Frau Nettesheim
Vielleicht sind Sie nur faul, Trithemius. Oder wie nennen Sie das, innerhalb eines Monats gerade einen Text zu veröffentlichen?
Trithemius
Erholung? Ferien? Urlaub? Schöpferische Pause? Wussten Sie, Frau Nettesheim, dass Urlaub von erlauben abstammt? Urlaub ist die Erlaubnis, nichts zu tun. Und weil ich mein eigener Chef bin, habe ich mir den Urlaubsschein selbst ausgestellt. Hätte ich Sie um Erlaubnis fragen müssen?
Frau Nettesheim
Das hier ist ein freies Weblog.
Trithemius
Warum spekulieren Sie dann, ob ich vielleicht nur faul wäre? Es ist wie bei einer Rolle Paketband. Ich kann einfach den Anfang nicht finden.
Frau Nettesheim
Sie haben eine Schreibblockade.
Trithemius
Scheint so. Wäre ich ein angestellter Schreiberling, dessen Urlaub geendet hat, müsste ich einfach loslegen, aber als freier Mann … Ich bringe lieber Altglas zum Container.
Frau Nettesheim
Übernehmen Sie sich nicht! Am Ende sind Sie schon wieder urlaubsreif.
Trithemius
Sie haben Recht, Frau Nettesheim. Ich lege mich dann besser gleich was aufs Ohr.
fröhlisches Prokastinieren
LikeGefällt 1 Person
Dankeschön, doch ich prokrastiniere nicht wirklich. Zu Bloggen ist ja eine selbstauferlegte Tätigkeit. Das enthält die Erlaubnis, sie zu lassen.
LikeGefällt 1 Person
Da hast natürlich recht. Schau dir mal den neuen Untertitel meines Blogs an.
LikeGefällt 1 Person
io scrivo quel che voglio quando voglio
Ich schreibe, was ich will, wann ich will
Das ist treffend gesagt.
LikeGefällt 1 Person
Das habe ich mit Erlaubnis eines italienischen Bloggers von ihm geklaut. Das Motto gefällt mir auch gut.
LikeGefällt 1 Person
Faul finde ich ok, Schreibblockade auch. Solange es nichts Schlimmeres ist. Wenn dir aber nur der knibbelige Anfang fehlt, dann lass dir doch einen schicken. Ich habe just ein Buch geschenkt bekommen, dass von „ersten Sätzen“ in der Weltliteratur handelt. Bin echt gespannt drauf. Bestimmt stellen dir alle herzlich gern erste Sätze zur Verfügung. Wie wäre es mit „Als er eines Morgens erwachte, musste er feststellen, dass er sich immer noch nicht in einen Käfer verwandelt hatte.“
LikeGefällt 2 Personen
Mitzuteilen, dass mit mir nichts Schlimmes ist, hat mir mein Sohn vorgestern auferlegt. Es mangelt mir nicht an ersten Sätzen, aber an der Lust, nach dem ersten Satz weiterzuschreiben. Als hätte ich mich in der Nacht in einen wirklich Schreibfaulen verwandelt.

LikeGefällt 1 Person
Das ist sehr fürsorglich von deinem Sohn, herzliche Grüße unbekannter Weise! Und dann drehen wir meinen Vorschlag doch um, du schreibst erste Sätze und lässt deine digitale Gefolgschaft einfach weitermachen 😊
LikeGefällt 1 Person
Dankeschön, richte ich aus. Dankeschön auch für die Anregung zu ejnem Mitmachprojekt. Greife ich sicher bald auf. Zuerst muss es mir gelingen, mich selbst zum Schreiben zu motivieren.
LikeGefällt 2 Personen
Scheint ein weitverbreitetes Phänomen zu sein. Viele machen Pause oder posten alte Texte. Es braucht ja auch die Bereitschaft, sich auf eine Routine aus Lesen, Schreiben, Kommentieren einzulassen.
LikeGefällt 2 Personen
Vermutlich ist vielen zu heiß gewesen. Ich habe seit langem wieder normale Betriebstemperatur, so dass „die Bereitschaft, sich auf eine Routine aus Lesen, Schreiben, Kommentieren einzulassen“ zurückkehrt.
LikeGefällt 1 Person
Lieber Jules,
Die Idee von Frau Heming mit den ersten Sätzen finde ich dermaßen prima, dass ich aus „Die Wunderheilungen des Doktor Aira“ von César Aira, einem meiner Lieblingsliteraten, entsenden möchte. Auf dass er Dir hülfe, Deine Schreibblockade auf wundersame Weise zu heilen: „Eines Tages fand sich Doktor Aira bei Morgengrauen flanierend auf einer von Bäumen gesäumten Straße eines Viertels von Buenos Aires wieder.“
Aber ich sehe schon. Ich glaube, ich muss den zweiten Satz noch hinterher schieben, die erste Medizin ist noch ein wenig schwach: „Er litt unter einer Art Somnambulismus Und es geschah nicht selten, dass er in fremden Nebenstraßen wieder zu Bewusstsein kam, die er in Wirklichkeit gut kannte, da sie allesamt gleich aussahen.“
So, nun sollen diese ersten Sätze ihre wohltuende Wirkung entfalten.
Liebe Grüße in Deine Sommerpause
Amélie
LikeGefällt 2 Personen
Liebe Amélie,
erste Sätze der Weltliteratur sind für sich etwas Feines. Danke für deine Anregung. Mein liebster erster Satz stammt von Robert Walser: „Man lernt hier sehr wenig, es fehlt an Lehrkräften, und wir Knaben vom Institut Benjamenta werden es zu nichts bringen, d. h., wir werden alle etwas sehr Kleines und Untergeordnetes im späteren Leben sein.“ (Jakob von Gunten)
Lieben Gruß
Jules
LikeGefällt 1 Person
Lieber Jules,
Warum…ist denn dieser erste Satz von Robert Walser denn Dein liebster Anfangssatz? Ich habe nämlich gar keinen ersten liebsten Anfangssatz, darum frage ich…
Liebe Grüße aus dem Sommerabend
Amélie
LikeGefällt 1 Person
Liebe Amélie,
dieser Satz hat mich spontan verzaubert und ist mir nachhaltig im Gedächtnis geblieben. Robert Walser erzählt nach diesem Einstieg eine so träumerisch-traurige Geschichte, dass ich darob alle seine Romane lesen musste.
Lieben Gruß
Jules
LikeLike
»Ein Schriftsteller, dem nichts einfällt worüber er schreiben könnte, kann immer noch über einen Schriftsteller schreiben, dem nichts einfällt worüber er schreiben könnte.«
(Wolfgang Bauer)
LikeGefällt 3 Personen
„Ich kenne einen Schriftsteller, der, nachdem er sich Wochen hindurch vergeblich abgemüht hatte, einen geeigneten Stoff aufzutreiben, endlich auf den possierlichen Gedanken kam, eine Entdeckungsreise unter seine Bettstelle zu veranstalten. Das Ergebnis des waghalsigen und gefährlichen Unternehmens war jedoch, wie jedermann ihm, der es bewerkstelligte, zum voraus hätte sagen können, gleich Null.“
(Robert Walser, Das Zimmerstück)
Stoff hätte ich hingegen genug. Nur die Lust zu schreiben, drängt sich noch nicht auf.
LikeGefällt 2 Personen