias Riegel auf den Nachdenkseiten über das Ergebnis einer Studie:
„Medienkompetenz in der Schule steigt: LehrerInnen haben Misstrauen“
https://www.nachdenkseiten.de/?p=64485
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Hast Du schon mal von „Foodwatch“ gehört? Die küren jedes Jahr die dreistesten Werbelügen. Ich diesem Jahr geht der „Goldene Windbeutel“ an den Käse von Grünländer, weil sie Werbung mit „Freilaufkühen“ macht, und damit meint, dass die in ihrem Stall herumlaufen können. Raus kommen die nie. Es mag ein wenig unauffälliger sein als früher, aber gelogen wird wie eh und je. Umso schlimmer, wenn’s dann mal rauskommt, im Gegensatz zu den Kühen… 😛
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Danke für den Hinweis. Ich habe den Beitrag herausgesucht:
https://www.foodwatch.org/de/aktuelle-nachrichten/2020/gruenlaender-kaese-von-hochland-erhaelt-den-goldenen-windbeutel-2020/
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Grünland Fleisch beliefert türkische Läden in Berlin und zeigt auf seinen riesigen LKWs Rinder, Kälber, Schafe und Lämmer im Grünen, auf großen Wiesen. Wenn das Realität wäre, müßte das Fleisch aber viel teurer sein, als es tatsächlich ist. Den Leuten wird grüne Wiese vorgegauckelt und Massentierhaltung in der allerschlimmsten Form zu Billigpreisen verkauft. Weideglück macht das ähnlich mit Kuhmilchprodukten, die angeblich die ideale Ernährung für Menschen darstellen.
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Danke für dein Beispiel. Vermutlich wird bei Nahrungsmitteln besonders dreist gelogen. Das lachende Vieh auf dem Dach des Tönnies-Schlachtbetriebes ist eine Verhöhnung der Tiere.
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ich sage nur: Bärchenwurst
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Der Unterschied ist halt, dass es heutzutage Photoshop gibt: ▶️, ▶️, ▶️
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Noch so ein Schmarrn: ▶️
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