In der Apotheke ist ein Absperrband quer vor die Ladentheke gespannt. Ich frage die junge Apothekerin: „Fühlen Sie sich ausreichend geschützt durch die Absperrung?“
„Nein!“, sagt sie. „ Aber was sollen wir machen? Wir müssen ja.“
Freundin Socopuk empfindet „große Genugtuung, dass das Wort ’systemrelevant‘ gerade eine sehr würdige Verwendung in der Berichterstattung findet.“
Ein Mann steht grübelnd vor seinem jüngst aufwendig umgebauten Kiosk, einem Markt, in dem er auch warme Speisen anbietet. Im Kiosk kein Kunde. Er scheint sich zu sorgen, wie er wohl die Pacht für das Ladenlokal aufbringen soll, wenn die Kunden ausbleiben. Die soziale Vernunft würde gebieten, dass auch der Vermieter nichts kassiert, wenn sein Mieter keine Einnahmen hat. Es nutzt ihm doch nichts, wenn der Kioskbetreiber insolvent wird und aufgeben muss.
Samstag 17:30 Uhr im Aldi-Markt, viele leere Regale. An der Kasse frage ich die Kassiererin: „Waren Sie schon jemals zuvor so leer gekauft?“
„Jeden Abend! Wir kommen gar nicht mit dem Einräumen nach.“
Die Scillablüte auf dem Lindener Berg sei im ZDF gezeigt worden, teilt mir Freundin S. mit. Wir wären aber nicht zu sehen gewesen. Klar, wir hatten keine Kameraleute gesehen, als wir dort bummelten. Vermutlich waren wir gerade bei der versteckt liegenden neugotischen Friedhofskapelle, die der Hannoveraner Architekt und Hochschullehrer Conrad Wilhelm Hase entworfen hat. Hase ist mir ein Begriff, weil von ihm der apodiktische Ausspruch stammt:
- „Putz ist Lüge.“
Aus Gründen kaufte ich im Supermarkt beim Vorkassenbäcker ein einzelnes Brötchen.
„Bitteschön!“
„Ich hätte gerne ein Brötchen.“
„Ein ganzes?“
„Ja. – Nein, ein halbes!“
Ich habe einen eigenen Hashtag!! 🥳
Und ja, die Vermieter-Frage habe ich mir auch schon gestellt. Wenn die Eigentümer jetzt die Pacht/Miete für ein, zwei Monate aussetzen würden würde das sehr viele Menschen sehr entlasten und Eigentümer würden angemessen gesellschaftliche Verantwortung tragen.
Oder hab ich da noch nen Denkfehler drin?
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In einer kapitalistischen Gesellschaft ist’s vielleicht ein Denkfehler. Jedenfalls ist bei uns das leistungslose Einkommen am besten geschützt. Darüber wäre auch mal nachzudenken, wenn die Krise überwunden ist.
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Ich wunderte mich gestern über den ganz schön eng sitzenden Krisenstab. Das müssen sie wohl noch nachjustieren. Abgesehen davon wird es schwierig bis unmöglich werden, die 5-25 jährigen über einen längeren Zeitraum an einer Zusammenrottung der Alterskohorten zu hindern. Die finden einen Weg… und sei es bei der Nachbarschaftshilfe.
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Vor Jahren war doch Politikersprech: „Wir müssen den Menschen sagen,…“ Vielleicht drückte sich darin aus, dass sie in sich selbst eine besondere Klasse sahen. Die wird auch nicht von einem profanen Mikroorganismus gefährdet. Alterskohorten habe ich schon gesehen. Es gibt da eine ähnliche Sorglosigkeit, weil man nicht zur Risikogruppe zählt.
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Kindern und Jugendlichen kann man kaum Vorwürfe machen, wenn sie altersbedingte Verhaltensweisen zeigen. Zumal, wenn der Frühling so tut, als sei alles ganz normal. Mit der „besonderen Klasse“ der Politiker wird es schon sehr bald vorbei sein, sobald die ersten Bekannteren in die Quarantäne gehen müssen.
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Ja, ich habe gestern eine aufwendige kindliche Straßenmalerei nebst Hüpfekästchen gesehen.
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Ich möchte jedes Mal, wenn Politiker auf selbsterhöhende Weise über „die Menschen“ reden, die Faust ballen…
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Gib die Ghettofaust, lieber Lo!
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Ober- oder lieber Unterseite?
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Lieber querdurch.
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Tatsächlich gibt es in Kölner Kneipen „ne halve Hahn“, was nicht etwa ein halbes Hähnchen ist, sondern ein halbes Brötchen mit zwei dicken Scheiben Gouda. https://de.wikipedia.org/wiki/Halve_Hahn
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Ein halbes Brötchen? Ist das so eine Art Antihamstern aus Überzeugung? Man soll ja immer antizyklisch Handeln. Das ist vielleicht der Beginn eines neuen trends.;-)
In Frankfurt haben heute übrigens alle Bordelle geschlossen. Die wurden als nicht systemrelevant eingestuft.
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Meine Antwort war nur eine Replik auf das provokante „ein ganzes?“ der Verkäuferiin. Aber deine Interpretation ist hübsch. „Der Text ist manchmal klüger als sein Autor“, sagt der Literaturwissenschaftler Uwe Saenger.
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Liebe Jules, eines der wenigen guten Dinge an diesem ganzen Chaos ist, dass ich mit Muse bei euch lesen kann. Dein Report kommt mir bekannt vor. Mal sehen, ob ich irgendwann auch mal was brauche was aus ist. Bis jetzt komme ich noch gut klar mit dem was in den Regalen steht. Es wird ja eh wieder aufgefüllt. Liebe Grüßen
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Ja, liebe Mitzi, die erzwungene Muße sollten wir genießen. Wir Bloggerinnen und Blogger sind ja privilegiert, weil wir immer etwas Gutes zu tun haben. Ich habe heute versucht, für eine Freundin Klopa zu kaufen, weil sie nur noch zwei Rollen hat. Das Regal bei Edeka war wieder gähnend leer. Ich habe ersatzweise Blumen mitgenommen, wie du es machst. Auf Dauer ist das natürlich keine Lösung 😉
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Schön, dass du ebenfalls Blumen gekauft hast, lieber Jules.
Irgendwann können die Leute die ganzen Rollen allein schon aus Platzgründen nicht mehr bunkern, dann wird es wieder welches geben 🙂
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