Ein bedauerlicher Effekt des Klimawandels ist das schamhafte Schweigen der Laubbläser. Vorbei die Zeiten, als schon im September die Männer mit Laubbläsern anrückten und die ersten dürren Blätter mit Lärm bekämpft haben. Da wurde dem Laub das faule Herumliegen gründlich ausgetrieben, auch das unverschämt laffe Kleben auf feuchten Gehwegen nicht länger geduldet. Wir können unseren Kindeskindern nur unzulänglich vorschwärmen, wie spätestens im Oktober das dürre Laub in Wellen davon geblasen wurde, wie tapfere Männer inmitten von Laubschwaden sich behauptet haben, die Gebläse todesmutig hineingehalten haben in dickste Laubhaufen, ohne je am Sinn ihres Tuns zu zweifeln. Echte Kerle eben, nicht solche Luschen mit „Flugscham“ und derlei lachhafter Klimabesorgnis. Wenn schon die Städte den Schwanz einziehen und das Laubblasen kaum noch wagen, wo sind die mutigen Besitzer privater Laubbläser? Hat der liebe Gott alle beim Scheißen erschlagen? Das wollen wir doch nicht hoffen. Ein Land ohne die vertraute Bigband der Laubbläser, ist das noch unser Land?
Man wird doch hier wohl noch laubblasen dürfen.
Idee:
Wer noch einen Laubbläser besitzt,
und diesen freiwillig abgibt,
bekommt dafür einen schönen Pustekuchen geschenkt.
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Ich stelle mir gerade vor, wie so ein Held eine Wiese reifer Pusteblumen mit einem Laubbläser systematisch „abräumt“. Dann packt er seine Höllenmaschine weg, und eine große Wolke Pusteblumensamen schwebt im sanften Frühsommerwind ganz still über das Land.
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Das ist ja pure Poesie, Herr Kollege!
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Danke, aber das braucht’s auch, sonst ist da ja nur der Laubbläserlärm.
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@ Lo
Pustekuchen aus Blätterteig, hehe.
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Ich kann Dich trösten: Die Gala-Menschen, von der Hausverwaltung engagiert, blasen hier noch jeden Dienstag, sagen die Nachbarn. Mittags bin ich selten da.
Im Garten greifen wir immer zur Harke. Strom haben wir nur mit Generator. Statt dafür Sprit zu schleppen, trinken wir lieber ein Feierabendbier.
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In Hannover liegt noch das ganze Laub, und kein Laubbläser zu hören.
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Klar, die liegen alle an der Leine.
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Wie wäre es übrigens mit einem rein mechanischen Laubbläser? Zu bedienen von zwei Mann. Der eine hält das eigentliche Gebläse. Das sieht aus wie ein herkömmlicher Zweitaktlaubbläser. Drin ist eine Luftschraube (oder mehrere hintereinander, wie bei der Turbine eines Flugzeugs), die den Luftstrom erzeugt. Der zweite sorgt für den Antrieb – er kurbelt eine (möglicherweise übersetzte oder schaltbare) Kurbel, die über eine Welle mit dem Blaswerk verbunden ist. Statt des aggressiv an- und abschwellenden Zweitaktlärms hört man nur ein verhaltenes Surren und das gelegentliche Fluchen des Kurbelmanns, wenn er Krämpfe in der Schulter kriegt oder sich beim Kurbeln irgendwo gestoßen hat. Und gelegentliche ungeduldige Bemerkungen des Frontmannes, der mehr Leistung einfordert.
Ich mag Steampunk…
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Ein irrwitziges Szenario!
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»Denn ein leiser Laubbläser… Das ergibt keinen Sinn. Dann könnte man das Laub ja genau so gut zusammenkehren und mit der Schippe aufsammeln.«
(Mario Thurnes)
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Der Laubbläser ist des Sysiophos von heute. Wie bewundere ich die Helden der Stadtreinigung (wahrscheinlich auch nicht mehr, sondern outgesourcste Leihrarbeiter aus Bulgarien), die das Laub unter parkenden Autos hervorblasen, zusammenrechen und sich den schönen Haufen dann vom nächtsen vorbeikommenden Fahrzeug wieder in alle Winde verwehen lassen.
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Ist tatsächlich heute Morgen passiert. Ich öffnete mein Fenster und schaute interessiert zu. Es waren zwei Frauen dabei, eine rothaarige und eine blonde mit Pferdeschwanz. Wie outgesourcst wirkten sie nicht. Früher wurden derlei Arbeiten zuverlässig von der Stadtreinigung erledigt, heute ist’s leider vielerorts privatisiert. Dafür spricht, dass ein wirtschaftlich planendes Unternehmen die Laubbläser und Laubsaugerfahrzeuge nicht fünfmal im Herbst losschickt, sondern in konzentrierte Aktion nur einmal.
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Hier laufen die Laubbläser noch.
Besser ein paar Tage Lärm, als jahrelang das Gesülze von der bevorstehenden Klimakatastrophe.
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