Frau Nettesheim
Sie kennen den Unterschied zwischen einem Amateur und einem Profi, Trithemius?
Trithemius
Natürlich kenne ich den Unterschied. Aber sagen Sie es mir, werte Frau Nettesheim!
Frau Nettesheim
Der Profi macht fertig, was er angefangen hat.
Trithemius
Soll das etwa eine Anspielung sein, Frau Nettesheim? Wollen Sie mir das Amateurhafte unterstellen, mich quasi mangelnder Professionalität zeihen, etwa sagen, dass ich herum dilettiere?
Frau Nettesheim
Immerhin erinnere ich mich an mindestens drei Projekte aus der letzten Zeit, deren Enden noch lose herumbaumeln: die Forschungsreise, das Romanfragment Mit der Hand gesetzt und jetzt die Erzählung Auf dem Gang. Tiefer will ich nicht graben, sonst fliegt mir ihr Dilettantismus um die Ohren wie aufgewirbelter Kellerstaub.
Trithemius
Hallo? Was meckern Sie da, Frau Nettesheim? Angenommen, in der Bäckerei sitzt ein Arbeiter, meinetwegen ein Maurer oder Anstreicher, trinkt einen Kaffee und isst ein Pausenbrot. Gehen Sie da hin und schimpfen den Mann unprofessionell, nur weil er sein Tagewerk unterbrochen hat?
Frau Nettesheim
Wie käme ich dazu, ein ehrlicher Handwerksmann hat meinen Respekt.
Trithemius
Aha! Aber mich schelten Sie, wenn ich mal Pause mache.
Frau Nettesheim
Das ist etwas anderes.
Trithemius
Etwas anderes? Nur weil ich nicht dienen kann mit Männerschweiß und Feinripp-Unterhemden? Sie denken vielleicht, dass hier ein intellektueller Unterschied vorliegt. In Wahrheit geht es um das Fließen von Körpersäften. Da kriegt ein Ihnen völlig unbekannter Maurer ihre Sympathie, aber ich muss mich schurigel lassen.
Frau Nettesheim
Meine Sympathie haben Sie doch auch. Ich sorge mich nur, wenn Sie sich verzetteln.
Trithemius
Ich verzettele mich? Was sollen die Kundinnen und Kunden denken? Zur Strafe schreibe ich Ihre Antwort gar nicht mehr auf.