Gerade wollte ich loswettern gegen bekloppte TV-Quizformate, wollte schimpfen, dass auch und besonders das öffentlich-rechtliche Fernsehen die Köpfe der Menschen mit nutzlosem Wissen zumüllt und sie mit derlei Bildungsentertainment vom Selbstdenken abhält, wusch, geht meine Internetverbindung in die Knie. Aus, vorbei! Ich muss wieder zum Kartoffeldruck zurück, ein Bettlaken bestempeln und aus dem Fenster hängen lassen. Und alle werden hoch schauen und denken: Was wohnt denn da für ein Sonderling? Hat der nichts Besseres zu tun als sich zu ereifern?
Zum Glück funzt meine Verbindung inzwischen wieder, und ich kann meine Meinung sagen, ohne dass Passanten bedauernd den Kopf schütteln. Vielleicht hätte sich aber der eine oder andere Passant Gedanken gemacht, was die Zweckentfremdung der Kartoffel betrifft. Lebensmittel zu vergeuden, ist dem materiell verwöhnten Bürger der Industrienationen längst zur zweiten Natur geworden. Und jetzt reibt er sich verwundert die Augen über den bedrohlichen Zustand unseres Planeten. Als wäre er nicht die logische Folge der Gedankenlosigkeit zugemüllter Köpfe, des globalisierten Irrsinns unkontrollierter Finanzmärkte, der hemmungslosen Profitgier Einzelner und der törichten Regierungen dieses Planeten.
Uff, beinah vom Thema abgekommen. Ein anderes Beispiel von Bildungsentertainment: Vor Jahren haben das Goethe-Institut und der Deutsche Sprachrat nach dem besten eingewanderten Wort gesucht. Rund 3500 Menschen beteiligten sich am ersten Wettbewerb. Am häufigsten vorgeschlagen wurden Fisimatenten und Tohuwabohu. Das beste eingewanderte Wort wurde dann in Berlin gekürt. Finanziert hat der deutsche Steuerzahler diese prächtigen Fisimatenten, wie immer, wenn Wörter gekürt und prämiert werden wie Thüringer Würste, auch die Wörter und Unwörter des Jahres. Erfreulich ist die Tatsache, dass sich immer nur wenige tausend verwirrte Bürger an der Wortwurstwahl beteiligen. Doch wie klein das öffentliche Interesse an derlei Schnickschnack ist, wie mausklein der Erkenntnisgewinn, das hindert unsere Qualitätsmedien nicht daran, darüber zu berichten. So werden total überflüssige Themen gemacht, und für die massenhafte Verbreitung dieses Quarks werden lebendige Bäume gefällt, bis die Erde nur noch ein einziges Tohuwabohu ist, nämlich wüst und leer. Dabei hätte es im Falle von Tohuwabohu und Fisimatenten gereicht, Bettlaken aus den Fenstern der Goethe-Institute zu hängen.
wie herrlich furios und wie wohltuend, dieser Quark hat mich auch immer geärgert – (und mein internet geht auch dauernd kaputt), schönen tag, s
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Danke, da freut mich, mit dir überein zu stimmen. Meine Internetverbindung ist erfreulich stabil, nur manchmal steigt der Router, oder wie das Ding heißt, aus. und muss neu gestartet werden
Schönen Tag und Abend,
Jules
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Du kannst doch nicht einfach Bettlaken aus dem Fenster hängen. Weißt Du, unter welchen Bedingungen die Baumwolle dafür produziert wurde? Konventionell angebaute Baumwolle ist eine Katastrophe für die Umwelt. Vielleicht könntest Du die Kartoffeln direkt aus dem Fenster hängen. Obwohl das natürlich, da hast Du Recht, Lebensmittelverschwendung ist. Okay, mach das Fenster auf und SCHREI einfach raus: „Fisimatenten!!! Tohuwabohuuuuu!!!“ Möglicherweise halten die Nachbarn Dich dann für NOCH sonderlicher, aber wenigstens bist Du dann ein eingermaßen umweltbewusster Sonderling.
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Da hast du Recht. Allerdings hätte ich auf Bestände aus meine Aussteuer zurückgegriffen. 😉 Und im Ernst, die Umweltbilanz von Computern und Internet ist so katastrophal, da können ein paar alte Putzlappen kaum mithalten.
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Kartoffeln aus dem Fenster zu hängen ist für sich noch keine Lebensmittelverschwendung. Man kann die ja hinterher noch essen. Sogar wenn man sie zu Stempeln verarbeitet hat – zum Einfärben kann man ja Lebensmittelfarbe nehmen.
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Das Essen der Kartoffeldruck-Buchstaben ist sogar zu empfehlen. Von der Antike bis ins 19. Jahrhundert glaubte man, das Essen von Schrift mache klug. (Oder fromm, wenns Bibelstellen waren 😉
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Er könnte aber auch einfach diese „Russisch Brot“ Kekse aus dem Fenster hängen. Natürlich sollten die Buchstaben zu sinnvollen Informationen gruppiert sein („Russisch Brot“), Danach werden sie reingeholt und die vom Wind durcheinander gewirbelten Kekse („Ob Chris russt“ oder „Schiss Urbrot“ oder gar „Bis Storchs Ur“) werden gegessen.
Klingt nach einem tollen Plan.
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Sehr elegant, die Idee, allerdings nicht regenfest. Und für das Kleingedruckte nehmen wir dann Buchstabennudeln.
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Gut, daß Dein Internet wieder läuft. Es wäre doch etwas beschwerlich gewesen, ständig nach Hannover zu reisen, um keinen Deiner Einträge zu verpassen. Gut, andererseits – vielleicht hätte man bei Dir einen Kartoffelauflauf spendiert gekriegt.
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Dir persönlich zu begegnen, wäre mir mindestens einen Kartoffelauflauf wert gewesen.
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