Als Hannoveraner Neubürger bekam ich bei der Anmeldung ein Begrüßungspaket geschenkt. Das enthielt eine Hochglanzbroschüre vom „Zweckverband Abfallwirtschaft Region Hannover“ (aha), eine Rolle gelber Säcke vom Dualen System und einen Abfallabholkalender. Da wusste ich sofort, in Hannover wird Müll geschätzt. Man kriegt ihn gleich zur Begrüßung. Zu den Seltsamkeiten gehört die Organisation der Müllabfuhr. Man hat gelbe oder blaue Müllsäcke für Papier und Plastik. Die Säcke, so der Plan, sollen erst sonntags vors Haus gelegt werden. Das aber wird weitgehend ignoriert. Man wirft die Müllsäcke zu jeder beliebigen Zeit vor die Tür. Wo viel Müll herumliegt, werden die Leute großzügig und werfen noch weiteren Müll dazu, zumal die Müllwerker grundsätzlich etwas liegen lassen – wie andere Leute einen Pfennig im Portemonnaie belassen, damit sich das Geld vermehrt. Rund um einen Spitzahorn vor dem Haus, indem ich lebe, war auf diese Weise eine illegale Müllkippe entstanden. (1. Bild) Mehrfache Beschwerden bei der Stadt und beim Müllentsorger aha fruchteten nicht. Bild 2 zeigt eine Fotomontage, die ich damals aus Protest gemacht habe.
Im Jahr 2014 wurden der sich ständig erneuernde Müllberg endlich abgeräumt und die enge Betoneinfriedung des Baumes entfernt. Der Ahorn bekam ein großes Beet, für das meine damalige Obernachbarin die Patenschaft übernahm. Sie bepflanzte es hübsch mit Blumen und Stauden aus ihrem Schrebergarten. Leider habe ich versäumt, die blühende Pracht zu fotografieren. (Größer: Bitte klicken!)
Vor drei Jahren ist die Baumpatin weggezogen und niemand hat die Nachfolge angetreten. Inzwischen ist das Beet verwildert. Vor Ostern haben einer meiner Söhne und ich auf den kahlen Stellen Blumen ausgesät. Aber weil Passanten ihre Hunde darin scharren ließen, ist nichts daraus geworden. Damit das Beet nicht erneut zum Müllplatz oder gar zum Hundeklo verkommt, habe ich per Aushang meine Hausnachbarn zum Rekultivieren des Beets aufgerufen und in einem ersten Schritt zwei neue Blumen gepflanzt. Nur verstehe ich vom Gärtnern ganz und gar nichts, weiß nicht, was was ist und habe für Erdarbeiten nur eine mickrige Schaufel. Es gibt aber Hoffnung: Zwei Nachbarn wollen sich beteiligen.
- Verwildert
- Ebenfalls neu im Beet – ich weiß nicht, wie sie heißt
- Noch ein bisschen klein – die jüngst gepflanzte Sonnenblume
- Blühend Stauden (?) Straßenseite
Forsetzungsgeschichte Freitag 00:01
Die blühenden Stauden sehen etwas aus wie Wicken, das sind glaube ich keine Stauden. In diesem Fall ist aber völlig egal, wie sie heißen, solange es hübsch blüht und sich gegen Müllsäcke wehrt. Gute Aktion 🙋
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Du hast Recht, es sind Wicken. Ich muss nicht unbedingt Namen wissen, aber unterscheiden können zwischen wuchernden Pflanzen, die nicht blühen und Blumen. Mit einem Absperrband hatte die Baumpatin die Müllsäcke ausgeschlossen. Es dauerte nur wenige Tage, da hatte die Nachbarschaft akzeptiert, dass da kein guter Müllabladeplatz war. Ein Baum weiter war es nicht so einfach:

Bis heute werden dort noch Müllsäcke abgelegt.
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Schlechte Angewohnheiten halten sich leider besonders hartnäckig..
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Tolle Aktion!
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Danke für den Zuspruch, Sophia!
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Hui, damit spornst du mich an! Ich habe die Vision, die ganze Garagenzeile ordentlich mit einer Dachbegrünung zu bestücken…
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Mir scheint, das ist ein weit größeres Projekt. Wie lang ist denn die Zeile?
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Ungefähr 20 Garagen… Ja, ich weiß, aber ich will auch so einen Zettel machen. Und eine Fotomontage wie es aussähe wenn es grün wär. Immerhin betrifft es den Innenhof und damit ca. 100 Wohnungen
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Ich fürchte, dann brauchst du eine Baugenehmigung und eine Prüfung, ob die Garagenzeile die zusätzlich Dachlast tragen kann.
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Die Gegenübernachbarn haben das vor ca. 5 Jahren gemacht, da frag ich mal nach. Es muss dann auch eine Firma machen, die die Unterkonstruktion baut, denn momentan ist nur Dachpappe drauf. Aber wenn Menschen zum Mond fliegen können, lohnt sich zumindest der Versuch.
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Super!
Einer muss einfach mal anfangen.
Dann kann man zumindest hoffen, dass sich andere Nachbarn auch beteiligen.
Wenigstens in der Hinsicht, dass sie keinen Müll mehr dort entsorgen.
Denn ist es nicht so, dass Blumen einfach ein schöner Anblick sind, die das Herz erfreuen?
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Danke für den Zuspruch. Inzwischen hat mein Aufruf zwei Nachbarn aktiviert. Ich war mir nicht sicher, ob es gelingen würde und hatte eine Weile gezögert, weil ich den Frust fürchtete, falls niemand reagiert.
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🙂
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