Wie VORNE von hinten aussieht, zeigte der legendäre F. W. Bernstein. An das Cartoon, gesehen und abfotografiert im Wilhelm-Busch-Museum, wurde ich gestern im Hinüberschen Garten erinnert. Dort zeigte eine Installation aus schulterhohen rostigen Metallbuchstaben von Nadine Köpper und Claudia Wollkopf, wie Humanität von hinten aussieht. Der Parkgründer, Anton Hinüber, war Mitglied der Freimaurerloge Friedrich, Hannover. Im von ihm veranlassten englischen Landschaftsgarten finden sich überall Spuren des Freimaurertums.
So ist auch der Schriftzug „Humanität“ zu verstehen. Allerdings ist nicht ganz klar, welche Blickachse den Schöpferinnen vorschwebte. Von zwei Hauptwegen aus sieht der Betrachter, wie Humanität von hinten aussieht. Das ist befremdlich und lässt erwägen, ob so ein hehrer Begriff nicht auch ein komisches Element hat.
Mensch ist ein Gattungsbegriff. Das bedeutet, jede/jeder, die/der die entsprechenden körperlichen Merkmale aufweist, wird der Gattung zugeordnet, ist also menschlich, kann aber nicht automatisch jene Menschlichkeit für sich reklamieren, die mit Humanität gemeint ist. Humanität enthält eine moralische Wertung. Der Mensch kann menschlich oder unmenschlich handeln, entsprechend dem Begriffspaar human und inhuman. Ist also Humanität von hinten Inhumanität, quasi ihr eigenes Gegenteil oder die Humanität auf Links gedreht wie ein Pullover? Das ergäbe, dass Humanität immer auch eine Seite der Inhumanität hat.„Mein Eindruck ist, dass die Botschaft bei den Menschen angekommen ist und dass sie die Verantwortung für sich und andere übernehmen“, sagte ein Polizeisprecher im NDR Fernsehen. Vorher wurde gezeigt, wie Polizeistreifen sich in illegale Menschenansammlungen begaben, um sie verbal auseinander zu treiben. Ein ähnliches Die-Menschen-Gerede legen Politiker an den Tag. Hier werden ungute verbale Fronten aufgebaut. Gewählte Politiker beschließen Kontaktsperren, ihre Organe setzten sie durch, und wer soll sich fügen? „Die Menschen“, als hätten humanoide Aliens heimlich die Macht übernommen und würden uns Menschen mit der unsichtbaren Corona-Fuchtel vor sich hertreiben. Das hat etwas entschieden Komisches.
Der jetzigen Situation wohnt etwas Absurdes inne.
😉
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Ja, weil uns dazu die Erfahrungswerte, mithin die Kategorien fehlen.
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Angefangen damit, das Volk (die Wähler, die Untertanen ad lib.) nimmer als “das Volk“ zu titulieren, sondern als “die Menschen“, hat ja bekanntlich Birne Kohl. Freilich sagte er nicht “die Menschen“, sondern “die Männchen in diesem Lande“ – der war ja Pfälzer. (von den “Weibchen in diesem Lande“ sprach er übrigens nie: geschlechtsdiskriminierend, nichtwahr?)
(Den Terminus “Humanität“ im positiven Sinne mit “Menschlichkeit“ per se gleichzusetzen, ist eigentlich unsinnig. Im Gegenteil: wem “nichts Menschliches fremd“ ist, der hat vielmehr in Abgründe geblickt. Homo homini lupus, wie der Lateiner weiß.)
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Birne Kohl also der erste humanoide Alien. Ihre Ergänzung hinsichtlich Menschlichkeit zeigt, wie schillernd der Begriff ist und dass die 1:1 Übersetzung Humanität=Menschlichkeit ein ganzes Rudel (fast Wolfsrudel) Fragen aufwirft.
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Genaugenommen tut der lateinische Spruch dem Wolf ja grob unrecht, weil er das Wesen des Wolfs völlig verkennt. Mittlerweile weiß man, dass Wölfe mitnichten “böse“, sondern gut aufgestellte soziale Teamplayer mit durchaus altruistischen Verhaltensweisen sind. (Kollege KrassNick schlägt hier einen wesentlich zutreffenderen Tiervergleich vor: Homo homini hyaenida.)
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Wie immer, wenn oberflächliche menschliche Kategorien auf Tiere übertragen werden, befinden wir uns im Irrtum. Beutegreifer wie Wolf oder Hyäne sind nicht böse, der Esel ist nicht störrisch, die Gans nicht dumm. Auch die Hyäne zeigt übrigens ein ausgeprägtes Sozialverhalten.
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Tätinamuh!
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Witziger Weise sind alle Buchstaben von HUMANITÄT achsenspiegelig, bis auf das N. Sonst könnte man TÄTINAMUH lesen, ohne zu merken, dass es spiegelverkehrt steht.
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ich kann über dieses komische nicht wirklich lachen.
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Da hilft nur Galgenhumor 😉
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