„Warum noch darüber reden? Das alles macht mir Weltschmerz. All den Lug und Betrug aus den Reihen der machtgeilen Politik, das Leid, dass diese Leute im Dienste eines angeblichen Infektionsschutz bei Alten, Kranken, Familien und Kinder angerichtet haben, die Ignoranz unserer Medien, die inquisitorische Weise, in der man Kritiker mundtot machen will, kann ich kaum ertragen. Und mich schmerzt, dass Freunde und Freundinnen, deren Intelligenz und Urteil ich geschätzt habe, der Panikmache und Angstmacherei zum Opfer gefallen sind.“
„Ich heule gleich“, sagte der Schriftsteller.
„Na na, der Lockdown war nötig, stand in meiner geliebten FAZ“, sagte Frau Spangenberg.
„Aber unser Gesundheitssystem war zu keiner Zeit überlastet. Und die alberne Maskenpflicht wurde erst eingeführt, als der magische „R-Wert“ weit unter 1 war und die Intensivstationen in unseren Krankenhäusern leer standen.“
Der Weg führte nun steil bergab. Inzwischen sahen wir unter uns in die Mauereinfassung der Grabanlage mit der zentralen Pyramide, die der Graf von Münster sich hatte erbauen lassen.
„Wie glücklich die Zeiten, als die Eliten sich mit derlei Quatsch begnügt haben“, sagte ich.
„Das werden die Dienstboten anders gesehen haben, als sie dem Fürsten zu Lebzeiten die Genüsse den Berg hinaufschaffen und servieren mussten, nur damit er Tee schlürfend den Blick auf sein Anwesen und die Ländereien genießen konnte“, wandte der Schriftsteller ein,
„Da sind sie wenigstens fit geblieben“, sagte Frau Spangenberg,
„Inzwischen ist auch der die Fitteste von ihnen längst tot“, sagte der Schriftsteller düster und ließ sich auf eine Bank sinken. „Fitness wird total überschätzt. Ich gehe keinen Schritt mehr weiter.“
„Ob sich aber ein Dummer findet und Ihnen das Abendessen bringt?, lachte Frau Spangenberg.
„Der Hunger treibt ihn schon rein“, sagte ich und ging weiter. Die Aussicht, mit Sibylle Spangenberg alleine weiter zu bummeln, war höchst erfreulich. Zum Glück blieb der Dicke sitzen.
„Sie hätten ihn ruhig ermuntern können“, rügte sie.
„Warum sollte ich? Ihre aparte Gesellschaft reicht mir.“
„Mich beunruhigt, dass Sie so düstere Gedanken denken. Können Sie auch anders?“, fragte Sibylle Spangenberg.
„Oja. Es gibt auch bei mir seltene Minuten, da ich von innerer Zufriedenheit durchdrungen bin, dass mir nichts zu fehlen scheint.“
Der Weg folgte nun den Windungen eines Baches. Im dichten Buschwerk der Uferböschung erhob sich ein Kirschbaum mit leuchtend roten Früchten.
„Die hängen leider zu hoch“, sagte ich.
„Wieso?“ Frau Spangenberg stieg in die Böschung, reckte sich zu einem Zweig hin, der voller Kirschen hing und pflückte sie.
„Mein Bruder hat gesagt: ‚Mit einer großen Frau ist nicht gut Kirschen essen‘.“
„Ihr Bruder hatte wohl keine Ahnung“; sagte sie lachend und gab mir ihre Handvoll Kirschen. Sie schmeckten köstlich. Aber ich biss mir auf die Zunge und schmeckte Kirschsaft mit einer Ahnung von Blut. Kein Glück ohne Schatten.
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