Warten auf Sabine Kaufmann

Der Mensch kann nicht immer alles gleich gut. Du wirst morgens wach und merkst, hui, heute bin ich irgendwie … was weiß ich was. Gibt Tage, da fallen mir die passenden Wörter nicht ein. Anderntags geht mir das Maul über, und die Sätze fließen ohne eigenes Zutun heraus, so dass ich nebenher Zeit habe zu denken, was ist denn das? Hat man mir letzte Nacht das Sprachzentrum tiefer gelegt und Heckspoiler montiert?

Ähnlich ist’s mit dem Schreiben. Tastentippen geht immer, allein die richtige Reihenfolge will mir manchmal nicht einfallen. Dann bin ich froh, dass ich einen ganzen deutschen Satz hinbekomme. Doch habe ich den Punkt gemacht, tut sich gar nichts mehr. Überbelastung des Systems, der Textgenerator wurde vorsichtshalber runtergefahren. Leichte Schläge auf den Hinterkopf helfen übrigens nicht, Kopfstand schon eher.

Man schwingt mental in Wind und Wetter. Es gibt im Kopf Hochs und Tiefs, Flauten, Brisen und Orkane, was darauf schließen lässt, dass alles vom Wetter bestimmt ist. Zur Zeit kündigt sich in meinem Kopf Tief Sabine an. Tief Sabine ist übrigens nach einer gewissen Sabine Kaufmann benannt. Sie hat die Patenschaft gekauft oder man hat ihr das Tief zum Geburtstag geschenkt. Mir ist heute richtig Sabine im Kopf und manchmal auch irgendwie Kaufmann. Hoffentlich hat wenigstens Sabine Kaufmann viel Spass mit ihrem Tief und lässt im Unwetter nicht die Nase hängen, weil sie quasi von sich selber durchgerüttelt und nass gemacht wurde. Das hätte sie dann davon.

Bemüht man die Google Bildersuche nach Sabine Kaufmann, schaut einen eine Riege freundlich lächelnder Damen an, und man käme nicht so schnell auf die Idee, dass auf allen medialen Kanälen landauf, landab vor einer von ihnen gewarnt werden müsste. Wer von den Damen die Namensgeberin des Wettertiefs ist, das mit schwerem Sturm, Orkanböen und Starkregen übers Land zu ziehen sich anschickt, weiß ich nicht. Es muss eine umwerfende Frau sein. Sie kann sich in dem zweifelhaften Vergnügen sonnen, dass in ihrem Namen die Republik verwüstet werden wird.

Wetterpatenschaften für Hochs oder Tiefs werden von der TU Berlin vergeben, man kann sie zum Festpreis von 299,- Euro (Hoch) und 199,- Euro (Tief) kaufen. Im Jahr 2020 werden die Tiefs nach Frauen benannt. Hochs bekommen Männernamen. Das wäre verlockender für mich. Freilich „Hoch Trithemius“ – das geht gar nicht. Das klingt ja wie ein Jubelruf, bei dem die Leute aus der Menge die Hüte hochwerfen wie im Lurchi-Comic. „Sturm Sabine“ heißt übrigens in Belgien „storm Ciara.“ Wer dort die Wetterpatenschaft verhökert, weiß ich nicht. Früher war Petrus für das Wetter verantwortlich. Offenbar will er nicht mehr, hat das Wetter quasi freigegeben an jeden, der blechen kann. Eine Welt, in der man sogar den Himmel kaufen kann, ist wirklich rettungslos verloren.

26 Kommentare zu “Warten auf Sabine Kaufmann

  1. Machet euch die Erde untertan, so heißt es doch. Wo das nicht ganz gelingt, da kleben wir ein Preisschild dran oder/und geben ihm oder ihr einen Namen. Ein Sturm, der wie eine ehemalige Mitschülerin heißt, kann doch nicht so schlimm sein.

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  2. Na ja, so ein Sturm, Hoch oder Tief ist ja dann auch wieder schnell vorbei, und nach möglichen Schadenregulierungen dann auch vergessen.
    Schlimm dagegen – und nicht aus dem Kopf zu kriegen sind so tumbe Schlager, wie: „Ein Stern, der Deinen Namen trägt…“ Der bleibt. Da hilft nur Gedächtnisverlust oder Ableben.

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  3. So ganz will mir das mit den Patenschaften für Wetterlagen nicht einleuchten, lieber Jule. Muss man dann wirklich überall seinen Namen Drauf Pflastern? Für mich ist es ein bisschen so wie die Schmiererei in der U-Bahn. Mitzi war da. Aber gut, will ich hoffen dass Sabine mehr Freude an ihrer häufigen Namensnennung hat, als diejenigen die ordentlich durchgepustet werden. Bei uns in München soll er ja erst heute Nacht kommen, aber ich freue mich schon jetzt auf die S-Bahnfahrt morgen früh. Liebe Grüße

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      • Leider musste ich mich doch ins Büro durchschlagen, lieber Jules. Zum Glück bin ich Frühaufsteher, bei mir vorhin die Bahnen noch und kaum war ich im Büro ging erst mal gar nichts mehr. Manchmal habe ich auch Glück mit der Bahn. Liebe Grüße

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