In letzter Zeit beobachte ich bei mir eine seltsame Verhaltensweise. Wann immer ich etwas Nötiges zu erledigen habe, sagt mir eine innere Stimme, das könne ich doch auch morgen tun. Das passiert selbst dann, wenn mir die Vernunft sagt, dass ich dadurch in Bedrängnis gerate. Auch diesen Sachverhalt heute aufzuschreiben, riet mir die Stimme aufzuschieben. Man kann auf diese Weise sein ganzes Leben aufschieben. In manchen Fällen wird man dann von anderen geschoben, in anderen hat man den Nachteil, etwas entbehren zu müssen. Ich habe beispielsweise eine Rechnung von etwa 6 Euro zu bezahlen, müsste dazu aber die Rechnung suchen. Die Stimme sagt, ich solle mir die Suche sparen und warten, bis man mich mahnt, dann den Betrag sofort überwiesen, dann könne ich die Mahngebühr ignorieren. Man werde mich nicht wegen der Mahngebühr nochmals mahnen. Das ist einigermaßen gerissen. Blöd ist, wenn ich eigentlich aufstehen möchte und mir die 11. Etappe der Tour de France anschauen. Die Stimme sagt nichts, aber ich kann mich ums Verrecken nicht erheben, sondern bleibe sitzen und tippe hier einfach was.
An einer Sache hat mich die Stimme nicht hindern können: Ich war soeben bei der Post und habe endlich ein Rezensionsexemplar von Buchkultur im Abendrot abgeschickt, das ich schon eine Weile verschicken wollte. Davon habe ich nämlich eine überarbeitete und um einiges erweiterte Neuauflage erstellt (nur die Printversion). Darauf will ich auch hier im Teestübchen schon seit April hinweisen, aber die Stimme hat es mich immer wieder verschieben lassen. Wer das Buch noch nicht hat, sollte nicht länger aufschieben und es unbedingt jetzt kaufen. Es lohnt sich! Wer es schon hat, kann sich hier ergänzend das Ergebnis einer vergessenen Vorarbeit, ein PDF der ausführlich kommentierten Bibliographie herunterladen …
PDF Kommentierte Bibliographie
Das hatten wir doch schon mal. Ich muss jetzt mal eine Weile nachdenken, was die Ursache für dieses Procadingsbums ist. Ich gebe offen zu, dass ich das oft ähnlich mache, das ist so ein bisschen wie wenn man versuchen wolle, sich selbst zu überholen und dann aber immer über die eigenen Schnürsenkel stolpert. Viel Erfolg für dein Buch jedenfalls wünsche ich dir.
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Ja, ist leider eine unendliche Geschichte. Mit den Jahren kommt dieses Verhalten bei mir nur noch in Wellen. Manchmal habe ichs im Griff, manchmal nicht. Dein Bild vom Selbstüberholer, der über den Schnürsenkel stolpert, passt ziemlich genau. Danke für die guten Wünsche.
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Danke und gerne
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Ich schreibe jetzt nicht wie arg es bei mir gerade wieder ist, sonst erschreck ich vor mir selbst…
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Inzwischen glaube ich, es ist weniger die eigene Unzulänglichkeit, sondern systeminhärent. Das dir zum Trost.
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Danke.
Ich glaube es hat auch große psychodynamische Anteile. Aber die aufzudecken – das mach ich später…
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